17. Dezember 2024, 13:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Kritik an Miss-Wahlen wurde in den vergangenen Jahren immer lauter. Als nicht mehr zeitgemäß wurden die Veranstaltungen, in den Frauen überwiegend ihren Körper zur Schau stellen, betitelt. Während die Veranstalter der Miss-Germany-Wahlen versprachen, dass die Teilnehmerinnen mehr mitbringen müssten als gutes Aussehen, gehen die der Miss-Niederlande-Wahlen noch einen Schritt weiter – und schaffen die Wahlen ab!
Überholt, nicht feministisch und einfach nicht mehr zeitgemäß – es gibt vieles, was an Miss-Wahlen kritisiert werden kann. Die Niederlande ziehen daraus jetzt die Konsequenz: Zukünftig wir es keine Miss Niederlande mehr geben! Stattdessen haben die Veranstalter eine Online-Plattform gelauncht, die „einen Raum für persönliches Wachstum und gesellschaftlichen Wandel schaffen“ will. Wie, erklären wir Ihnen hier.
Schluss mit Miss Niederlande! Das ist neu
Erst im Juni 2024 wurde Amber Rustenberg zur diesjährigen Miss Niederlande gekürt. Damit ist sie erst einmal die letzte Frau, die diesen Titel tragen wird. Denn das Team der Miss-Wahl entschied sich gegen eine Weiterführung der 35-jährigen Tradition. Der Grund: Zeitgeist. So sei ihnen klar geworden, „dass immer mehr junge Menschen gegen diese Normen rebellieren, es aber nur wenige Plattformen gibt, die sie wirklich dazu inspirieren, weiterzudenken und ihren eigenen Weg zu finden.“
Zwar halte sie Gesellschaft immer noch an Schönheitsidealen fest, doch immer weniger Menschen wollten sich damit identifizieren. In Gesprächen seien „immer mehr Geschichten von jungen Menschen, die mit Problemen zu kämpfen hatten,“ ans Licht gekommen. Um dem entgegenzuwirken, sollte ein Ort geschaffen werden, der Geschichten von Erfolg und Niederlage, von Inspiration und Versuchen erzählt und an dem junge Menschen sich ausdrücken und zusammenfinden können.
Plattform für Expertinnengespräche, Podcasts und Austausch
So solle eine „Bewegung initiiert“ werden, was die Veranstalter mit „Niet Meer Van Deze Tijd“, zu Deutsch „Nicht mehr aus dieser Zeit“ machen wollen. Auf der Online-Plattform finden Menschen nun Podcasts rund um die Themen Vielfalt, Kreativität, Social Media, psychisches Wohlbefinden, gesellschaftliche Veränderungen sowie Selbstdarstellung und Persönlichkeitsentwicklung. Ein Team aus zum Start acht Expertinnen steht mit Rat und Tat in persönlichen Gesprächen zur Seite.
Die Plattform will dazu einladen „sich zu engagieren, Ihrer Stimme Gehör zu verschaffen und Ihre Vision zu teilen. Dies ist keine Plattform, die Ihnen sagt, wie es geht; es ist ein Ort, an dem Sie entscheiden, was wichtig ist und an dem Ihre einzigartigen Ideen im Mittelpunkt stehen.“ Weiter erklärt die Website: „Wir möchten junge Menschen dazu ermutigen, nicht stecken zu bleiben, sondern neugierig zu sein auf das, was möglich ist. ‚Niet Meer Van Deze Tijd‘ soll diese Neugier wecken und Ihnen zeigen, dass Veränderungen aufregend sein können, Sie aber eine wichtige Rolle dabei spielen können.“
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Social Media findet positive Worte für Veränderung – doch nicht nur
Auch über Social Media soll man der Plattform folgen können. Hier sind die Reaktionen jedoch noch recht verhalten. Auf dem Instagram-Account der Miss-Niederlande-Organisation sind die ersten Kommentare ausschließlich positiv. Die Reaktionen der in Deutschland lebenden Menschen ist jedoch weniger offen. Unter dem Post von „Zdf heute“ bei Instagram scheiden sich die Geister.
So beschwert sich ein User: „Am besten schaffen wir alle Sportwettbewerbe auch gleich ab. Unsere Gesellschaft geht echt den Bach runter.“ Andere sind besorgt, warum man den Frauen diesen Spaß jetzt auch noch wegnehmen will, schließlich könnten sie ja selbst entscheiden, ob sie an „so etwas“ teilnehmen wollen. Einige wenige, überwiegend Männer stimmen ihm mit ähnlich wertvollen Kommentaren zu.
Überwiegend findet sich jedoch Lob für den Schritt des Miss-Niederlande-Teams. „Megagut, Schönheit ist so individuell“, kommentiert ein User. Eine weitere Userin freut sich: „Die Niederlande, einmal mehr der Welt einen Schritt voraus“, während eine andere schreibt: „Ich kann gar nicht beschreiben, wie gut ich das finde. Ich hätte es so vielen Frauen, damals Mädchen, gewünscht. Zu wissen, dass solche Shows nur für den Schein sind und kein Mensch perfekt ist. Danke, danke, danke.“
Mit 1316 Likes kam dieser Kommentar einer Userin besonders gut an: „Irgendwie bezeichnend, das vor allem Frauen sich in der Kommentarspalte hierüber freuen und das ganze gut finden; während hier diverse Männer es verurteilen und angreifen. Das zeigt ganz gut die Problematik und die Sexualisierung von Frauen durch Männer und warum die Abschaffung so wichtig ist.“ Wir können also gespannt sein, wie es für die Miss-Wahlen in Deutschland weitergehen wird.