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STYLEBOOK-Interview

Angelina Kirsch: „Schlankere Kolleginnen fragten, ob der Müsliriegel jetzt sein muss!“

Angelina Kirsch
Angelina Kirsch spricht im STYLEBOOK-Interview über ihre Kollektion, Selbstbewusstsein und die Modelbranche Foto: Getty Images
Redakteurin bei STYLEBOOK

11. April 2024, 6:57 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Angelina Kirsch ist erfolgreiches Curvy-Model, Moderatorin und hat jetzt auch ihre eigene Kollektion bei QVC gelauncht. Im STYELBOOK-Interview spricht sie über ihre Designs, gibt Styling-Tipps und verrät, wie sie ein gesundes Selbstbewusstsein erlangt hat.

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STYLEBOOK: Wie kam es, dass du jetzt bei QVC verkaufst?

Angelina Kirsch: Wir sind mit meinem Label „Rock your Curves“ wieder an den Start gegangen. Leider mussten wir aufgrund von Corona pausieren. Diese Zeit haben wir genutzt für eine kreative Pause. Jetzt sind wir mit neuen Inspirationen und neuen Styles bei unserem neuen Partner QVC zu finden und auch wieder in unserem Onlineshop.

Was willst du mit deiner Kollektion vermitteln?

„Rock your Curves“ ist nicht nur der Markenname, sondern auch mein Lebensgefühl, welches ich den Frauen näher bringen möchte. Es ist stylische Mode, in großen Größen. Unsere Styles gibt es ab Größe 42 bis Größe 56. Bei jedem einzelnen Teil hatte ich die kurvige Frau vor Augen. Auf die Details kommt es an. Wir kennen es alle: Entweder wir müssen viel Geld ausgeben, oder die Qualität leidet darunter, oder die Styles sind nicht wirklich modisch. Mir war wichtig zu sagen, Mode ist für alle da, auch für die kurvige Frau. Denn in diesem Bereich ist noch sehr viel Luft. Deswegen war es mir sehr wichtig, schöne und modische Sachen für die große Frau zu produzieren.

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Angelina Kirsch: „Details sind wichtig“

Was ist dir bei deiner Kollektion besonders wichtig?

Es kommt für mich auf die Qualität an, auf die Stoffe und auf die Schnitte. Es ist sehr wichtig, ob ich eine Hose so schneide, dass sie sich nur an der Hüfte festhalten muss und dann diese Muffin-Tops an der Seite entstehen. Oder, dass ich sie so hoch schneide, dass sie in der Taille und etwas weiter über den Bauchnabel sitzt, sodass sie sich nicht unbedingt an den Stellen festhalten muss, die wir nicht betonen wollen und stattdessen eine schöne Silhouette macht. Details sind auch wichtig. Zum Beispiel gibt es normalerweise bei Jeans hinten nur eine Gürtelschlaufe. Bei meiner Jeans gibt es zwei, damit der Gürtel an Ort und Stelle bleibt.

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Bei einer Bluse oder einem Oberteil ist mir sehr wichtig, dass es nicht nur ein Mini-Abschluss am Arm ist, sondern, dass er eine gewisse Größe hat. Damit bei einer größeren Frau, dieses Detail auch auffällt. Oder auch Gesäßtaschen auf der Jeans. Du kannst sie natürlich nach ganz weit außen packen, aber dann sieht der Hintern auch viel größer aus, als er ist. Daher setze ich die Taschen nach innen und bei mir sind sie sogar noch ein bisschen gekippt. So bekommt man einen richtigen Apfelpo. Es ist ein Mix aus Qualität, Schnitten und Details, die mir sehr wichtig sind.

Hast du die Teile selbst vorher anprobiert?

Eins meiner Learnings bei der Erstellung der Kollektion, aber auch im Leben ist: Versuch macht klug. Mir war wichtig, dass ich wirklich in die Details gehe und, dass es wirklich ausgereift ist am Ende. Deswegen habe ich die Muster immer angezogen und gesagt, hier noch ein Zentimeter mehr, hier noch ein bisschen höher oder weniger.

Was ist dein Lieblingsteil aus der Kollektion?

Die Jeans ist ganz weit vorn. Bei Curvys, aber auch bei anderen Frauen, ist es ein heikles Thema, eine gute Jeans zu finden. Ich finde, ich habe mit dieser Jeans eine gute Passform gefunden und ein gutes Zusammenspiel der Viskositäten. Es ist ein bisschen Elastan drin, aber auch nicht zu viel.

