21. August 2023, 18:43 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Ein ziehendes Spannungsgefühl in den Brüsten macht den Blick in den Zykluskalender oft überflüssig: Es ist wieder so weit und die Periode steht vor der Tür. Die meisten Frauen leiden besonders vor und während der Menstruation unter Brustschmerzen. STYLEBOOK hat bei der Frauenärztin und Reproduktionsmedizinerin Dr. med. Heidi Gößlinghoff nachgefragt, woher sie kommen und wie man sie lindern kann.
Empfindliche, schmerzende Brüste sind eine der häufigsten Begleiterscheinungen der Periode – betroffen sind etwa 7 von 10 Frauen. Diese sogenannte Mastodynie tritt etwa 5 bis 10 Tage vor der Periode auf und ist als normaler Bestandteil des Menstruationszyklus zunächst einmal kein Grund zur Sorge. Dennoch sind Brustschmerzen während der Periode ein Symptom, auf das wir gerne verzichten können. Worin die Ursachen liegen und welche Mittel helfen, lesen Sie im Artikel.
Übersicht
Daher kommen Brustschmerzen vor und während der Periode
Brustschmerzen vor und während der Periode sind zunächst auf das Anschwellen der Brüste während dieser Zyklusphase zurückzuführen. Während der Luetalphase – also der Zyklusphase zwischen Eisprung und Menstruation – kommt es zu Wassereinlagerungen (sogenannten Ödemen) in der Brust. Ein Spannungsgefühl entsteht und sorgt für den unangenehmen Schmerz.
Über die Ursachen für die Brustschmerzen ist man sich dennoch nicht ganz einig. Wahrscheinlich ist jedoch, dass sie einem Überschuss bzw. Ungleichgewicht der Hormone zu verdanken sind: Das Brustgewebe wird vor allem von den Geschlechtshormonen Östrogen und Progesteron beeinflusst. „In der ersten Zyklushälfte wird hauptsächlich Östrogen produziert, in der zweiten Zyklushälfte Progesteron“, so die Frauenärztin Dr. med. Heidi Gößlinghoff. „Ein Ungleichgewicht dieser beiden Hormone wird für die Brustschmerzen verantwortlich gemacht“, fährt sie fort. „Progesteron bereitet die Brust auf das Stillen vor. Auch die kann zu Schmerzen kurz vor der Periode führen.“
Aber auch ein Überschuss an dem Milchbildungshormon Prolaktin kann die Brust vor der Periode größer und schwerer werden lassen – auch ganz ohne Schwangerschaft.
Diese Faktoren können Brustschmerzen während der Periode begünstigen
Während Brustschmerzen grundlegend zyklusbedingt sind, gibt es weitere externe Faktoren, die das Spannungsgefühl verstärken. „Begünstigt werden die Brustschmerzen zum Beispiel von einem schlechtsitzenden BH“, so Dr. Gößlinghoff zu STYLEBOOK. Außerdem kann auch die Ernährung mit den Schmerzen zusammenhängen: So gibt es einige Nahrungsmittel, die einen direkten Einfluss auf den Hormonhaushalt haben und diesen somit weiter aus dem Gleichgewicht bringen können. So lässt etwa Koffein den Östrogenspiegel steigen, während Salz durch seine wasserbindende Wirkung das Bilden von Flüssigkeitseinlagerungen verstärkt. Zusätzlich können hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille die Empfindlichkeit der Brüste vor und während der Periode beeinflussen.
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Das kann man gegen Brustschmerzen durch Periode tun
Tipp der Expertin: Tee und Bewegung
Laut Dr. Gößlinghoff gibt es einige Wege, Brustschmerzen vor und während der Periode zu reduzieren. Ihr persönlicher Favorit: Brennnesseltee. „In der Praxis habe ich mit großem Erfolg mit entwässernden Tees gearbeitet, wie zum Beispiel Brennnesseltee. 2–3 Tassen über den Tag verteilt, sorgen für die Ausschwemmung der Wassereinlagerungen.“ Zudem helfe zusätzliche Bewegung: „Eine positive Wirkung wird auch Yoga zugesprochen. B-Vitamine sollen ebenfalls einen günstigen Einfluss auf die Brustschmerzen haben.“
Der richtige BH
Etwa 70 bis 80 Prozent aller Frauen trägt die falsche BH-Größe – Tendenz kurz vor der Periode steigend. Die Wassereinlagerungen in der Brust sorgen dafür, dass diese fester und größer wird. Falls es Ihnen also so vorkommt, als würde Ihr BH währenddessen nicht richtig sitzen, ist das keinesfalls nur Einbildung. Um weitere Brustschmerzen durch Druck und Reibung zu vermeiden, sollten Sie also beim Kauf Ihrer Unterwäsche auf die richtige BH-Größe achten. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie sich in jedem Fachgeschäft ausmessen und zu Kreuzgrößen beraten lassen.
