4. September 2024, 19:53 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Haben wir uns in der Pandemie zu wenig mit dem weiblichen Wohlbefinden auseinandergesetzt? Eine jüngst veröffentlichte Studie wirft Licht darauf, inwiefern Stressfaktoren und eine veränderte Regelblutung zusammengehören. Durchgeführt wurde sie im spanischen Lockdown an fast 5000 Frauen – STYLEBOOK fasst Ihnen die Ergebnisse zusammen.
„Stress macht krank“ ist einfacher gesagt, als bewiesen. Und: Was bedeutet Stress überhaupt? Es scheint wie ein schwammiger Begriff, den jeder kennt, aber kaum einer definieren kann. Umso besser, dass neuste Forschungsergebnisse aus Spanien jetzt Klarheit schaffen. An ihnen wird sichtbar, welche Stressfaktoren die Menstruation beeinflusst haben. Das Ergebnis: Stress macht nicht nur krank, sondern stört auch den Zyklus.
Übersicht
Emotionaler Stress? Studie nimmt Lockdown in den Blick
Viele Regierungen haben aufgrund der immer weiter fortschreitenden Pandemie im Jahr 2020 auf Lockdowns gesetzt, so auch die spanische. Die Wissenschaftler Dr. Joaquim Calaf und Dr. Josep Perelló vom Institut für Reproduktionsgesundheit am Sant Pau Krankenhaus in Barcelona haben sich dies als Anlass genommen, Forschung zu betreiben.
Herausgekommen ist eine ausführliche Studie mit insgesamt 4 989 Frauen, die zwischen dem 14. März und dem 2. Mai 2020 in Spanien gelebt haben. Dabei wurden soziodemografische Merkmale, soziale und berufliche Aktivitäten, der psychologische Zustand, die sexuelle Aktivität und Veränderungen des Menstruationszyklus und Auswirkungen auf die Lebensqualität abgefragt. Die strenge Quarantäne dauerte in dem südeuropäischen Land von der zweiten Märzhälfte über den gesamten April an.
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Nicht Virus, sondern Stress Schuld
Die Ergebnisse sprechen für sich: Frauen, die während der Quarantäne mehr Stress erlebten, haben öfter von Unregelmäßigkeiten im Zyklus berichtet. Das bezieht sich auf die Dauer und Menge der Menstruation. 7,7 Prozent der Teilnehmerinnen erlebten sogar Amenorrhoe, also das Ausbleiben der Regel. Der Rest hatte mindestens eine Regelblutung in dem Zeitraum. 19 Prozent gaben außerdem an, dass ihre generelle Lebensqualität in der Zeit negativ durch die Menstruation beeinflusst wurde.
Vermutet wird, dass – entgegen der Erwartungen – nicht die Infektion mit COVID-19 für die veränderte Menstruation verantwortlich ist, sondern der mit dem Lockdown einhergehende emotionale Stress. Die Studie des Sant Pau Krankenhauses ist eine der umfassendsten Untersuchungen zum Thema Menstruation.
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Das bedeutet emotionaler Stress
Faktoren, die bei den Umfrageteilnehmerinnen während der Pandemie zu Stress führten, sind vielfältig: von der generellen Aktivitätseinschränkung über Angst vor der Krankheit bis hin zur Sorge um ihre Familie. Oft wurde während der Pandemie das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in den Fokus gestellt. Jetzt können Diskussionen über den Einfluss von emotionalem Stress auf die reproduktive Gesundheit der Frau angestoßen werden.
Die Pandemie hat viele Frauen durch die Vereinbarung von Beruf und Familie vor neue Herausforderungen gestellt. So etwas geht am Körper nicht ganz vorbei, und macht sich unter anderem an der Menstruation bemerkbar. Dank zielgerichteter Forschung in Bezug auf Frauengesundheit wird es hoffentlich in Zukunft einfacher, diesen negativen Einflüssen vorzubeugen …