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Expertin ordnet ein

Schön durch Kapseln, Beauty-Gums und Co.? Das bringen Nahrungsergänzungsmittel wirklich 

Sind Nahrungsergänzungsmittel wirklich Beauty-Booster?
Sind Nahrungsergänzungsmittel wirklich Beauty-Booster? Foto: Getty Images
freie Autorin bei STYLEBOOK

22. Oktober 2024, 14:11 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Schönheit von innen – das liest sich erst mal gut. Unter dieser Kategorie findet man in der Drogerie oder online zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel, die volles Haar, schöne Haut und mehr versprechen. Doch funktioniert das: Statt teuren Beauty-Treatments oder mühsamer gesunder Ernährung einfach ein paar Tabletten einnehmen oder Gummibärchen snacken? STYLEBOOK macht den Faktencheck gemeinsam mit einer Ernährungswissenschaftlerin. 

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Wer sich für Beauty-Themen interessiert und auf Social Media unterwegs ist, hat bestimmt schon das ein oder andere Reel gesehen, indem Influencer für ein Nahrungsergänzungsmittel werben. Das soll wahlweise zu straffer Haut, supertoller Haarpracht oder einfach einem wacheren Look verhelfen.

Ernährungswissenschaftlerin klärt über Nahrungsergänzungsmittel auf

Dahinter stecken u. a. Marken wir „More Nutrition1“, „Bears with Benefits“ oder „AG1“. Sie alle haben gemeinsam, dass sie Nahrungsergänzungsmittel vertreiben, die durch ihre Inhaltsstoffe angeblich nicht nur zu einem gesünderen Lebensstil verhelfen sollen, sondern auch eine direkte Wirkung auf das Äußere haben sollen. „Sollen“ wohlgemerkt. Denn darüber, wie genau die verschiedenen Stoffe in den Nahrungsergänzungsmitteln tatsächlich auf das Aussehen wirken, wird meistens vage formuliert. „Schönes Haar – Bärchen für Bärchen“ wirbt etwa der Hersteller „Bears with Benefits“ auf seiner Homepage. Was genau man unter „schönes Haar“ versteht, bleibt unklar.

Ob Nahrungsergänzungsmittel etwas bringen, hat STYLEBOOK die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Angela Bechthold gefragt. Sie hat den Ratgeber „Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente. Was Mikronährstoffe können und wie viel wir davon brauchen“ geschrieben, der in jüngster Vergangenheit von „Stiftung Warentest“ veröffentlicht wurde. 

Nahrungsergänzungsmittel für mehr Schönheit? Das sollten Sie vor der Einnahme wissen 

Ganz allgemein gelte: Wer gesund isst, benötigt keine zusätzlichen Nährstoffe wie Vitamine oder Spurenelemente in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, stellt die Expertin klar. Am besten sollten Menschen, die den Verdacht haben, an einem Mangel zu leiden, das immer zuerst von einem Arzt abklären lassen. Denn wenn gar kein Bedarf besteht, kann die zusätzliche Einnahme von Vitaminen und Co. sogar gefährlich werden! Da eine Überdosierung bestimmter Stoffe gesundheitsschädliche Nebenwirkungen haben.

„Wir haben mit den Lebensmitteln, die hier verfügbar sind, die Möglichkeiten, unseren Bedarf an Mikronährstoffen mit der Ernährung abzudecken“, weiß Bechthold. Dennoch landen zahlreiche Präparate in den Handel. Das Problem? Bei allen schönen Werbeversprechen und subjektiven Erfolgsberichten, eine tatsächliche Wirkung lässt sich selten überprüfen. Noch dazu gibt es in der Europäischen Union (EU) zwar bestimmte Werberichtlinien für Nahrungsergänzungsmittel – die Unternehmen nutzen jedoch alle Tricks und Schlupflöcher, um beim Verbraucher den gewünschten Eindruck zu erwecken.  

Welche Aussagen sind bei Nahrungsergänzungsmitteln erlaubt?  

Bechthold erklärt: „Es gibt in Europa die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, die EFSA, die überprüft die Wirkungen von Nährstoffen und Nahrungsinhaltsstoffen“. Dort gibt es eine Positivliste mit zugelassenen, wissenschaftlich bewiesenen Aussagen, die Hersteller im Hinblick auf die enthaltenen Stoffe tätigen dürfen. Deswegen darf auf Biotin-Kapseln tatsächlich ein Satz stehen, wie „trägt zur Erhaltung normaler Haare bei“, weil ausreichend Biotin für Haut und Haar wichtig ist. Diese Aussage ist an sich also richtig und erlaubt, bedeute aber nicht, dass damit jemand automatisch eine schöne lange Haarpracht bekommt.2 

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Aussagen zu einer Heilwirkung sind für Nahrungsergänzungsmittel in keinem Fall erlaubt. Denn: Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel und keine Arzneimittel. Nahrungsergänzungsmittel dürfen ohne Zulassungsstudien auf den Markt kommen. Auch der Nährstoffgehalt in den als Nahrungsergänzungsmittel verkauften Brausetabletten, Beauty-Drinks, Kapseln und Tabletten entspricht im Vergleich zu Arzneimittelpräparaten nicht unbedingt der angegebenen Dosis. „Das wird von Verbraucherzentralen auch immer wieder untersucht. Da werden dann große Abweichungen sowohl nach unten als auch nach oben festgestellt. Bei Arzneimitteln kann man sich einfach sicher sein, dass die Dosis, die draufsteht, auch drin ist und für die intendierte Wirkung geeignet ist“, so Bechthold. 

