21. November 2016, 10:50 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Pünktlich zur Grippe-Saison hagelt es gute Ratschläge, wie man Krankheiten am besten vorbeugen kann. Aber lässt sich der Körper wirklich durch eine heiße Sauna, eiskalte Duschen oder Sport im Schnee stählen?
Öfter mal in eine Wanne voll Eis steigen, im Regen herumspazieren oder in der Sauna schwitzen: Es gibt angeblich viele Methoden, sich abzuhärten, um Krankheiten im Winter vorzubeugen. Aber ist das wirklich so einfach?
Dermatologin erklärt Vor- und Nachteile Kalt oder Heiß? Diese Duschtemperatur fördert Ihre Gesundheit am meisten
Tipps vom Experten Was hilft bei Wassereinlagerungen in der Schwangerschaft?
Skincare Eisbaden für straffe Haut – das sollten Sie beachten
Helfen regelmäßige Saunagänge?
Darauf können regelmäßige Saunagänge Einfluss nehmen – über Umwege. Finnische Forscher haben herausgefunden, dass diese zu einer erhöhten Lebenserwartung führen, wenn nach dem Saunagang ein Kaltbad folgt. „Die starken Temperaturschwankungen regen das kardiovaskuläre System an und wirken ähnlich wie ein leichtes sportliches Training“, erklärt Prof. Herbert Löllgen, Facharzt für Innere Medizin und Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP)
Das hat auch Auswirkungen auf die Infektanfälligkeit: „Durch die verbesserte Durchblutung werden auch mehr Lymphozyten in die Schleimhäute transportiert und mehr Abwehrstoffe produziert. Dadurch können Viren direkt abgewehrt werden“, sagt Joachim-Michael Engel, Experte der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und ärztlicher Direktor der Epikur Rheumapoliklinik in Bad Liebenwerda. Zudem kann der Körper bei guter Durchblutung besser auf einen Mangel an Abwehrzellen in den Schleimhäuten reagieren. Engel betont jedoch: „Wer nur zu Beginn der Grippesaison drei Mal in die Sauna geht, wird sicherlich keinen Effekt erwarten können“
Warm-Kalt-Reize wie beim Saunagang verbessern langfristig auch die Thermoregulation des Körpers. Je besser die Thermoregulation, umso besser kann der Körper mit kalten Temperaturen umgehen. „Heute leben wir ja fast überall in regulierten Temperaturen um die 25 Grad – im Haus, im Auto, im Büro. Natürliche Kältereize sind verloren gegangen“, beklagt Engel. Die Folge: Man friert schneller.
Hat kaltes Duschen Auswirkungen auf das Immunsystem?
Bei täglichen kalten Duschen hingegen konnten niederländische Forscher keine Auswirkungen auf die Infektabwehr feststellen. Trotzdem gibt es mindestens einen positiven Nebeneffekt: „Tägliches kaltes Abduschen ist zumindest für die Gefäße in den Beinen gut und fördert die Venen- und Arterienfunktion“, so Löllgen
Was hilft wirklich?
Wissenschaftlich am besten nachgewiesen sind die Effekte von Sport auf die Infektabwehr. „Wir wissen, dass im Blut von Sportlern nicht nur mehr funktionelle Immunzellen zu finden sind, sondern diese sind auch effektiver in der Bekämpfung von Bakterien“, so Karsten Krüger von der Universität Gießen. Und auch Prof. Löllgen sagt: „Ein regelmäßiges moderates Training stärkt das Immunsystem. Einen Effekt spürt man jedoch frühestens nach vier bis sechs Wochen.“
Wer langfristig etwas für seine Infektabwehr tun möchte, sollte ganzjährig aktiv sein. „Man kann auch im Winter draußen trainieren. Allerdings sollte man sich längere Aufwärmphasen gönnen und die Beine warmhalten. Andernfalls droht Verletzungsgefahr“, sagt Löllgen. In kurzer Hose bei Eiseskälte zu joggen, ist also keine sinnvolle Abhärtungsmethode, sondern riskant für die Sehnen. Zudem raten Ärzte Menschen über 40 Jahren oder mit Vorerkrankungen am Herzen, sportliche Aktivitäten oder Saunagänge mit einem Arzt zu besprechen.