5. Oktober 2023, 12:19 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die 5. Staffel der Datingshow „Love is Blind“ ist vor wenigen Wochen gestartet und die ersten Paare haben sich gebildet. Ein Paar, Taylor und JP, geht jedoch bereits wieder getrennte Wege, denn nach der Verlobung bekamen die beiden sich in die Haare. Das Streitthema: Make-up. Unsere Redakteurin Tari Tamara hat eine eindeutige Meinung dazu.
Die ersten sieben Folgen der aktuellen 5. Staffel von „Love is Blind“ sind bereits auf der Streaming-Plattform Netflix verfügbar und mittlerweile haben sich die ersten Paare gebildet. Aktuell befinden sich die Pärchen in der Kennenlernphase vor der großen Hochzeit, doch bei Jared Pierce, genannt JP und Taylor Rue, kam es bereits vorher zur großen Trennung. Der Grund: Ihr Make-up.
JP und Taylor waren das erste Paar bei „Love is Blind“
Bei „Love is Blind“ lernen sich die Singles in sogenannten Pods kennen, Räume, die durch eine Wand getrennt sind. In diesen Pods können sich jeweils ein Mann und eine Frau „daten“, jedoch ohne sich zu sehen. Haben sie genug Gespräche miteinander geführt und sich ineinander verliebt, folgt die Verlobung und die beiden sehen sich zum ersten Mal. Nach dem ersten Aufeinandertreffen, verbringt das nun verlobte Paar einen Urlaub zusammen und zieht für vier Wochen in eine gemeinsame Wohnung, bevor die Hochzeit folgt.
Soweit die Theorie. In der Praxis sieht das jedoch anders auch, so auch bei Jared Pierce (JP) und Taylor Rue. Die beiden schwammen in den Pods direkt auf einer Wellenlänge, gestanden sich nach nur wenigen Tagen ihre Liebe und verlobten sich. Noch vor dem ersten Treffen schwärmte JP: „Ich weiß, dass ich sie wunderschön finden werden, weil ich sie wegen ihrer inneren Werte liebe.“ Und auch Taylor wirkte happy: „Aussehen ist mir nicht mehr wichtig, klingt komisch, ist aber so. Mein Blick auf die Liebe und das Leben hat sich geändert, man kann vom Aussehen nicht auf den Charakter schließen.“
Bei „Love is Blind“ kommt es zum Streit
Doch bereits beim ersten Aufeinandertreffen folgt der Dämpfer: Die anfängliche Magie zwischen dem Paar ist verschwunden. Das zeigte sich auch im Anschluss beim gemeinsamen Urlaub, denn von Stunde zu Stunde wurde JP schweigsamer und das, obwohl die frisch verliebten Paare diese Zeit meist nutzen, um sich auch körperlich näherzukommen. Stattdessen schweigt JP sich aus, während Taylor noch versucht, die Gespräche am Laufen zu halten. Eine äußerst unangenehme Atmosphäre, die auch der Zuschauer zu spüren bekommt.
Nach drei Tagen des Schweigens fasst Taylor sich ein Herz und spricht ihren Verlobten auf die Kluft zwischen ihnen an. „Was hat sich nach den Kabinen verändert?“, will sie wissen. Und endlich rückt JP mit der Sprache heraus. Alles begann mit dem ersten Aufeinandertreffen: „Dein Gesicht war völlig zugespachtelt. Dazu die falschen Wimpern. Alles an dir war fake. An meinem Jackett war überall Make-up. Als ich dich mit dem geschminkten Gesicht gesehen habe, habe ich mich gefragt ‚Läuft sie jeden Tag so herum? Muss ich mich mit dieser Maske anfreunden?‘ So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Du wirktest fake.“ Die Zuschauer fragen sich: „Hat er nicht wirklich gesagt?“
JP sieht seine Worte als Kompliment
Obwohl Taylor eigentlich an diesem Punkt bereits ihre Beine in die Hände und Reißaus hätte nehmen sollen, beginnt sie sich zu rechtfertigen: „Du wusstest noch gar nicht, wie ich aussehe und ich wollte bei unserer ersten Begegnung so gut aussehen wie möglich. Frauen schminken sich, um sich hübsch zu fühlen. (…) Und ich hab dich also so schockiert, dass du jetzt nicht mal mehr mit mir reden kannst?“ JP antwortet: „Ja, darf ich das nicht mehr sagen? Lass die Schminke doch einfach weg!“ Taylor kontert selbstbewusst: „Ich mache, was ich will! Ich lasse mir nichts vorschreiben. Wenn ich mich schminken will, bevor ich ausgehe, dann mache ich das.“
Puh, ganz harter Tobak, zumindest für JP, denn der scheint das Jahrhundert, seitdem Frauen ein selbstbestimmtes Leben führen, verpennt zu haben. „Was ist so schlimm daran, dass ich nicht möchte, dass du dich schminkst? Ich finde dich ohne Schminke hübscher, was ist daran verwerflich? 99 Prozent aller Frauen würden sich freuen. Du dagegen bist beleidigt und kannst es gar nicht fassen.“ Wenn es nach ihm ginge, solle sie ihr ganzes Make-up verbannen und ab sofort ungeschminkt bleiben. Taylor bricht daraufhin die Diskussion ab und flüchtet aus dem Hotelzimmer!
