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Gynäkologin klärt auf

Die Vorteile und Risiken der umstrittenen Lotusgeburt

Was ist eine Lotusgeburt?
Welche Vorteile hat eine Lotusgeburt? Foto: Getty Images
Redakteurin bei STYLEBOOK

5. Dezember 2023, 15:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Bei der Lotusgeburt handelt es sich nicht um eine besondere Haltung oder Stellung während der Entbindung, sondern um eine Entbindung ohne Abnabelung. Heißt, das Neugeborene bleibt durch die Nabelschnur mit der Plazenta verbunden. STYLEBOOK klärt über Vorteile und Risiken auf.

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Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Dr. med. Heidi Gößlinghoff
Dr. med. Heidi Gößlinghoff, Frauenärztin und Reproduktionsmedizinerin

Die Lotusgeburt hat nichts mit dem gleichnamigen Lotussitz, einer Yogasitzhaltung, zu tun. Es ist auch keine spezielle Stellung, die man während der Entbindung einnimmt. Viel mehr handelt es sich um eine Praktik nach der eigentlich Entbindung, bei der das Neugeborene mit der Plazenta verbunden bleibt.

Durchtrennen der Nabelschnur bei einem Baby

Über die ganze Schwangerschaft ist das heranwachsende Baby im Mutterleib mit der Plazenta und damit mit dem Kreislauf der Mutter verbunden. Diese Verbindung ermöglicht die Versorgung des Fötus mit nährstoffreichem Blut und allem, was es zum Heranwachsen benötigt. Da diese Versorgung nach der Entbindung entfällt, wird die Nabelschnur abgeklemmt und später durchtrennt. Der Nabelschnurrest, der vorerst am Baby verbleibt, fällt in den ersten drei bis zehn Tagen von allein ab.

Das passiert bei einer Lotusgeburt

Bei einer Lotusgeburt wird, ganz im Gegenteil zur vorher beschriebenen Praktik, das Neugeborene nicht von der Plazenta getrennt. Es bleibt durch die Nabelschnur damit verbunden. Nach drei bis zehn Tagen trennt sich die Plazenta auf natürlichem Wege vom Neugeborenen. Es wird daher auch natürliches Abnabeln genannt.

Woher kommt die Lotusgeburt?

Die amerikanische Hellseherin Claire Lotus Bay war die erste Frau der westlichen Welt, die in den 80er-Jahren ihr Baby nicht von der Plazenta trennte, sondern eine natürliche Abnabelung vorzog. Als Vorbild diente ihr das Verhalten von Schimpansen. Benannt nach Claire Lotus Bay, hat sich die Lotusgeburt vor allem in esoterischen Kreisen zu einer beliebten Methode entwickelt.

Kurz nach der Geburt, wird die Plazenta höher als das Neugeborene gehalten, um den Blutfluss zum Kind zu unterstützen. Danach reinigt die Hebamme die Plazenta gründlich und legt sie in ein sauberes Tuch oder eine kleine Tasche. In den Tagen danach wird der Mutterkuchen mit einer Kräuter- und Gewürzmischung eingerieben. Diese Prozedur dient der Konservierung, da die Plazenta nach der Geburt beginnt sich zu zersetzen. Es soll den Trocknungsvorgang beschleunigen und gegen Geruchsbildung und Fäulnis wirken.

Die Nabelschnur beginnt ebenfalls auszutrocknen und nach drei bis zehn Tagen, fällt die Plazenta von allein ab. In diesem Zeitraum wird der präparierte Mutterkuchen bei jeder Bewegung des Kindes mittransportiert. Eine Plazentatasche erleichtert einen hygienischen Transport, auch außerhalb der eigenen vier Wände.

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Die Vorteile des natürlichen Abnabelns

STYLEBOOK wollte mehr wissen und sprach mit der Gynäkologin Dr. Heidi Gösslinghoff über das viel diskutierte Thema. Und die erklärt: „Vorteile sind die höhere Blutmenge und Eisengehalt für das Kind.“ Auch soll die Trennung von Mutter und Kind dadurch besonders sanft vonstattengehen. In esoterischen Kreisen ist die Lotusgeburt eine beliebte Methode, weiß auch die Gynäkologin. „Viele Quellen sprechen auch von einer spirituellen Einheit von Mutter und Kind, die Kinder sollen im späteren Leben friedlichere Kinder werden.“

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Risiken einer Lotusgeburt

„Wissenschaftliche Studien, die belegen, dass eine Lotusgeburt vorteilhafter ist als eine normale Geburt, sind mir nicht bekannt“, erklärt Dr. Heidi Gösslinghoff weiter. Dennoch birgt diese Methode aber auch seine Risiken. „Wer sich für eine Lotusgeburt entscheidet, sollte sehr darauf achten, dass sich die Plazenta nicht entzündet und so Keime zum Kind gelangen können. Zum anderen muss genauestens darauf geachtet werden, dass kein Zug auf die Nabelschnur kommt. Da das Blutvolumen des Kindes geringer, als das eines Erwachsenen ist, können schon geringe Blutverluste zu einer Blutarmut führen.“

Die Fachärztin merkt an, dass sie gerade jungen, unerfahrenen Müttern davon abraten würde. Denn „wenn man als junge Mutter, die mit dem Umgang eines Babys nicht ganz so sicher ist, noch zusätzlich darauf achten muss, dass die Plazenta und die Nabelschnur auch entsprechend sicher verstaut werden müssen“, könne das sehr herausfordernd sein. Bei Unachtsamkeit kann die Nabelschnur unkontrolliert abreißen und es kann zu Blutungen kommen.

Themen Kinder
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