Hyaluron und Q10 – hilft in Cremes oder im Lippenstift, aber nicht in Kapselform

Hinzu kommt nämlich: Stoffe, die im Körper eine bestimmte Aufgabe haben wie Hyaluronsäure für eine volle, straffere Haut, helfen nicht automatisch, wenn sie in Kapsel- oder Tablettenform zu sich genommen werden. Auch der Verweis auf vermeintlich hochwissenschaftliche Studien bedeutet nicht automatisch, dass ein Produkt wirklich wirksam ist. Auf Präparaten gegen Falten mit dem Wirkstoff Q10 findet sich dann unter anderem der Hinweis auf einen Produktanwendertest unter 30 Teilnehmern, von den 80 Prozent eine Verbesserung des Hautbildes festgestellt haben.  

„Man muss darauf achten, wer der Absender für solche Aussagen ist – also ob das jetzt tatsächlich eine aussagekräftige wissenschaftliche Studie war. Dann müsste das mit Quellen hinterlegt sein – und auch wenn das der Fall ist, müsste man dann noch genau hinsehen. Wer hat diese Studie finanziert, wie viele Menschen wurden da untersucht, wie war das Studiendesign und so weiter. Das kann ein Verbraucher so auf den ersten Blick gar nicht leisten“, ordnet die Ernährungswissenschaftlerin ein. 

Auch interessant: Hat das Coenzym Q10 wirklich eine Anti-Aging-Wirkung auf die Haut?

Biotin, Keratin, Zink und Kieselerde: Verbessern die Stoffe in Nahrungsergänzungsmittel wirklich Haut, Haar und Nägel? 

Wer für ein schöneres Hautbild, volles Haar und feste Nägel zu Präparaten mit Biotin, Keratin oder Zink greife, helfe damit vor allem den Herstellern, die damit viel Geld verdienen. „Sie suggerieren in ihrer Werbung häufig, dass mit einer Extra-Dosis von einem bestimmten Nährstoff auch eine Extra-Wirkung erzielt werden kann. Eine Extra-Dosis hat aber keine Extra-Wirkung, sofern sie nicht einen Mangel ausgleicht. Aber darüber hinaus: Viel hilft nicht viel.“ 

Wie sieht es wiederum mit klassischen Mitteln wie Kieselerde aus? „Der Hauptbestandteil ist Silizium und das ist kein essenzieller Nährstoff. Bei Silizium weiß man gar nicht, ob der lebensnotwendig ist. Es wird diskutiert, dass er für das Bindegewebe und Knochen eine Rolle spielt, aber es ist nicht nachgewiesen. Insofern stellt sich die Frage, ob man Silizium überhaupt benötigt“, sagt Bechthold. Bislang gebe es keinen Beweis dahin gehend, dass eine Einnahme von Silizium oder Kieselerde in einer Form Gesundheit oder Schönheit diene. 

Die Vagina-Gummibärchen von Kourtney Kardashian sind ein Marketingtrick vom Feinsten 

Auch die Wirkung der vor einigen Monaten auf den Markt gebrachten Vagina-Gummibärchen in Anlehnung an das Original-Produkt von Kourtney Kardashian, die für eine bessere Scheidenflora und einen besseren Duft sorgen sollten, ist nicht nachgewiesen. Denn Inhaltsstoffen wie Probiotika, Ananas-Extrakt und auch Vitamin C konnten bislang kein direkter positiver Effekt auf die Gesundheit oder das äußere Erscheinungsbild – genauer gesagt in diesem Fall Duftbild der Vagina nachgewiesen werden. 

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Oft nutzen die Hersteller den Trick aus, dass Verbraucher mit bestimmten Stoffen positive Assoziationen verbinden. Probiotika gelten als gut für die Verdauung. Allerdings sind gesundheitsbezogene Werbeaussagen für Probiotika gar nicht erlaubt. Also fügen die Hersteller Vitamine oder andere Nährstoffe bei, für die solche Aussagen wiederum erlaubt sind.  

Auch interessant: Wissenschaftlerin kritisiert Vagina-Fruchtgummis von Kourtney Kardashian

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Ist natürlich immer besser? Supplements mit Aloe vera, Gerstengras oder Bierhefe im Check 

Gerstengras, Aloe vera oder Bierhefe zum Einnehmen für schöne Haut und starkes Haar? Klingt zunächst harmlos, kann aber ebenso zum Gesundheitsrisiko werden. „Da kommen auch immer wieder Warnungen von Lebensmitteluntersuchungsämtern und auch von Verbraucherschutzeinrichtungen, dass entsprechende Nahrungsergänzungsmittel häufig verunreinigt sind mit krankheitserregenden Bakterien, zum Beispiel E. Coli“, sagt die Expertin. 

Auch Rückstände von Schwermetallen und anderen krebserregenden Substanzen seien nicht selten. „Abgesehen davon gibt es gar nicht die Notwendigkeit, erst einen Extrakt zu erzeugen und den dann einzunehmen. Der Körper kann wertvolle Nahrungsinhaltsstoffe wie sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe über ganz normale Lebensmittel bekommen“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin.

Ein ausgewogener Lebensstil, wenig bis gar kein Alkohol, der Verzicht auf das Rauchen und wenig Stress helfen dem äußeren Erscheinungsbild dann am Ende wohl mehr als jedes Beauty-Supplement aus der Drogerie. 

Themen #AmazonNutrition Gesunde Ernährung

Quellen

  1. Die falschen Versprechen von More Nutrition, Foodwatch ↩︎
  2. Grauzone Influencer-Werbung für Nahrungsergänzungsmittel, Verbraucherzentrale Brandenburg ↩︎
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