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5. Februar 2025, 15:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Immer mehr Frauen entscheiden sich heutzutage, den Weg zur Mutterschaft ohne Partner zu gehen. Eine Samenspende kann in solchen Fällen eine Möglichkeit sein, den Wunsch nach einem Kind zu verwirklichen. Doch wie genau funktioniert eine Samenspende, und was sollte man dabei beachten? Dr. Heidi Gösslinghoff, Reproduktionsmedizinerin und Gynäkologin, erklärt die wichtigsten Aspekte.
In der Beratung stellt Dr. Gösslinghoff fest, dass immer mehr Frauen sich für eine Samenspende entscheiden, um den Wunsch nach einem Kind zu erfüllen – sei es aus persönlichen Gründen oder weil der richtige Partner bislang nicht gefunden wurde. Doch wie funktioniert das eigentlich?
![Dr. med. Heidi Gößlinghoff](https://cdn.book-family.de/stylebook/data/uploads/2023/09/heidi_goesslinghoeff.jpeg)
Übersicht
Zwei Arten von Samenspende
Es gibt zwei Hauptarten der Samenspende: die anonyme und die offene Samenspende. Bei der anonymen Samenspende ist lediglich bekannt, dass der Spender unter anderem braune Haare und blaue Augen hat. Bei der offenen Samenspende gibt es hingegen die Möglichkeit, dass das Kind später mehr über den Spender erfahren kann.
„Das bedeutet, dass das Kind im Alter von 16 oder 18 Jahren die Möglichkeit hat, Informationen über seinen biologischen Vater zu erhalten. Für viele Frauen und Kinder hilft diese Option, die Herkunft besser zu verstehen“, so Dr. Gösslinghoff.
Fruchtbarkeitskliniken sind bei Samenspenden am sichersten
Eine Samenspende über Fruchtbarkeitskliniken gilt als sicherer als die Eigeninitiative, etwa durch eine Becherspende oder das Bitten von Freunden. Dr. Gösslinghoff erklärt: „Die Spender werden gründlich auf ansteckende Krankheiten getestet. Der Samen wird für drei Monate aufbewahrt, um sicherzustellen, dass keine Infektionskrankheiten vorliegen. Erst nach dieser Zeit wird der Samen freigegeben.“
Im Gegensatz dazu können bei der privaten Samenspende keine solchen Tests garantiert werden, was erhebliche rechtliche und gesundheitliche Risiken birgt. „Rechtlich gesehen könnte der Spender später das Sorgerecht für das Kind beanspruchen oder Anspruch auf Umgang mit dem Kind erheben. Solche Situationen möchte man natürlich vermeiden“, fügt sie hinzu.
Der medizinische Ablauf der Samenspende
Die Samenspende erfolgt in der Regel über eine Insemination oder eine künstliche Befruchtung. Dabei wird der Samen in die Gebärmutter eingeführt oder die Eizellen werden außerhalb des Körpers befruchtet. „Wichtig ist, dass Frauen, die sich für eine Samenspende entscheiden, über gesunde Eileiter und eine gute Eizellreifung verfügen“, betont Dr. Gösslinghoff. „Ansonsten wird die Behandlung mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erfolgreich sein, was zu hohen Kosten führen kann.“
Zudem empfiehlt sie, sich auf eine Samenspende gut vorzubereiten: „Eine gesunde Ernährung, der Verzicht auf Stress, regelmäßiger Sport und ein ausgewogenes Hormongleichgewicht sind entscheidend für den Erfolg der Behandlung.“
Die Kosten der Samenspende
Die finanzielle Belastung durch eine Samenspende sollte nicht unterschätzt werden. Dr. Gösslinghoff nennt Preise zwischen 300 und 1.600 Euro für den Spendersamen, je nach Klinik und Art der Behandlung. Hinzu kommen Kosten für die Stimulation der Eizellen und die Insemination oder Befruchtung. „Die Kosten können sich schnell summieren, besonders wenn eine Spritzen- oder Tablettentherapie notwendig ist“, erklärt sie. In Deutschland übernehmen die Krankenkassen diese Ausgaben meist nicht. Auch die rechtliche Verantwortung für das Kind, etwa durch eine Garantieperson, ist in Deutschland erforderlich, was für viele Frauen eine zusätzliche Hürde darstellt.
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Die rechtlichen Rahmenbedingungen bei alleinstehenden Müttern
Ein Thema, das zunehmend zur Sprache kommt, ist die Entscheidung von Frauen, allein ein Kind zu bekommen. Dr. Gösslinghoff erklärt: „Frauen, die sich für diesen Weg entscheiden, müssen sich gut überlegen, wie sie mit der Verantwortung umgehen. In Deutschland ist es erforderlich, dass eine Garantieperson festgelegt wird, die im Falle von Krankheit oder Tod der Mutter für das Kind sorgt.“
Diese rechtliche Regelung kann für Frauen, die keine enge Bezugsperson haben, eine zusätzliche Herausforderung darstellen. Dennoch rät Dr. Gösslinghoff, sich gut vorzubereiten: „Es ist wichtig, ein Netzwerk von Unterstützern zu haben, die im Notfall einspringen können.“
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Samenspende sollte eine durchdachte Entscheidung sein
Die Entscheidung, eine Samenspende in Anspruch zu nehmen, ist eine große und oftmals emotionale Entscheidung. Es gibt viele Aspekte zu berücksichtigen, von den medizinischen und finanziellen Aspekten hin zu den rechtlichen und sozialen Konsequenzen. Dr. Gösslinghoff rät Frauen, die diesen Weg gehen möchten, sich umfassend zu informieren und ihre Entscheidung gut abzuwägen: „Es ist wichtig, dass Sie sich gut vorbereiten und wissen, was auf Sie zukommt, sowohl medizinisch als auch rechtlich.“ Der Weg zur Mutterschaft ist für jede Frau individuell, und mit einer gut geplanten Samenspende können viele Frauen ihren Wunsch nach einem Kind verwirklichen.