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JP hat das Experiment missverstanden
Wie kann es sein, dass ein bisschen flüssiges Make-up und ein wenig Plastik auf den Wimpern einen Mann so aus der Bahn werfen? Erst recht unverständlich, da das Experiment bei „Love is Blind“ darauf abzielt, sich eben „blind“ kennen und vor allem lieben zu lernen. Denn im wahren Leben lassen wir uns zu oft von Äußerlichkeiten leiten und schreiben Menschen ab, weil uns Kleinigkeiten nicht ansprechen. JP hat sich bewusst auf dieses Experiment eingelassen und scheint wegen etwas Make-up (!) alles infrage zu stellen.
„Fake zu sein“ oder „fake auszusehen“ gilt heutzutage immer mehr als gesellschaftlich degradierend. JP prangert Taylor als Fake an und zog diese Schlüsse allein aus ihrer Optik, nicht aufgrund ihres Verhaltens.
Man darf nicht vergessen, Taylor hat sich für ein erstes Treffen mit ihrem Verlobten zurechtgemacht. So absurd diese Situation klingen mag, ist es verständlich, dass sie den bestmöglichen Eindruck hinterlassen wollte. Und für manche Frauen gehört es dabei eben dazu, mit Make-up zu spielen und ihre Besonderheiten noch mehr hervorzuheben. Und nochmal, worüber diskutieren wir hier eigentlich? Ein bisschen flüssiges Make-up und künstliche Wimpern?!
Die wandelnde Red Flag bei „Love is Blind“
Warum sollte JP, selbst die wandelnde Red Flag in persona, darüber entscheiden dürfen, was seine zukünftige Frau sich ins Gesicht schmiert? Dass JP aber durchaus nicht allein mit seiner Meinung ist, zeigt eine Studie aus dem Jahr 2017. Rund 63 Prozent der befragten Männer gaben an, Frauen würden Make-up tragen, um sie täuschen zu wollen. 43 Prozent waren außerdem der Meinung, dass Frauen zu viel Make-up tragen würden.
Immer wieder hört man im Dating-Kosmos, Männer suchen eine Frau, die nicht zu zickig, nicht zu emotional, nicht zu laut sein und dazu möglichst natürlich aussehen soll. Heißt übersetzt: Die Frau soll bloß nicht widersprechen, bloß nicht zu meinungsstark, nicht zu impulsiv und am besten nicht auffällig sein. Tragen Frauen also „zu viel“ Make-up, gelten sie als trügerisch. Tragen Frauen aber „zu wenig“ Make-up, heißt es oft, sie lasse sich gehen und mache sich nichts aus ihrem Äußeren. Ein Überbleibsel längst vergangener, patriarchischer Zeiten? Vergangen offensichtlich leider nicht.
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Taylor trennt sich von JP
Am Morgen nach dem Streit treffen sich JP und Taylor in der Hotellobby wieder. Und obwohl JP die Beziehung hätte weiterführen wollen, trennt Taylor sich von ihm: „Ich fühle mich nicht wohl. Die Verlobung war ein Fehler. Es ist aus“, erklärt sie und nimmt ihren Verlobungsrings ab.
Für diejenigen, die es nicht verstanden haben: Taylor hat sich nicht wegen eines Schminkverbots von JP getrennt. Hier geht es nicht um etwas Marginales wie Make-up. Es geht darum, dass Frauen wie Taylor ein selbstbestimmtes Leben führen wollen. Wenn ein Mann bereits in den ersten Tagen mit solchen Forderungen um die Ecke kommt, dann kann man sich den weiteren Verlauf der Beziehung durchaus ausmalen.
Hier scheint ein viel tiefer verwurzeltes Problem vorzuliegen, das einzig und allein bei JP und in seiner Vergangenheit liegt. Wie uneinsichtig und unreflektiert er handelt, wird an seinen Aussagen sichtbar („99 Prozent aller Frauen würden sich freuen. Du dagegen bist beleidigt und kannst es gar nicht fassen.“). Welche Reaktion von Taylor hat er sich eigentlich erhofft, als er sie objektiviert hat? Und wenn JP wirklich etwas aus seinem Leben verbannen möchte, dann sollte er bei seiner Vorliebe für Amerika-Flaggen-Shirts beginnen!