4. April 2024, 15:29 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Mädchen oder Junge? Das ist eine der vielen Fragen, mit der sich sowohl werdende Eltern als auch deren Umfeld beschäftigen, je weiter eine Schwangerschaft voranschreitet – klassisches Gender-Raten auf der Babyparty inklusive. Das Einschätzen, ob es sich beim neuen Familienmitglied um ein Mädchen oder einen Jungen handelt, erfolgt dabei nicht willkürlich. Lieber stützen wir uns auf typische Anzeichen, die laut alten Ammenmärchen das Geschlecht des Babys verraten sollen. Doch was steckt wirklich hinter den bekanntesten Schwangerschaftsmythen?
Die Form des Bauches oder die Haut der Mutter sollten laut Erzählungen verraten können, ob das Baby ein Mädchen oder ein Junge wird. STYLEBOOK hat mit einer Expertin gesprochen, was an den Schwangerschaftsmythen rund um das Geschlecht vom Baby wirklich dran ist.
Übersicht
Schwangerschaftsmythen: Daran lässt sich das Geschlecht vom Baby erkennen
Das Mädchen raubt der Mutter die Schönheit
Eines der bekanntesten Mythen über das Babygeschlecht besagt, dass Mädchen in der Schwangerschaft der werdenden Mutter die Schönheit rauben würden. Fahle Haut, stumpfes Haar und Unreinheiten sollen deshalb ein klares Anzeichen dafür sein, dass das Baby ein Mädchen wird. Ein Junge hingegen würde für einen regelrechten Schwangerschaftsglow sorgen und die Mutter strahlen lassen – weil er ihr nämlich ihre ganze Schönheit überlässt.
Für werdende Mütter eines Mädchens nun die gute Nachricht: Hierbei handelt es sich lediglich um einen Mythos und das Geschlecht vom Baby hat keinen Einfluss auf die Schönheit der Mutter. Die Wahrheit ist, dass eine Schwangerschaft dem Körper einiges abverlangt – sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen. So kann ein Ungleichgewicht des Hormonhaushalts für unreine Haut oder fettige Haare verantwortlich sein. Fehlende Energie und Müdigkeit sorgen für den fahlen Teint. Anstatt beim Anflug dieser Anzeichen also darüber zu grübeln, ob Sie jetzt wohl ein Mädchen bekommen, gönnen Sie sich stattdessen lieber einen Termin beim Frisör – der sorgt bei dem ganzen Stress nämlich für Entspannung und wirkt dem stumpfen Haar erfolgreich entgegen.
Ein spitzer Bauch deutet auf einen Jungen hin
Ein weiteres, sehr bekanntes Anzeichen dafür, welches Geschlecht das Baby haben wird, soll die Form des Bauches der werdenden Mutter sein. So deutet ein spitzer, tiefer liegender Bauch auf einen Jungen hin, während die Schwangerschaftskugel bei einem Mädchen hingegen höher liegen und runder sein soll. Woher dieser Mythos stammt, ist unklar. Sicher ist jedoch, dass es sich auch hierbei nicht um etwas handelt, was man für bare Münze nehmen sollte. Die Form des Bauches hängt nämlich vielmehr mit der Genetik der Mutter zusammen. Faktoren wie die Körperform und Muskulatur spielen dabei eine wesentliche Rolle, aber auch Größe des Kindes oder die Haltung der Mutter können einen Einfluss darauf haben, wie groß der Bauch ist und in welche Richtung er sich ausdehnt.