Hast du Styling-Tipps für Curvy-Frauen?

Wir bekommen oft die Tipps: trage Schwarz als große Frau. Ich sage, geh weg von Schwarz. Klar, ich trage auch mal gerne Schwarz, es ist schick und edel. Aber mir ist auch oft nach Farbe. Probiert es aus, geht direkt auf eine Knallfarbe, z. B. ein knackiges Grün. Gerade diese knackigen Farben machen jetzt im Frühjahr, wo unsere Haut noch nicht ganz so viel Sonne gesehen hat, einen richtig schönen Teint und ist ein richtig schönes Statement. Also Ladys, probiert es aus, es gibt keine Frau, der Knallfarben nicht stehen.

Angelina Kirsch: „Wer das nicht gut findet, der soll halt weiter gehen“

STYLEBOOK: Du wirkst sehr selbstbewusst, warst du das schon immer?

Angelina Kirsch: Jein! Ich habe von meinen Eltern vermittelt bekommen, sei du selbst und fühl dich wohl. Wenn du laut bist, bist du laut und wenn du leise bist, bist du leise. Es ist beides völlig in Ordnung. Aber trau dich, du selbst zu sein. Es gibt natürlich Zeiten, da ist das leichter gesagt, als getan. Das war bei mir auch so, in der Pubertät natürlich. Die Kurven kamen, es kamen Fragen auf, wie und was will ich mal werden im Leben? Was soll ich sein, was soll ich nicht sein? Was möchte ich aber sein? Dann ist man total verwirrt und natürlich macht das auch was mit dem Selbstbewusstsein. Vor allem, wenn man immer eine selbstbewusste Person und laut war. Dann bekommt man Feedback, z. B. damit komme ich überhaupt nicht klar oder es wirkt arrogant.

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Dann gab es einen Abend, da lag ich im Bett und habe über diese Anmerkungen nachgedacht. Ich komme nicht bei allen gut an. Was mache ich jetzt? Passt du dich an oder wirst ruhiger? Machst du eine Diät? Da hat etwas bei mir eingesetzt, was ich heute Faulheit nennen würde. Und zwar im positiven Sinne. Denn wenn ich mich anpasse und verändere, dann ist das auch anstrengend, weil ich das im Grunde nicht bin. Vielleicht bekomme ich ein paar Freunde mehr, aber am Ende mache ich mich kaputt und es macht keinen Spaß. Will ich das? Oder bleibe ich einfach ich selbst, authentisch und habe vielleicht fünf Freunde weniger, aber die Leute, die mich gut finden, finden mich wirklich gut und nicht, weil ich mich verstelle. Das war ein Aha-Moment in meiner Pubertät, ich mache einfach weiter wie bisher und habe Spaß im Leben und wer das nicht gut findet, der soll halt weiter gehen. Diese Faulheit hat mich quasi ins Selbstbewusstsein gerettet.

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Angelina Kirsch über die Modelbranche

Als du deine Modelkarriere gestartet hast, war die Branche weitaus nicht so divers wie heute, wie sind deine Erfahrungen damit?

Es war für mich in keinem Moment schwierig, weil von Anfang an feststand, ich will gar kein Model sein. Dann hat mich der Agent ein bisschen überzeugt. Ich habe aber immer gesagt, ich mache das neben meinem Studium. Es war mir sehr wichtig, eine Ausbildung zu haben.

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Aber klar, es gab auch schon mal zwei, drei schlankere Kolleginnen, die fragten, ob der Müsliriegel jetzt sein muss? ‚Findest du nicht, du bist ein bisschen zu dick und willst du nicht etwas verändern?‘

Aber das waren auch keine Sätze, die ich nicht schon mal von anderen vorher gehört habe, deswegen hat mich das nicht berührt. Denn für mich zählt nicht die Meinung anderer, sondern nur meine Meinung über mich selbst! Was ich merke und was ich toll finde, was sich verändert hat, ist die Selbstverständlichkeit. Früher war es noch etwas viel Besonders, wenn man als Curvy-Model ans Set kam. Heute ist es selbstverständlicher. Aber, es ist leider noch nicht überall angekommen. Daran arbeiten wir!

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