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Jede zweite Schwangere betroffen

Ursachen von Übelkeit in der Schwangerschaft – und was hilft

Schwangere Frau ruht sich auf Couch aus
STYLEBOOK verrät, was hinter Übelkeit in der Schwangerschaft steckt und was dagegen helfen kann Foto: Getty Images
Rebecca Stringa
Redaktionsleitung bei STYLEBOOK

27. Mai 2024, 11:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Sie erwarten ein Kind, und der Geruch von Parfum oder Kaffee löst bei Ihnen Übelkeit aus? Dann leiden Sie womöglich an Schwangerschaftsübelkeit; so geht es 50 bis 70 Prozent der werdenden Mütter. Sie tritt verstärkt morgens auf, weshalb oft von Morgenübelkeit die Rede ist, kann aber auch den ganzen Tag über andauern. Was dagegen hilft – und wann man mit den Beschwerden besser einen Arzt aufsuchen sollte? Eine Gynäkologin beantwortet bei STYLEBOOK die wichtigsten Fragen.

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Die gute Nachricht zuerst: Schwangerschaftsübelkeit ist für das Ungeborene nicht gefährlich. Eine 2016 erschienene Studie zeigt sogar, dass betroffene Schwangere seltener Fehlgeburten erleiden als solche, denen gar nicht übel ist. Doch unangenehm ist das Ganze natürlich trotzdem. STYLEBOOK geht genauer darauf ein, was hinter der typischen Übelkeit in der Schwangerschaft steckt, und wie sich Betroffene helfen können.

Schwangerschaftsübelkeit – was steckt dahinter?

„Während des ersten Schwangerschaftsdrittels leiden viele Frauen unter leichter bis schwerer Übelkeit.“ Das bestätigt im Gespräch mit STYLEBOOK Frauenärztin Dr. med. Anne-Cathrin Stahr. Gegen Ende des ersten Trimesters könne die Übelkeit intensiver werden, im zweiten Trimester sei sie dann meist weniger stark oder höre gar auf. Normalerweise verschwinde sie etwa nach der 13. oder 14. Schwangerschaftswoche (SSW) gänzlich. Doch vereinzelt können die Beschwerden länger andauern, sehr selten die gesamte Schwangerschaft über.

Studie findet Ursachen für Schwangerschaftsübelkeit

Das internationale Forschungsteam der Studie, die 2023 im Fachmagazin „Nature“ erschienen ist, untersuchte das Blut von Schwangeren. Bei den Untersuchungen kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass ein vom Fötus produziertes Hormon namens GDF-15 für die starke Übelkeit in der Schwangerschaft verantwortlich ist.

Das Forschungsteam fand auch heraus, dass das Hormon sich in der Plazenta bildet und von dort aus weiter in die Blutbahn wandert. Ist es dann an den Rezeptoren im Gehirn der Schwangeren angesiedelt, löst das Hormon Übelkeit und Erbrechen aus.

Was dabei besonders interessant ist: Das Hormon GDF-15 befindet sich unabhängig von einer Schwangerschaft im menschlichen Körper. Es wird als Reaktion auf Stress, beispielsweise in Form einer Infektion, freigesetzt. Doch das Forschungsteam konnte das erste Mal zwei Varianten des Hormons im Blut entdecken: Einmal das von der Mutter selbst produzierte Hormon und einmal das des ungeborenen Kindes.

Interessant dabei: Nur das produzierte Hormon des ungeborenen Kindes löst die Übelkeit aus. Dennoch ist eine Desensibilisierung möglich: Hat die Frau grundsätzlich einen eher hohen GDF-15-Wert, wird das vom Fötus produzierte Hormon besser vom Körper aufgenommen. Das macht sich dann durch eine fehlende oder leichte Übelkeit bemerkbar. Produziert das Baby im Mutterleib das Hormon aber in einer Menge, an die der Körper der Mutter nicht gewohnt ist, machen sich die Beschwerden stärker bemerkbar.

Was hilft gegen Schwangerschaftsübelkeit?