Mädchen machen Lust auf Süßes, Jungen auf Herzhaftes
Schwangerschaftsgelüste gehören wohl noch zu den angenehmsten Nebenwirkungen einer Schwangerschaft. Doch wussten Sie, dass laut alten Erzählungen die Art der Gelüste eine Auskunft über das Geschlecht vom Baby geben sollen? Wer während der Schwangerschaft mehr Lust auf Süßes hat, soll demnach ein Mädchen bekommen. Überwiegt die Lust Herzhaftes soll es sich bei dem Baby um einen Jungen handeln. Tatsächlich ist das Ganze ein wenig komplizierter als das. Während einer Schwangerschaft produziert der Körper vermehrt Östrogen. Das wiederum kann für einen leicht süßlichen Geschmack im Mund sorgen. Der Körper reagiert in der Regel damit, dass er mehr Lust auf Salziges verspürt, um den Geschmack zu neutralisieren. Dass man in einer Schwangerschaft also vermehrt Lust auf eine bestimmte Geschmacksrichtung hat ist also wahr – mit dem Geschlecht des Babys hat das allerdings nichts zu tun.
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Was allerdings zumindest teilweise von Studien belegt wurde, ist laut Frauenärztin und Reproduktionsmedizinerin Dr. Gößlinghoff die Tatsache, dass Schwangere, die einen Jungen erwarten, mehr essen würden. „Frauen, die mit einem Jungen schwanger waren, nahmen etwa 10 Prozent mehr Kalorien zu sich als diejenigen, die mit einem Mädchen schwanger waren. Man vermutet, dass das Testosteron, das männliche Hormon, dass der männliche Embryo produziert, die Mutter dazu veranlasst, mehr zu essen.“
Mädchen verursachen mehr Morgenübelkeit
„Laut Studien sollen 70 Prozent aller Schwangeren in den ersten 3 Monaten mehr oder weniger heftig unter Übelkeit leiden“, so die Frauenärztin Dr. Heidi Gößlinghoff. Laut Volksmund sei dies ein Indiz für das Geschlecht von einem Baby, welches demnach ein Mädchen werden soll. Ganz so einfach ist das jedoch nicht. Wäre dies nämlich der Fall, würde das Ärzten eine tolle Möglichkeit geben, das Geschlecht des Babys bereits frühzeitig bestimmen. Doch bislang muss man sich nach wie vor gedulden und warten, bis der Ultraschall das Geschlecht erkennen lässt. Was die morgendliche Übelkeit auslöst, ist bislang noch nicht bekannt – das Geschlecht ist es jedoch nicht.
Vermutet wird hingegen, dass die Übelkeit dem Überschuss an Hormonen zuzuordnen ist. So steigt bspw. das humane Choriongonadotropin (HCG) zu Beginn der Schwangerschaft stark an und könnte somit eine Übelkeit bei der Mutter verursachen. „Frauen, die ein Mädchen erwarten, produzieren mehr von diesem Schwangerschaftshormon“, ergänzt die Frauenärztin. „Somit stimmt die Aussage, dass eine häufigere Übelkeit bei einer Schwangerschaft mit einem Mädchen auftritt, zumindest teilweise“. Allerdings ist das Hormon auch unter anderen Umständen, zum Beispiel beim Austragen von Zwillingen erhöht und ist somit keine sichere Auskunft über das Geschlecht.
Das Herz von Jungen schlägt schneller
Auch der Herzschlag soll angeblich ein Hinweis darauf sein, ob das Baby biologisch dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugeordnet werden kann. So wird Jungen laut Erzählungen ein schnellerer Herzschlag nachgesagt. Vermutlich stammt dieser Schwangerschaftsmythos daher, dass Männer in der Regel über mehr physische Kraft verfügen als Frauen – und das wurde kurzerhand auch auf Babys übertragen. Ähnlich ist deshalb auch der Mythos, dass Jungen im Bauch stärker treten würden als Mädchen. Doch beides konnte bislang nicht wissenschaftlich bewiesen werden.
So lässt sich das Geschlecht von einem Baby wirklich bestimmen
Nun stellt sich die Frage, ob es trotz der ganzen Schwangerschaftsmythen, die kursieren, dennoch Aspekte gibt, an denen sich auch ohne Ultraschall Vermutungen über das Geschlecht von einem Baby aufstellen lassen. In der Realität handelt es sich hierbei jedoch tatsächlich eher um blindes Rätselraten als um wissenschaftliche Wahrscheinlichkeitsrechnung. Das Gute allerdings: Die Wahrscheinlichkeit, mit seiner Vermutung richtigzuliegen, liegt stets bei 50 Prozent!
