20. November 2024, 17:04 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Fruchtbarkeit und der richtige Zeitpunkt, um schwanger zu werden, sind Themen, die viele Frauen beschäftigen. Ob Sie Ihre fruchtbaren Tage bestimmen oder die Fruchtbarkeit verbessern möchten – STYLEBOOK hat mit der Gynäkologin und Reproduktionsmedizinerin Dr. Heidi Gößlinghoff gesprochen.
Einmal von vorn: Wann ist eigentlich der „beste“ Zeitpunkt um schwanger zu werden? Tatsächlich liegt dieser zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr. In dem Alter haben die Eizellen die geringsten genetischen Defekte und die Schwangerschaftsrate ist am höchsten. Aber auch später gibt es Möglichkeiten, die Chancen zu optimieren. Dr. Gößlinghoff erklärt: „Die fruchtbarsten Tage liegen ein bis drei Tage vor dem Eisprung. In diesem Zeitraum haben Spermien die besten Voraussetzungen, um zur Eizelle zu gelangen und sie zu befruchten.“ Doch wie berechnen wir am besten unsere Fruchtbarkeit?
Übersicht
Eisprung erkennen – Temperaturkurve und andere Anzeichen
Um den Eisprung und damit die fruchtbaren Tage zu bestimmen, gibt es verschiedene Methoden. Eine der zuverlässigsten ist die Temperaturmethode.
Temperaturkurve führen
Messen Sie täglich zur gleichen Zeit Ihre Basaltemperatur. „In der ersten Zyklushälfte ist die Temperatur niedriger. Kurz vor dem Eisprung fällt sie leicht ab und steigt dann um etwa ein halber Grad an, bleibt in der Hochlage bis zur Periode“, so Dr. Gößlinghoff. Der Anstieg markiert den Eisprung.
Weitere Anzeichen
Klarer, dünnflüssiger Zervixschleim und ein gesteigertes Lustempfinden können ebenfalls auf den Eisprung hinweisen. Tipp: Wer sich unsicher ist, kann zusätzlich Ovulationstests nutzen, die den Anstieg des LH-Hormons messen.
Einfluss von Alter und Lebensstil auf die Fruchtbarkeit
Mit zunehmendem Alter nimmt die Fruchtbarkeit ab. „Ab dem 35. Lebensjahr sinkt die Schwangerschaftsrate deutlich, ab 40 sogar drastisch“, erklärt die Expertin. Doch auch der Lebensstil spielt eine Rolle:
- Negative Einflüsse: Rauchen, Stress, Schlafmangel und Bewegungsmangel können die Fruchtbarkeit reduzieren.
- Positive Einflüsse: Eine ausgewogene Ernährung mit frischen, pflanzenbasierten Lebensmitteln unterstützt den Körper.
Wann die Krankenkasse hilft
Ob die Kosten für Untersuchungen von der Krankenkasse übernommen werden, hängt vom Alter und Familienstand ab:
- Verheiratet: Ab 35 Jahren wird nach sechs Monaten, darunter nach einem Jahr mit Diagnostik begonnen.
- Unverheiratet: Leider müssen Paare die Kosten selbst tragen.
Hat hormonelle Verhütung Einfluss auf die Fruchtbarkeit?
Viele Frauen machen sich Sorgen, dass die Einnahme der Pille ihre Fruchtbarkeit langfristig beeinträchtigen könnte. „Das ist in der Regel nicht der Fall“, beruhigt Dr. Gößlinghoff. Allerdings kann es nach dem Absetzen etwas dauern, bis sich der Zyklus normalisiert, insbesondere bei Vorerkrankungen wie dem Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS).
Die Rolle der Spermienqualität
Auch die Spermienqualität ist entscheidend für den Kinderwunsch. „Ein schlechtes Spermiogramm kann die Zeit bis zur Schwangerschaft verlängern. Daher sollten sich auch Männer gesund ernähren und schädliche Gewohnheiten wie Rauchen vermeiden“, rät Dr. Gößlinghoff.
Mythen rund um die Fruchtbarkeit
Es gibt zahlreiche Mythen, die sich hartnäckig halten. Dazu gehört die Annahme, dass man nach dem Geschlechtsverkehr die Beine hochlegen muss. „Das ist statistisch nicht belegt“, so Dr. Gößlinghoff. Auch die Idee, dass längere Abstinenz die Spermienqualität erhöht, stimmt nicht: „Regelmäßiger Verkehr ist effektiver.“
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Fazit: Planung ist der Schlüssel
Wer die Fruchtbarkeit gezielt berechnen möchte, hat mit Temperaturkurven, Ovulationstests und einem gesunden Lebensstil gute Werkzeuge an der Hand. Und lassen Sie sich unbedingt bei Unsicherheiten von Ihrer Frauenärztin beraten – eine frühzeitige Abklärung kann viele Fragen klären.