Die Gynäkologin rät, am besten schon vor dem Aufstehen im Bett einen gesüßten Tee oder Zwieback einzunehmen. Warten Sie daraufhin noch 20 Minuten ab, bevor Sie endgültig in den Tag starten.

Generell seien geplante Mahlzeiten das A und O bei Schwangerschaftsübelkeit. Das Essen sollte ausreichend Kohlenhydrate enthalten und in kleineren Portionen über den Tag verteilt zu sich genommen werden. Stark gewürzte, sehr zuckerhaltige, fette und scharfe Speisen besser meiden, ebenso Kaffee, säure- oder kohlensäurehaltige Getränke.

Einige pflanzliche Mittel gegen Übelkeit sind für Schwangere erlaubt. Am besten wirkt aber oft frischer Ingwer. Diesen entweder langsam kauen oder ein paar Ingwerscheiben als Tee aufgießen.

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Auch Zitronensaft kann helfen. Dazu können Betroffene sowohl auf einem Stück Zitrone kauen, etwas des Safts in den Mund träufeln oder, wenn das zu sauer ist, mit ein bisschen Honig vermischen und im Mund zergehen lassen. Ist eine Aufnahme gar nicht möglich, kann es auch helfen, an Zitrone zu riechen. Dabei können frische Zitronen als auch ätherisches Öl genutzt werden. Praktisch daran: Das Öl können Schwangere auch unterwegs mitnehmen.

Auf Vitaminpräparate am Anfang lieber verzichten

Zusätzliche Vitamine, besonders in Kapselform, können den Magen belasten, da er sie auflösen muss. Das kann die Übelkeit in der Schwangerschaft zusätzlich verstärken. Zum Glück kann laut der Expertin vor der 15. oder 16. SSW unbesorgt auf Vitaminpräparate verzichtet werden. Nur der Folsäure-Haushalt sollte gedeckt sein.

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Wann die Übelkeit behandelt werden sollte

Bei einigen Schwangeren geht die Übelkeit über ein normales Maß hinaus. Das kann dann gefährlich werden, wenn die werdende Mutter nicht genügend Nahrung bei sich behalten kann. „Achten Sie deswegen immer auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr“, mahnt die Expertin, „und kontaktieren Sie Ihren Arzt, falls Sie keinerlei Flüssigkeit oder Nahrung zu sich nehmen können.“

Bei sehr häufigem Erbrechen bitte einen Arzt aufsuchen

Übergibt sich die Frau mehr als zehnmal pro Tag und zeigt Zeichen unzureichender Nahrungsaufnahme, spricht man von einem unstillbaren Erbrechen – Fachbegriff „Hyperemesis gravidarum“. Circa zwei Prozent der Schwangeren sind davon betroffen.

Als Zeichen unzureichender Nahrungsaufnahme gelten entweder eine Gewichtsabnahme von mehr als fünf Prozent im Vergleich zum Gewicht vor der Schwangerschaft oder eine sogenannte Ketonurie. Der Hintergrund: Wenn der Körper nicht genügend Nahrung bekommt, greift er auf seine Reserven zurück. Dabei entstehen sogenannte Ketonkörper als Abbauprodukte, die mit dem Urin ausgeschieden werden. Ein Urintest beim Arzt kann die Ketonurie dann bestätigen.

Hyperemesis gravidarum gut behandelbar

Die Hyperemesis gravidarum tritt bereits in der Frühschwangerschaft auf – mehrheitlich ab etwa zwei Wochen nach Ausbleiben der Regel. Stellt der Arzt den Befund bei Ihnen fest, gibt es keinen Grund zur Sorge, denn eine Hyperemesis gravidarum lässt sich relativ gut behandeln. Meist wird die Betroffene für ein paar Tage ins Krankenhaus eingewiesen und mit Elektrolyten-Infusionen versorgt. Darüber hinaus kann ein Mittel gegen die quälende Übelkeit verabreicht werden. Nach zwei bis drei Tagen können die meisten Schwangeren wieder normal essen und entlassen werden.

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