Wer hingegen wirklich das Geschlecht seines Babys herausfinden möchte, muss sich eine Weile gedulden. Denn gerade in den ersten Wochen nach der Befruchtung entwickeln sich männliche und weibliche Föten nahezu gleich. Erst nach etwa sechs bis sieben Wochen beginnt die Herausbildung der biologischen Geschlechtsmerkmale. Doch auch in diesem noch sehr frühen Stadium der Schwangerschaft ist das Erkennen des Geschlechts über einen Ultraschall noch nicht möglich. In der Regel haben sich die Geschlechtsorgane ab der 12. bis 14. Schwangerschaftswoche so weit entwickelt, dass sie theoretisch in einem Ultraschall erkennbar werden könnten. Auch die Lage bzw. Position des Babys im Bauch kann eine Erkennung des biologischen Geschlechts erschweren, wenn diese z.B. durch einen Arm verdeckt werden. Die meisten Eltern erfahren das Geschlecht Ihres Babys im Rahmen einer Untersuchung zwischen dem 4. und 6. Monat.
Es gibt allerdings noch einen weiteren Grund, warum das Geschlecht in der Regel nicht vor der 14. Schwangerschaftswoche bestimmt wird, wie Dr. Gößlinghoff erklärt. „Auf diese Weise lässt sich verhindern, dass ein Schwangerschaftsabbruch aufgrund des Geschlechts vorgenommen wird“
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Kann man das Geschlecht vom Baby beeinflussen?
Schwangerschaftsmythen beziehen sich nicht nur darauf, das Geschlecht des Babys anhand des Aussehens der Mutter ablesen zu können. So soll es im Volksmund auch Wege geben, das Geschlecht des Kindes bereits im Vorfeld beeinflussen zu können. So sollen etwa verschiedene Stellungen beim Sex zu unterschiedlichen Ergebnissen führen und auch die Ernährung oder Stress sollen Einfluss darauf haben, ob man einen Jungen oder ein Mädchen bekommt. Allerdings konnte keine dieser Methoden, das Geschlecht zu beeinflussen, jemals wissenschaftlich belegt werden. Auch Dr. Gößlinghoff bestätigt: „Derzeit gibt es keine sichere Methode, das Geschlecht zu beeinflussen.“
Das Geschlecht des Babys wird in dem Moment der Zeugung bestimmt. Entscheidend dabei ist, ob das Spermium, welches die Eizelle befruchtet, ein X- oder ein Y-Chromosom in seinem Zellkern trägt. Kleine Auffrischung aus dem Biologieunterricht: Aus einem X-Chromosom entsteht ein weiblicher Embryo, aus einem Y-Chromosom ein männlicher. Die beiden Spermienarten unterscheiden sich in ihrem Gewischt und auch in ihrer Lebenserwartung. Lange wurde deshalb überlegt, ob es möglich wäre, das Geschlecht des Kindes mit diesem Wissen zu beeinflussen. „Rein theoretisch könnten Sie auch den Embryo bei einer künstlichen Befruchtung untersuchen und nur die Embryonen mit dem gewünschten Geschlecht zurück geben, Geschlechtsbestimmung ist aber in Deutschland nicht erlaubt“, ergänzt die Ärztin.
Allerdings zeigen zahlreiche Statistiken, dass die Wahrscheinlichkeiten, einen Jungen oder ein Mädchen zu bekommen, nahezu gleich hoch ausfallen. Medizinische Belege darüber, dass sich das Geschlecht auf natürliche Weise beeinflussen lasse, gibt es demnach nicht. Aber im Großen und Ganzen sind sich werdende Eltern bei der Frage um das Geschlecht sowieso einig – Hauptsache gesund!