18. Dezember 2024, 14:50 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ein später Kinderwunsch ist für viele Frauen ein Lebensentwurf, der mit beruflicher Verwirklichung oder schlichtweg anderen Prioritäten einhergeht. Doch wie können Frauen ihre Fruchtbarkeit so lange wie möglich bewahren? Gynäkologin Dr. Heidi Gößlinghoff erklärt im Video, was wirklich zählt – von Ernährungstipps über Umweltfaktoren bis zu Monitoring-Methoden für den Zyklus.
Schwanger mit 20? Auch wenn in den ersten fünf Jahren unserer Zwanziger laut Expertin Dr. Heidi Gößlinghoff der beste Zeitpunkt für eine Schwangerschaft ist, kann es doch gut sein, dass wir erst einmal andere Pläne haben. Die Sorge, die viele Frauen dann umtreibt: Ist es danach zu spät? Doch auch ein später Kinderwunsch ist kein Grund zur Sorge, erklärt die Gynäkologin. Wie Sie Ihre Fruchtbarkeit länger bewahren können, hat sie im Interview verraten.
Übersicht
Gesunde Ernährung ist ein Schlüssel zur Fruchtbarkeit
„Stellen Sie Ihren Lebensstil auf Ihren Kinderwunsch ein“, rät Dr. Gößlinghoff. „Das heißt: möglichst wenig Fertiggerichte, möglichst wenig Fast Food, möglichst wenig Konservierungsstoffe.“ Denn diese Lebensmittel schädigen die Darmflora, die eine zentrale Rolle für die Fruchtbarkeit spielt.
Die Expertin erläutert, warum ein gesunder Darm auch bei einem späten Kinderwunsch so wichtig ist: „Der Darm stellt Vitamine, Vitaminvorstufen, Hormone und Hormonvorstufen her. Er sorgt für das Immunsystem, den Wasserhaushalt und dafür, dass Nährstoffe aufgespalten werden.“ Doch das ist nicht alles. Eine intakte Darmflora bildet eine Schutzschicht für die Darmwand, die verhindert, dass Schadstoffe ins Blut gelangen. „Passiert das doch, entstehen stille Entzündungen, die Stress auslösen und das Hormongleichgewicht stören. Das wirkt sich negativ auf die Eizellreifung aus“, erklärt Dr. Gößlinghoff.
Frauen, die ihre Fruchtbarkeit erhalten möchten, sollten auf eine pflanzenbasierte Ernährung mit vielen Ballaststoffen setzen. „Frische Lebensmittel helfen, die Darmgesundheit zu erhalten“, ergänzt die Gynäkologin.
Das Altern der Eizellen verlangsamen
Das biologische Alter bleibt einer der größten Feinde des späten Kinderwunsches. „Wir Frauen haben die meisten Eizellen in der 20. Schwangerschaftswoche unserer Mutter“, sagt Dr. Gößlinghoff. Danach bildet der weibliche Körper keine neuen Eizellen mehr. Mit jedem Monat gehen etwa 1.000 Eizellen verloren.
Eine gesunde Lebensweise kann jedoch dazu beitragen, möglichst viele Eizellen in gutem Zustand zu erhalten. „Vitalstoffe, die als freie Radikalfänger wirken, können die Schädigung der Eizellen reduzieren“, betont die Gynäkologin. Zu den Empfehlungen gehören eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf.
Den Menstruationszyklus beobachten
Für die Erfüllung eines späten Kinderwunsches und den Erhalt der Fruchtbarkeit, sollten Sie den Menstruationszyklus genau im Blick behalten. Dr. Gößlinghoff empfiehlt die Methode der Temperaturkurve: „Das macht am Anfang ein bisschen Arbeit. Man misst jeden Morgen vor dem Aufstehen die Temperatur und trägt die Werte in ein Blatt oder einen Zykluscomputer ein.“ Die Temperaturkurve gibt wertvolle Hinweise auf die Zyklusphasen: „Man kann sehen, wie lang die erste Hälfte dauert, wann der Eisprung ist und ob die zweite Hälfte lang genug ist, damit sich ein Embryo einnisten kann.“
Zusätzlich bieten sich Eisprungtests an, die das luteinisierende Hormon (LH) im Urin messen. „Wenn der Test einen Anstieg des LH anzeigt, findet der Eisprung in den nächsten 24 bis 36 Stunden statt“, erklärt Dr. Gößlinghoff. Sie rät: „Am besten haben Sie beim Anstieg des LH bereits Verkehr, damit die Spermien genügend Zeit haben, in die Eileiter zu wandern.“
Umweltfaktoren und ihr Einfluss
Neben Ernährung und Lebensstil spielen auch Umweltfaktoren eine große Rolle, um die Fruchtbarkeit auch für einen späten Kinderwunsch zu erhalten. „Bei Männern ist es wichtig, das Handy nicht in der Hosentasche zu tragen, um die Hoden zu schützen. Bei Frauen sollte der Laptop nicht auf dem Schoß liegen, da dies die Eizellqualität beeinträchtigen kann“, so die Gynäkologin.
Zudem warnt sie vor chemischen Substanzen wie Weichmachern. „BPA, ein Stoff im Plastik, kann in geringen Dosen den Hormonhaushalt durcheinanderbringen.“ Solche Substanzen wirken als sogenannte endokrine Disruptoren, die das Hormongleichgewicht stören und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können.
Was Sie langfristig tun können
Das Wichtigste, um langfristig fruchtbar zu bleiben, ist ein ganzheitlich gesunder Lebensstil. Dr. Gößlinghoff betont dafür drei wesentliche Punkte: Ernährung, Gewicht und Lebensrhythmus. „Achten Sie auf eine gesunde Ernährung mit wenig Konservierungsstoffen und Aromastoffen. Der Darm muss gesund bleiben, damit Ihre Fruchtbarkeit erhalten bleibt.“ Ebenso wichtig sind Mineral- und Vitalstoffe: „Diese helfen, dass Ihre Eizellen und Ihre Gebärmutter alles haben, was sie benötigen.“
Ein weiterer Faktor ist das Gewicht. „Ein BMI zwischen 19 und 24 ist optimal. Zu niedriges oder zu hohes Gewicht bringt das Hormongleichgewicht durcheinander.“ Und schließlich rät Dr. Gößlinghoff: „Sport und ausreichend Schlaf sind essenziell, um Ihre Fruchtbarkeit zu schützen.“
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»Es gibt vieles, das Sie machen können, sodass auch ein später Kinderwunsch kein Problem ist
Auch wenn das Alter ein natürlicher Faktor ist, können Frauen durch einen bewussten Lebensstil viel dazu beitragen, ihre Fruchtbarkeit zu bewahren. Mit gesunder Ernährung, einem guten Körpergewicht, Bewegung und Schlaf schaffen Sie die besten Voraussetzungen für einen späteren Kinderwunsch. Dr. Gößlinghoff fasst zusammen: „Es gibt vieles, das Sie machen können, um langfristig Kinder bekommen zu können – fangen Sie frühzeitig an, sich um Ihre Gesundheit zu kümmern.“