
14. Mai 2025, 17:25 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wer gerade mitten im Kinderwunsch steckt, kennt es: Jede Veränderung im Körper wird plötzlich zum potenziellen Schwangerschaftsanzeichen hochstilisiert. Ziept es da gerade im Unterleib? Sind die Brüste wirklich empfindlicher als sonst? Oder ist das alles nur Einbildung? Keine Sorge – Sie sind damit nicht allein.
Wir haben mit Dr. Heidi Gößlinghoff, Fachärztin für Frauenheilkunde und Reproduktionsmedizin, gesprochen. Sie erklärt, welche frühen Symptome bei einer Schwangerschaft tatsächlich auftreten können, wie sicher diese sind und wann es Zeit ist, zum Test zu greifen.
Übersicht
- Diese Symptome könnten auf eine Schwangerschaft hindeuten
- Was Sie bei Symptomen einer Schwangerschaft sofort tun sollten
- Der richtige Zeitpunkt für den Schwangerschaftstest
- Ultraschall – wann ist der richtige Zeitpunkt?
- Die magischen Meilensteine: Herzschlag und Woche 12
- Fazit: Schwangerschaftssymptome erkennen – und gelassen bleiben
Diese Symptome könnten auf eine Schwangerschaft hindeuten
Zwischen „Ach, das bilde ich mir bestimmt nur ein“ und „Ich spüre es einfach“ liegen oft nur wenige Tage. Tatsächlich können erste Symptome einer Schwangerschaft bereits drei bis fünf Tage vor der erwarteten Periode auftreten. Ganz vorn mit dabei: häufigerer Harndrang. Wenn Sie plötzlich nachts aufwachen, um zur Toilette zu gehen, obwohl das sonst nie vorkam – notieren Sie es ruhig auf Ihrer Liste der möglichen Hinweise.
Weitere typische Symptome
- Spannungsgefühle in der Brust,
- ein leichtes Ziehen im Unterleib,
- eine erhöhte Nachdenklichkeit oder emotionale Empfindsamkeit
- und bei einigen Frauen auch leichte Übelkeit.
Aber Achtung: All diese Anzeichen können auch andere Ursachen haben. Deshalb gilt – so unspektakulär das klingen mag – das Ausbleiben der Periode als das klassischste und zuverlässigste frühe Anzeichen einer Schwangerschaft.
Übelkeit ist nicht gleich Übelkeit
„Mir ist schlecht – bin ich schwanger?“ Leider ist das nicht ganz so einfach zu beantworten. Zwar gehört Übelkeit (mit oder ohne Erbrechen) zu den häufig genannten Symptomen einer Schwangerschaft, doch lässt sie sich nicht immer klar von anderen Beschwerden wie einer Magen-Darm-Infektion unterscheiden.
Dr. Gößlinghoff erklärt: „Bei Infektionen fühlt man sich in der Regel insgesamt krank – bei Schwangerschaften steht oft nur die Übelkeit im Vordergrund.“ Also, wenn das Croissant vom Lieblingsbäcker plötzlich abstoßend wirkt, obwohl Sie es gestern noch geliebt haben – horchen Sie in sich hinein.
Was Sie bei Symptomen einer Schwangerschaft sofort tun sollten
Rauchen? Alkohol? Sushi mit rohem Fisch? Bitte sofort streichen. Wer auch nur den leisesten Verdacht hat, schwanger zu sein, sollte vorsichtshalber alle potenziellen Risiken vermeiden – und Folsäure einnehmen. Am besten schon vor der Schwangerschaft, spätestens aber ab dem positiven Test. Viele Frauenärztinnen empfehlen spezielle Nahrungsergänzungsmittel für diese Zeit. Und natürlich: einen Termin beim Frauenarzt oder der Frauenärztin ausmachen. Je früher, desto besser.
