8. November 2024, 13:53 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Was genau beeinflusst die erste Menstruation nach einer Geburt? Und welche Hilfen gibt es für Frauen, die dann unter stärkeren Regelblutungen leiden? STYLEBOOK klärt im Gespräch mit der Expertin für Frauengesundheit Dr. med. Daniela Bach auf. Aber Vorsicht, Spoiler: Es gibt dafür leider keine allgemeingültigen Antworten!
Viele Frauen berichten von schmerzhaften und starken Perioden nach einer Schwangerschaft. Prämenstruelle Symptome (PMS) können nach Abschluss des Wochenbetts ebenfalls stärker werden. Doch auch das Gegenteil tritt oft genug ein: Monatsblutungen, Schmerzen und andere prämenstruelle Symptome werden nach der Entbindung schwächer.
Übersicht
Nach der Geburt – Wochenbett und Stillen
Nach einer Entbindung müssen sich die weiblichen Hormone erst wieder normalisieren, bis ein geregelter Zyklus (wie vor der Geburt) überhaupt stattfinden kann. Wann genau die Periode wieder einsetzt, kann aber leider nicht pauschal beantwortet werden und variiert von Frau zu Frau. Ein wichtiger Indikator für den Zeitpunkt der ersten Blutung ist aber der Umfang und die Zeit des Stillens. Denn Stillen beeinflusst den Hormonhaushalt. Dabei wird das Hormon Prolactin vom weiblichen Körper produziert. Dies sorgt nicht nur für die Milchbildung, sondern beeinflusst auch den Zyklus stark.
„Frauen, die nicht stillen, können die erste Periode nach Abschluss des Wochenbetts haben, also sechs bis acht Wochen nach der Entbindung“, erklärt Gynäkologin und Gesundheitscoach Dr. Bach. „Wenn die Frau aber stillt, verschiebt sich die Periode entsprechend. Es gibt Frauen, die während der gesamten Dauer des ausschließlichen Stillens, also wenn das Baby nur mit Muttermilch ernährt wird, keine Periode haben. Andere stillen voll und bekommen trotzdem schon wieder ihre Blutung. Es gibt Frauen, die nicht mehr voll, sondern nur noch teilweise stillen und trotzdem erst nach einem halben Jahr, nach einem Jahr oder sogar erst nach 18 Monaten ihre Blutung wieder haben. Jede Frau ist anders und genauso verhält es sich auch mit der Blutungsmenge, der Blutungsstärke und den Schmerzen bei der ersten Periode nach einer Geburt. Auch da gibt es keine universellen Antworten.“
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Starke Blutungen, starke Schmerzen
Einige Frauen berichten, dass sie besonders die ersten Perioden nach einer Geburt stärker erlebt haben. Genauso wird aber auch das Gegenteil erzählt: Die Monatsblutungen werden nach der Entbindung schwächer und sogar kürzer. Und was sagt die Datenlage? „Bei den meisten Frauen pendelt sich der normale Zyklus, nach einer gewissen Zeit nach der Geburt wieder ein“, weiß Dr. Bach. „Doch wie lange das braucht, ist auch von Frau zu Frau ganz unterschiedlich. Ganz besonders wichtig aber ist zu wissen, warum die Frau nach der Entbindung stärker blutet.“
Warum verändert sich die Periode nach einer Schwangerschaft?
Nicht nur der Hormonhaushalt und der Zyklus verändern sich bei einer Frau nach der Schwangerschaft, sondern auch ihr Körper. „Um die Auswirkungen einer Geburt auf die Monatsblutung zu verdeutlichen, hilft es, wenn man sich vorstellt, dass der Uterus bei der Schwangerschaft immens wächst und gedehnt wird. Auch wenn die unmittelbare Rückbildung mit dem Wochenbett abgeschlossen wird, ist der Uterus noch nicht wieder so klein wie vor der Entbindung. Unter Umständen wird er das auch nicht mehr“, erklärt die Frauenärztin die körperliche Veränderung und deren Auswirkung auf die Stärke und Intensität der Periode. Sie fügt hinzu: „Die Regeneration und Rückbildung des gesamten Körpers nach einer Schwangerschaft und Geburt kann bis zu zwei Jahre dauern. In diesem Zeitraum werden Frauen nicht selten noch einmal schwanger. Dann dauert die Rückbildung natürlich dementsprechend noch länger.“
Anzahl der Schwangerschaften hat Einfluss auf die Stärke der Periode
Auch die Anzahl der Schwangerschaften hat einen Einfluss auf die Stärke der nachfolgenden Perioden. „Es kann sein, dass nach einer zweiten, dritten oder wievielten auch immer Schwangerschaft die Blutung erst einmal stärker ausfällt, weil der Uterus nach der Entbindung eben nicht wieder ganz so zierlich ist wie vor der ersten Schwangerschaft. Das kann auch bedeuten, dass die Wundfläche der Gebärmutterinnenwand jetzt größer ist und es deshalb zu einer verstärkten Monatsblutung kommt“, laut Dr. Bach. Doch diese Veränderungen können sich vorrangig in den ersten zwei Jahren nach der Geburt wieder einpendeln. Denn in diesem Zeitraum „tut sich noch ganz viel im Bereich der Rückbildung im gesamten Körper der Frau“, betont die Frauenärztin.
Wichtig ist aber vor allem, dass Frauen wissen, wann eine Menstruationsblutung nach der Entbindung zu stark ist. Als Faustregel gibt die Expertin an: „Wenn sie öfter als alle zwei Stunden die Vorlage wechseln müssen oder wenn die Vorlage nach einer Stunde wirklich sichtbar durchblutet ist und diese starke Blutung länger als einen Tag andauert, sollte unbedingt ärztliche Hilfe aufgesucht werden.“ Auch wenn weitere Symptome auftreten wie Fieber oder starke Schmerzen, rät Dr. Bach: „Bitte nicht heimlich still und leise leiden! Sondern wenn die Blutung wirklich stark ist, sich stark verändert hat und Sie in Ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind: dann ab zur Gynäkologin oder Gynäkologen. Und einmal abchecken lassen, ob organisch alles in Ordnung ist.“
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Maßnahmen bei starker Periode nach Schwangerschaft
Wenn Frauen nach der Entbindung anhaltend stärkere Blutungen aufweisen, kann die Hormonspirale eine Option sein, um die Beschwerden zu lindern. Denn die Spirale trägt dazu bei, „dass im Zyklusverlauf weniger Schleimhaut aufgebaut und damit deutlich weniger geblutet wird“, erklärt Dr. Bach.
Auch die Minipille wäre eine mögliche Maßnahme, um die Stärke der Monatsblutung unter Kontrolle zu bringen. Dabei handelt es sich um ein reines Gelbkörperhormon, das sich selbst während der Stillzeit sehr gut eignet. Denn Dr. Bach erläutert: „Das Gelbkörperhormon geht nicht in die Muttermilch über und beeinflusst auch nicht die Milchbildung.“
Beim Thema Verhütung spricht Dr. Bach den ersten Eisprung nach der Geburt an. Denn dieser passiert – meist unbemerkt – zwei Wochen vor der ersten Periode. Somit könnte eine weitere Schwangerschaft auch in der Stillzeit eintreten. „Das bedeutet, Stillen ist kein verlässlicher Verhütungsschutz“, betont die Frauenärztin. „Denn wir wissen nie, wann der erste Eisprung eintritt. Frauen, die also nicht planen, direkt wieder schwanger zu werden, sollten für eine verlässliche Verhütung sorgen. Dann kann die Minipille eine schöne Lösung sein.“