24. Mai 2024, 14:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Geburt eines Kindes ist ein natürlicher Prozess, der normalerweise innerhalb von 40 Wochen nach Beginn der Schwangerschaft eintritt. In einigen Fällen kann es jedoch zu Verzögerungen oder Komplikationen kommen, die eine Geburtseinleitung erforderlich machen. Diese Maßnahme wird von medizinischem Fachpersonal durchgeführt, um die Gesundheit der Mutter und des Kindes zu schützen.
Die häufigste Indikation für eine Geburtseinleitung ist die Überschreitung des errechneten Geburtstermins. Bei einer echten Übertragung, die etwa 14 Tage nach dem errechneten Termin eintritt, besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. STYLEBOOK sprach mit der Gynäkologin Dr. Heidi Gößlinghoff darüber, wann eine Einleitung notwendig ist und welche unterschiedlichen Methoden es dabei gibt.
Übersicht
Warum wird die Geburt eingeleitet?
Einige Gründe für eine Einleitung können sein:
- Ein vorzeitiger Blasensprung
- Zu wenig Fruchtwasser
- Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie)
- Schwangerschaftsdiabetes
- Abnehmende Kindsbewegungen
- Unverhältnismäßig großes Kind
- Ungenügende Versorgung des Kindes
Es ist wichtig zu beachten, dass die Entscheidung für eine Einleitung in enger Abstimmung zwischen der werdenden Mutter und ihrem medizinischen Team getroffen wird.
Risiken der Geburtseinleitung
Obwohl eine Geburtseinleitung oft notwendig ist, um potenzielle Risiken für Mutter und Kind zu reduzieren, birgt sie auch einige Risiken:
Kann schmerzhafter sein
Zudem intensivieren sich medikamentös induzierter Wehen rasch, während die körpereigene Produktion schmerzlindernder Endorphine nicht im gleichen Tempo Schritt halten kann. Dies führt oft zu einem hohen Schmerzniveau bei eingeleiteten Geburten. Hier können jedoch Schmerzmittel oder eine Periduralanästhesie (PDA) Linderung bringen.
Wehen sind zu stark
Zusätzlich besteht die Gefahr einer Hyperstimulation durch die Medikamente, die als Wehensturm bezeichnet wird. Dabei treten die Wehen zu stark und zu häufig auf, mit nur kurzen Pausen dazwischen, was der Gebärenden kaum Zeit zur Erholung lässt. Dies kann sowohl körperlich als auch emotional äußerst schmerzhaft und belastend sein. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, werden oft wehenhemmende Medikamente eingesetzt.
Höhere Wahrscheinlichkeit auf Kaiserschnitt
Besonders bei Erstgebärenden steigt bei medikamentös eingeleiteten Geburten die Wahrscheinlichkeit für einen Einsatz von Zange oder Kaiserschnitt. Die Babys wiederum reagieren häufig mit Stress und Sauerstoffmangel, da ihr Geburtszeitpunkt möglicherweise noch nicht optimal ist.
Zusätzliche Nebenwirkungen
Darüber hinaus besteht bei eingeleiteten Geburten ein leicht erhöhtes Risiko für Gebärmutterrisse oder vorzeitige Plazentaablösungen. Auch können die Blutungen nach der Geburt verstärkt sein, da sich die Gebärmutter möglicherweise nicht schnell genug zusammenzieht. Zusätzlich kann ein erhöhtes Infektionsrisiko für die Gebärmutter bestehen. Werden diese Nebenwirkungen frühzeitig erkannt, sind sie gut zu behandeln.
Wann wird von einer Geburtseinleitung abgeraten?
In einigen Krankenhäusern wird Frauen, die bereits einen Kaiserschnitt hatten, von einer medikamentösen Geburtseinleitung abgeraten. Das Narbengewebe der Gebärmutter könnte den zusätzlichen Belastungen einer eingeleiteten Geburt nicht standhalten.
Methoden der Geburtseinleitung
Die Geburt kann auf verschiedene Weisen eingeleitet werden, abhängig von der Situation der Mutter und des Kindes sowie den Vorlieben des medizinischen Personals. Zu den häufig verwendeten Methoden gehören:
- Medikamentöse Geburtseinleitung: Hierbei werden Wirkstoffe wie Oxytocin oder Prostaglandine verwendet, um Wehen auszulösen und den Cervix (Muttermund) zu erweichen.
- Mechanische Geburtseinleitung: Mechanische Methoden wie die Eipolablösung oder der Einsatz eines Ballon-Katheters können ebenfalls zur Geburtseinleitung eingesetzt werden, indem sie Druck auf den Cervix ausüben oder Prostaglandine freisetzen.
- Öffnen der Fruchtblase: Bei dieser Methode wird die Fruchtblase vorsichtig geöffnet, um den Beginn der Wehen zu stimulieren, jedoch nur bei einem reifen Cervix und guter Lage des kindlichen Kopfes.
Misoprostol als Alternative
Misoprostol ist erst seit September 2020 zur Geburtseinleitung in Deutschland zugelassen, insbesondere bei einer unreifen Zervix ab der 37. Schwangerschaftswoche. Dieses Hormon löst Wehen aus und wird unter engmaschiger Überwachung verabreicht.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat die Wirksamkeit und Sicherheit von Misoprostol im Vergleich zu anderen Methoden wie Dinoproston untersucht, um fundierte Empfehlungen für die klinische Praxis zu geben.
Geburtseinleitung – ja oder nein?
Die Entscheidung zur Geburtseinleitung ist komplex und sollte individuell getroffen werden, unter Berücksichtigung der Gesundheit von Mutter und Kind sowie der Präferenzen der Mutter. Eine enge Kommunikation zwischen der werdenden Mutter und ihrem medizinischen Team ist entscheidend, um die bestmögliche Versorgung sicherzustellen.
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Wehen fördern mit natürlichen Methoden?
Neben den medizinischen Interventionen können Schwangere auch natürliche Maßnahmen ergreifen, um die Wehen anzuregen. Dazu gehören unter anderem Spaziergänge, Geschlechtsverkehr im Endstadium der Schwangerschaft und warme Bäder. Wissenschaftlich fundiert sind diese Methoden jedoch nicht! Am Ende entscheidet der behandelnde Arzt am besten über die richtige Art, das Kind auf die Welt zu bringen.