22. Juni 2017, 11:17 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bei Fitnessbloggern gehört es höchstens mal am ‚Cheatday’ auf den Speiseplan: Weißbrot. Ungesund, nicht sättigend, dick machend, so der Ruf von hellem Toast, Baguette & Co. Aber stimmt das wirklich oder ist das alles nur ein Mythos? Eine israelische Studie bringt jetzt neue Erkenntnisse.
Schon lange hat reines Weizenbrot nicht mehr den guten Ruf wie zu Zeiten des Toast-Hawaii in den 1950er Jahren. Auf Anhieb fallen uns viele Gründe ein, warum es eigentlich nicht in den Einkaufskorb sollte, warum dunkles Vollkornbrot so viel bekömmlicher und gesünder ist. Aber stimmt das überhaupt? Oder sind helle Backwaren besser als ihr Ruf? Eine Studie des israelischen Weizmann-Instituts hat sich dieser Frage angenommen.
Die Studie
Zwei Gruppen à 10 Teilnehmer sollten eine Woche lang überdurchschnittlich viel Brot essen – eine Gruppe nahm industriell gefertigtes Weißbrot zu sich, die andere frisch gebackenes Vollkornbrot. Nach der ersten Testphase gab es eine zweiwöchige Pause, danach wurden die Gruppen getauscht. Während des Tests wurden regelmäßig Blutzuckerspiegel, Mineralstoffgehalt, Cholesterin-, Leber- und Nierenwerte der Probanden gemessen. Auf diese Weise wollten die Ernährungswissenschaftler herausfinden, welche Auswirkungen der Konsum von Weißbrot auf unseren Organismus hat.
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Das überraschende Ergebnis
In einem Artikel der Zeitschrift Cell Metabolism stellen die Wissenschaftler nun ihre Ergebnisse vor. „Es konnten keine klinisch relevanten Unterschiede der Auswirkungen zwischen dem Konsum von Weiß- und Vollkornbrot gemessen werden”, erklärt einer der Forscher. Weitergehend fanden sie aber heraus, dass jeder Mensch anders auf die verschiedenen Brotsorten reagiert: „Der Blutzucker verschiedener Personen reagiert teilweise unterschiedlich auf dasselbe Lebensmittel. Eine Ernährungsempfehlung kann damit nur individuell ausgesprochen werden, da die Reaktion von den Eigenschaften jedes einzelnen abhängt.”
Kritik an der Studie
Doch die Studie weist Lücken auf: So wird von einer Durchschnittsperson im Alltag deutlich weniger Brot konsumiert, als es während der Studie der Fall war. Und: Für ein repräsentatives Ergebnis müsste eine weitaus größere Anzahl von Probanden über einen längeren Zeitraum getestet werden – mehrere Jahre oder Jahrzehnte.
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Auswirkungen auf die Verdauung
Nicht erst seit heute steht fest, dass Vollkornbrot nicht für jeden Menschen gleich gut verträglich ist, da der Magen-Darmtrakt bei der Verdauung sehr beansprucht wird. Weizenbrot ist durch die einfachere Struktur der Kohlenhydrate deutlich leichter zu verdauen, was beispielsweise für Menschen mit Sodbrennen durchaus wichtig sein kann. Zudem sind auch Qualitätsunterschiede – industriell gefertigt vs. frisch gebacken vom Bio-Bäcker – bei der Bewertung der Backwaren nicht zu vernachlässigen.
Generell gilt wie bei so vielem: Weißbrot-Konsum in Maßen ist weder ungesund noch schädlich. Im Fokus sollte eine bewusste und ausgewogene Ernährung stehen. Wir dürfen also hin und wieder guten Gewissens zu Toast, Burger und Bruschetta greifen. Und das nicht nur im Italienurlaub.