
15. September 2023, 11:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wenn Gen Z aktuell etwas auf TikTok schreit, dann: Delulu. Es ist DAS Wort dieser Tage. Dahinter verbirgt sich ein Trend, der anfänglich für das Datingleben bestimmt war und jetzt immer mehr als Karrierebooster für Frauen agiert. Was dahintersteckt, lesen Sie bei STYLEBOOK.
Übersicht
Sind Sie auch ein wenig „Delulu“? Zumindest im Datingleben? Denn da findet das Wort seinen Ursprung. „Delulu“ wird von „delusional“ abgeleitet, was so viel bedeutet wie „Wahnvorstellung“. Aber ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Die Gen Z meint damit vielmehr, sich die Liebe schöner zu reden, als sie wirklich ist. Die rosarote Brille in der Liebe dauerhaft zu tragen und sich der Negativität verweigern (wird dann auch als „Delusionship“ bezeichnet). Im Job bedeutet es eher ein Zusammenspiel aus Selbstüberschätzung und der Devise: „Fake it, until you make it“.
Die „Delulu“-Entstehungsgeschichte
Die junge Generation, gemeint ist damit Gen Z, romantisiert die Liebe wie keine andere Generation. Und zwar öffentlich, meist im Videoformat. „Delulu“ zu sein bedeutet, Dating-Erfahrungen zu romantisieren und sie sich schöner zu reden, als sie wirklich ist. Das kann romantisch sein, wenn die Liebe ohnehin positiv ist, dann wird sie nur verstärkt und schöner wahrgenommen. Es kann aber auch kritisch sein, wenn es sich um eine einseitige Liebe handelt, denn wenn man dann auch noch „Delulu“ agiert, kann es die andere Person mehr abschrecken und weniger helfen. Doch der „Delulu“-Trend hilft den Anwenderinnen dabei, sich darauf zu beruhen, dass sich alles in die richtige Richtung entwickelt und nicht in Panik zu geraten, wenn der sogenannten Crush sich mal nicht meldet.
So hilft der Delulu-Trend Frauen im Job
Beim „Delulu“-Trend im Arbeitsleben geht es viel mehr darum, sich selbst vorzuspielen, dass man für einen Job qualifizierter ist, als das wirklich der Fall ist. Vor allem Frauen nutzen den „Delulu“-Trend im Job und berichten auf TikTok über ihre Vorgehensweise. Meist ist es der Boost an Selbstüberschätzung und Selbstbetrug, der ihnen dann bei der Karriere neue Türen geöffnet hat.
Eine eigene Realität erschaffen
Auch wenn Delusion wörtlich mit Wahnvorstellung übersetzt werden kann, eine eigene Realität zu schaffen, kann einem auch neue Wege und Türen öffnen. Wir alle kennen diese eine Person, die in ihrer ganz eigenen Welt lebt. Hat es ihr das bislang geschadet? Wohl weniger. Es ist natürlich ein schmaler Grat zwischen rosafarbener „Delulu“-Welt, die alles besser macht, oder arroganter und zynischer Selbstüberschätzung.
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Fazit: Kann der Delulu-Trend Frauen in der Arbeitswelt helfen?
Sich während der Arbeitszeit in einen anderen Menschen zu verwandeln oder gar völlig in eine eigene Welt abzudriften, ist eher kontraproduktiv. Allerdings kann es hilfreich sein, im Job eine Art Fassade von der Version aufzulegen, die man gerne wäre, bis man diese Person wirklich ist. Außerdem verschafft diese Delusion eine Art Selbstbewusstsein, die einen souverän durch den Arbeitsalltag bringen und für mehr Erfolg im Berufsleben sorgen kann.
Dennoch ist hier Vorsicht geboten, denn wer so tut, als könnte er eine Programmiersprache und sich dann einen hoch komplizierten Informatikjob angelt, läuft Gefahr, völlig danebenzuliegen (und sich zu blamieren). Das schadet dem Selbstwertgefühl eher. Viel mehr geht es um die Charaktereigenschaften, die Ihnen das nötige Selbstbewusstsein schenken. Das kann Ihnen dabei helfen, die Karriereleiter zu erklimmen und für beruflichen Erfolg zu sorgen.
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Delulu im Job-Interview
Wie kann der „Delulu“-Trend Ihnen nun in einem Job-Interview behilflich sein? So: Haben sie einen liebsten Filmcharakter? Zum Beispiel Carrie Bradshaw von „Sex And The City“? Dann verwandeln sie sich in den Charakter, der Sie gerne wären (Vorsicht: Carrie Bradshaw würde in wichtigen Augenblicken nichts Lebensveränderndes vortäuschen und damit ihr Umfeld irritieren). Achten Sie vielmehr darauf, das Körperbewusstsein, das Modebewusstsein, das positive Mindset, den Blick auf die Welt oder andere positive (!) Charaktereigenschaften Ihrer Lieblingsrollen in Ihre Traumwelt zu adaptieren und halten Sie dabei immer die Waage zwischen „Delulu“ und Realität.
Die Jobbezeichnung verlangt Skills, die sie nicht beherrschen? Dann wird das wohl auch kein Job sein, der sie glücklich macht. Die Jobbezeichnung klingt verlockend, aber das große, beeindruckende Unternehmen schüchtert sie ein? Ab in Ihre „Delulu“-Welt und viel Spaß bei dem Vorstellungsgespräch.

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Wie reagiert die mentale Gesundheit darauf?
Die Frage, ob dieser Trend der mentalen Gesundheit einen Gefallen tut oder ihr eher schadet, lässt sich nicht ganz so leicht beantworten. Wie sooft, kommt es auf die Balance an. Zum einen kann es helfen, sich eine Traumwelt zu erschaffen, in der man verweilt und arbeitet, bis sie zur Realität wird. Wer es aber übertreibt, kann damit den Bezug zum realen Leben verlieren und keinerlei Negativität mehr im Leben zulassen. Und das ist, wie wir wissen, ebenso ungesund, wie andersherum.