Für besonderen Komfort können während dieser Zyklusphase bequeme Sport-BHs sorgen. Diese haben meist breite Träger sowie ein breites Unterband und passen sich der Veränderung der Brust optimal an.
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Quarkwickel
Quarkwickel können bei Brustschmerzen während der Periode Linderung verschaffen. Quark wirkt nämlich abschwellend, entzündungshemmend und kühlend (deshalb hilft er beispielsweise auch bei einem Sonnenbrand). Dafür bestreichen Sie einfach eine Kompresse oder ein Baumwolltuch mit einer halben Quark-Zentimeterschicht und schlagen das Tuch noch einmal um. Den Quarkwickel legen Sie bei Bedarf für etwa 20 Minuten auf die Brust auf.
Mönchspfeffer
Ein weiteres Hilfsmittel gegen Brustschmerzen durch die Periode ist Mönchspfeffer. Dabei handelt es sich um eine Heilpflanze, die häufig bei Beschwerden durch PMS oder die Wechseljahre eingesetzt wird. Der Grund dafür ist seine hormonregulierende Wirkung. Mönchspfeffer senkt nämlich den Prolaktinspiegel, welcher für die Milchproduktion verantwortlich ist. Gleichzeitig setzt die Heilpflanze Dopamin frei und vermindert somit das unschöne Spannungsgefühl in der Brust.
Wohltuende Massagen
Eine einfache Massage kann bei Brustschmerzen vor und während der Periode Wunder bewirken. Sanfte, regelmäßige Massagen der Brüste verbessert die Blutzirkulation und sorgt für weniger Spannung. Unterstützend können Sie hierfür ein wohltuendes Massageöl verwenden. Diese unterstützen zusätzlich die Zellmembran.
Durch welche anderen Gründe kann die Brust schmerzen?
Brustschmerzen können nicht nur von der Periode herrühren. Neben der PMS können noch weitere Gründe für die Empfindlichkeit der Brust verantwortlich sein. Dr. Gößlinghoff hat ein Paar der Gründe zusammengefasst:
- Schwangerschaft
- Menopause
- Zysten und Knoten
- empfindliche Brustwarzen
- Brustkrebs
- seltenere Gründe: Herzinfarkt, Entzündungen in der Lunge oder ein Rippenbruch
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Brustschmerzen durch Periode – ab wann zum Arzt?
Brustschmerzen vor und während der Periode sind zunächst kein Grund zur Sorge. Sollten die Schmerzen jedoch so schlimm werden, dass Sie dadurch im Alltag eingeschränkt sind, kann ein Besuch beim Gynäkologen nicht schaden. Dieser kann entweder mit Entzündungshemmern oder einer angepassten Hormontherapie helfen. Außerdem sollten Sie auch auf Wärmeentwicklung achten. „Eine Rötung und Überwärmung der Haut deuten auf eine Brustentzündung hin. Auch diese gehört abgeklärt“, so die Expertin.
Wichtig: Falls Sie beim regelmäßigen Abtasten ungewohnte Dinge, wie kleine Knötchen, Ausfluss oder oberflächliche Verletzungen, wie zum Beispiel durch einen Stoß feststellen, sollten Sie nicht zögern, einen Arzt aufzusuchen, um andere Gründe für die Brustschmerzen auszuschließen.
Quellen
- mit fachlicher Beratung von Dr. med. Heidi Gößlinghoff, Frauenärztin und Reproduktionsmedizinerin
- Prevalence and impact of cyclic mastalgia in a United States clinic-based sample, American Journal of Obstetrics & Gynecology