Der richtige Zeitpunkt für den Schwangerschaftstest
Wenn Sie es wirklich wissen wollen, hilft nur eins: testen. Die typischen Urin-Schnelltests aus der Drogerie oder Apotheke sind heutzutage sehr präzise – allerdings auch launisch. Denn der Test reagiert ab einem bestimmten Hormonwert im Urin (dem sogenannten Beta-HCG). Liegt dieser Wert bei 9,8 statt 10 Einheiten, zeigt der Test negativ – obwohl Sie eigentlich schwanger sind. Ein Bluttest beim Arzt liefert hier genauere Werte, ist aber natürlich aufwendiger.
Wer besonders ungeduldig ist, kann auf einen Frühschwangerschaftstest setzen, der bereits drei Tage vor Ausbleiben der Periode ein Ergebnis liefern kann. Allerdings besteht dann auch die Gefahr, eine ganz frühe Fehlgeburt mitzubekommen – etwas, das viele Frauen ohne Test gar nicht bemerken würden. Und das ist nicht zu unterschätzen, auch emotional.
Klingt unglaublich, ist aber wahr: Manche Frauen bemerken ihre Schwangerschaft erst spät – richtig spät. Dr. Gößlinghoff erinnert sich an einen Fall, bei dem eine Patientin nach dem Urlaub zur Kinderwunschbehandlung erschien. „Sie hatte keine Periode mehr, fühlte sich aber entspannt. Beim Ultraschall war sie in der 23. Woche schwanger – und hatte bis dahin nichts gemerkt.“ Kein Einzelfall, wenn auch selten.
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Ultraschall – wann ist der richtige Zeitpunkt?
Wer schwanger ist (oder es vermutet), sollte sich frühzeitig ärztlich begleiten lassen. Ein erster wichtiger Check steht in der sechsten Schwangerschaftswoche an. Dabei geht es nicht nur darum, den Embryo zu sehen, sondern vor allem zu klären, ob die Schwangerschaft in der Gebärmutter sitzt. Denn: Sitzt sie versehentlich im Eileiter, kann das gefährlich werden. Spätestens in der achten Woche kann es zu einem Riss kommen, was lebensbedrohlich ist. Also: lieber einmal zu viel einen Ultraschall machen lassen als einmal zu wenig.
Die magischen Meilensteine: Herzschlag und Woche 12
Zwei Momente in der Frühschwangerschaft gelten unter Gynäkologinnen als echte Meilensteine: der erste Herzschlag und die zwölfte Woche. Vor dem Herzschlag ist vieles noch unsicher – deshalb rät Dr. Gößlinghoff, mit freudigen Verkündigungen an die Familie ruhig noch ein wenig zu warten. Nach Woche 12 sinkt das Risiko einer Fehlgeburt deutlich. Und: In diesen ersten Wochen passiert unglaublich viel – aus einem winzigen Zellhaufen wird ein kleines Wesen mit Armen, Beinen und Gesichtszügen. Für Dr. Gößlinghoff ist das „die faszinierendste Phase der Schwangerschaft“.
Fehlgeburt – eine oft übersehene Realität
Ein Thema, über das kaum jemand gerne spricht: Fehlgeburten. Dabei treten sie häufiger auf, als viele denken – besonders in den ersten Wochen der Schwangerschaft. Bei 22-jährigen Frauen liegt das Risiko bei etwa fünf Prozent, ab 46 Jahren steigt es auf rund 50 Prozent. Wenn Sie also früh testen und dann doch bluten, ist das oft eine sehr frühe Fehlgeburt. Das kann emotional belastend sein – muss aber nicht bedeuten, dass etwas „falsch“ war.

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Fazit: Schwangerschaftssymptome erkennen – und gelassen bleiben
Wer seinen Körper gut kennt, merkt oft schon früh, wenn etwas anders ist. Symptome einer Schwangerschaft können sich ganz subtil zeigen oder auch vollkommen ausbleiben. Wichtig ist, ruhig zu bleiben, sich nicht verrückt zu machen – und im Zweifel lieber einmal mehr zu testen oder den Arzt aufzusuchen. Denn am Ende zählt nicht, wie früh Sie es wissen – sondern, wie gut Sie sich und Ihrem Körper in dieser besonderen Zeit begegnen.