18. Juli 2023, 12:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In Deutschland entscheidet sich etwa jede fünfte Frau bewusst dafür, keine Kinder zu bekommen, wodurch sie kinderlos bleibt. Die Duale Hochschule in Gera hat eine Studie durchgeführt, in der das Thema mit etwa 1100 Frauen, die freiwillig keine Kinder haben möchten, untersucht wurde. Auch die University in Michigan zeigt interessante Ergebnisse auf, die zahlreiche Vorurteile entkräften.
„Du bereust es noch irgendwann“ ist ein Vorwurf, den sich kinderlose Frauen oftmals anhören müssen. Inzwischen gibt es jedoch zahlreiche Studien, die dies widerlegen und mit einem gängigen Stereotyp aufbrechen. STYLEBOOK fasst die Studienlage für Sie zusammen.
Übersicht
Kinderlos ist nicht gleich unglücklich
Die sozialwissenschaftliche Fakultät der Dualen Hochschule in Gera hat in einer neuen Studie 2022 untersucht, warum Frauen keine Mütter werden wollen. Diese beleuchtet das Thema anhand einer beeindruckenden Anzahl von mehr als 1100 gewollt kinderlosen Frauen, was den bisherigen Forschungsstand zum Thema bei weitem übertrifft.
Die Ergebnisse dieser Studie haben nicht nur viele Vorurteile gegenüber kinderlosen Frauen widerlegt, sondern auch den bisherigen Forschungsstand korrigiert. Frühere Annahmen gingen davon aus, dass äußere Faktoren und Rahmenbedingungen die Entscheidung für oder gegen Kinder beeinflussen. Doch die betreuende Professorin, Prof. Dr. Claudia Rahnfeld, erklärt dem „Mdr“, dass die Studie gezeigt habe, dass die Entscheidung „intrapersonell“ ist, also hauptsächlich auf den individuellen Überzeugungen jeder Frau beruht.
Die Frauen in der Studie sind sich ihrer Entscheidung bewusst, dass Kinder viel Raum, Zeit und Energie beanspruchen würden, und treffen daher ganz bewusst die Wahl, kinderlos zu bleiben. Die Erkenntnisse dieser Forschung tragen dazu bei, ein tieferes Verständnis für die Gründe hinter der Entscheidung vieler Frauen zu gewinnen, keine Kinder zu bekommen.
Anmerkung der Redaktion: Da die Studien den Begriff „Kinderlosigkeit“ verwendet haben, haben wir uns für eine einheitliche Bezeichnung entschieden, um Verwirrung zu vermeiden. Gelegentlich wird vorgeschlagen, nicht von „kinderlosen“ Frauen zu sprechen, sondern von „kinderfreien“ Frauen, da der Begriff „kinderlos“ den Eindruck erwecken könnte, dass ein wichtiger Aspekt im Leben fehlt. Hingegen betont der Ausdruck „kinderfrei“, dass die Frauen sich bewusst und freiwillig für ein Leben ohne Kinder entschieden haben.
Freizeit, Selbstverwirklichung und Verantwortung Gründe für Kinderlosigkeit
Des Weiteren hat die Studie die Frauen auch zu den konkreten Ursachen und Beweggründen für ihren fehlenden Kinderwunsch befragt. Die Möglichkeit, zusätzliche Freizeit individuell gestalten zu können, war für 82,4 Prozent der befragten Frauen ein relevantes Kriterium. Auf Platz zwei, mit 80 Prozent, folgte die größere Chance auf Selbstverwirklichung. Mit 73,4 Prozent stand der Wunsch, keine Verantwortung für die Versorgung und Erziehung eines Kindes übernehmen zu müssen.
Zudem zeigt die Studie, dass viele Frauen frühzeitig die Entscheidung treffen, kinderlos zu bleiben. Beeindruckende 50 Prozent der befragten Frauen trafen diese Entscheidung bis zu ihrem 21. Lebensjahr. Acht von zehn Teilnehmerinnen entschieden, bis zum Alter von 30 Jahren für ein kinderloses Leben. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Entschluss, keine Kinder zu bekommen, oft bereits in jungen Jahren gefasst wird.
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Amerikanische Studie belegt Annahmen, warum Menschen kinderlos bleiben
Ebenfalls 2022 haben Wissenschaftler der Michigan State University herausgefunden, dass etwa jeder fünfte Erwachsene keine Kinder bekommen möchte. Dies entspricht etwa 1,7 Millionen Menschen, was eine überraschend hohe Zahl ist. Die jüngste Folgestudie bestätigt nun dieses Ergebnis und bestärkt die Erkenntnis, dass eine signifikante Anzahl von Erwachsenen bewusst auf eine Elternschaft verzichtet.
Dabei wurden 1500 Erwachsenen untersucht. Mit dem Ergebnis, dass Menschen ihre Entscheidung, kinderlos zu bleiben, früh im Leben treffen, häufig in ihrer Teenagerzeit oder ihren Zwanzigern. Interessanterweise sind es nicht nur junge Menschen, die angeben, keine Kinder haben zu wollen. Die Studie zeigte, dass Frauen, die sich bereits als Teenager dafür entschieden haben, kinderlos zu bleiben, im Durchschnitt fast 40 Jahre alt sind und immer noch keine Kinder haben. Was wiederum die Studie aus Gera unterstützt.
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Kinderlose Erwachsene zeigen keine Reue
Trotz Bedenken, dass kinderlose Erwachsene ihre Entscheidung später im Leben bereuen könnten, geben die Wissenschaftler Entwarnung. Jennifer Watling Neal erklärt, dass sie und ihr Forschungsteam keine Beweise dafür gefunden haben, dass ältere kinderlose Erwachsene mehr Lebensreue empfinden als ältere Eltern. Tatsächlich zeigte sich, dass ältere Eltern sogar etwas eher den Wunsch haben könnten, etwas an ihrem Leben zu verändern.
Neal betont, dass staatliche Einschränkungen der reproduktiven Gesundheitsversorgung dazu führen könnten, dass viele Menschen gezwungen werden, Kinder zu bekommen, obwohl sie dies eigentlich nicht wollen. Dies ist ein besorgniserregender Aspekt, den die Forscher genauer untersuchen möchten.
Quellen