26. März 2023, 6:43 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Vermerk „Risikoschwangerschaft“ im Mutterpass klingt erst einmal beunruhigend, ist aber in der Regel gar nicht so dramatisch. STYLEBOOK hat mit einer Gynäkologin darüber gesprochen, was genau dahinter steckt und was Schwangere im Falle einer Einstufung wissen sollten.
Schon gewusst? Fast jede dritte Schwangerschaft in Deutschland ist eine Risikoschwangerschaft. „Tatsächlich handelt es sich in erster Linie um einen Vermerk für die Krankenkassen, damit sichergestellt ist, dass die Schwangere bei Bedarf medizinisch intensiver versorgt wird“, erklärt Gynäkologin und Autorin des Buches „Unverschämt: Alles über den fabelhaften weiblichen Körper“ Dr. Sheila de Liz im Gespräch mit STYLEBOOK. In der Konsequenz bedeute das, dass im Fall bestimme Vorsorgeuntersuchungen oder Extrabehandlungen ohne die Notwendigkeit komplizierter Anträge von der Krankenkasse übernommen werden.
Übersicht
Der häufigste Faktor für eine Risikoschwangerschaft
Grundsätzlich bekommen alle schwangeren Frauen ab 35 automatisch eine Risikoeinstufung, woher auch die hohe Zahl der Betroffenen rührt. „Bei ihnen ist die tatsächliche Gefahr, dass etwas Dramatisches passiert, sehr klein, aber irgendwo muss die Grenze ja gesetzt werden.“ Bei ungefähr zehn Prozent der Risikoschwangeren sei dennoch erhöhte Vorsicht geboten, „zum Beispiel, wenn Vorerkrankungen wie Krebs vorliegen, in der Familie Stoffwechselerkrankungen häufig auftreten oder sonstige genetische Vorbelastungen bestehen. In der Regel ist allerdings den meisten Frauen, auf die das zutrifft, schon vorher bewusst, dass sie sich auf eine Risikoschwangerschaft einstellen müssen.“
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Faktoren, die ebenso eine Rolle spielen können: Übergewicht, Untergewicht, bereits erlebte Fehlgeburten, eine Mehrlingsschwangerschaft oder psychische Erkrankungen. Auch Teenager unter 17 Jahren brauchen eine besondere Beobachtung. Ist die werdende Mama selbst noch eine Heranwachsende, kann es passieren, dass sich das Baby zu langsam entwickelt oder Durchblutungsstörungen in der Gebärmutter auftreten.
Risikoschwangerschaft: Nachträgliche Einstufung möglich
Eine nachträgliche Einstufung zur Risikoschwangeren kann erfolgen, wenn plötzlich ein Schwangerschaftsdiabetes auftritt. Auch hier herrscht nicht zwangsläufig ein Anlass zur Sorge. Dr. Sheila de Liz: „Der Vermerk dient vor allem dem Zweck, dass Mutter und Kind optimal versorgt bleiben. Wird nämlich alles richtig gemacht, bekommt das Baby von der Diabetes gar nichts mit.“
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Für eine Risikoschwangere gilt ohnehin das, was für andere Schwangere ebenso gilt: „Nicht rauchen, keinen Alkohol trinken, sich gesund ernähren, negative Menschen meiden und möglichst auf schwarzen Tee verzichten“. Letzteres entziehe dem Körper viel Eisen, es wird für die Entwicklung des Babys aber dringend benötigt.
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Auf die eigene Intuition vertrauen
Am Ende birgt jede Schwangerschaft gewisse Risiken. Ganz gleich, ob im Pass der dazugehörige Vermerk steht oder nicht. „Bleiben Sie gelassen“, betont de Liz. Viel problematischer sei es, wenn man sich die Schwangerschaft durch ständiges Sich-Sorgen unnötig verderbe und alles nach google. „Wir Frauen sind mit einer wunderbaren, weiblichen Intuition ausgestattet. Auf die sollten wir hören und nicht auf die Horror-Geschichten in Schwangerschaftsforen“, so die Medizinerin. Als Gynäkologin findet de Liz den Begriff Risikoschwangerschaft daher etwas unglücklich gewählt. „Denn eigentlich sagt er nichts anderes aus, als dass sich ein wenig intensiver um die Patientin gekümmert wird.“