24. März 2023, 11:41 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Stutenbissigkeit. Ein hässliches Wort, welches sich an zu vielen Klischees bedient. Trotzdem kommt es immer wieder vor: Sobald viele Frauen im Job zusammenkommen, wird über Zickenkrieg gesprochen. Doch ist das wirklich so? Woran liegt es, dass wir automatisch davon ausgehen? Das lesen Sie bei STYLEBOOK.
Kommen viele Frauen beruflich zusammen, heißt es schnell: „Da gib es sicherlich Ärger!“ Doch ist das wirklich so oder einfach nur eines der vielen veralteten Klischees? Es ist jedenfalls ziemlich unangenehm, wenn Männer behaupten, dass Frauen im Job „zu emotional beladen“ sind. Bei dieser Annahme schwingt auch ein Hauch Herablassung mit. Es klingt, als könne man Frauen im beruflichen Kontext nicht ernst nehmen. Und ob man das kann!
Frauen gegen Frauen im Job?
Natürlich lässt sich das nicht stereotypisch festlegen. Es gibt aber viele Frauen, die davon berichten, dass es auf der Arbeit zwischen weiteren Frauen zu Konflikten oder Intrigen kam, weil Neid, Eifersucht und eine Ellbogen-Mentalität an der Tagesordnung standen. Besonders, wenn es im Job um Status oder das berühmt-berüchtigte Erklimmen der Karriereleiter geht. Jedoch zeigen neue Studien, dass es keine wissenschaftlichen Beweise dafür gibt, dass dieses Verhalten bei einer Ansammlung von Frauen öfter vorkommt, als zwischen Männern. Auch Männer konkurrieren, streiten und hintergehen sich im beruflichen Umfeld – jedoch werden diese Konflikte scheinbar anders bewertet.
Liegt diese Vermutung an der Gesellschaft?
Wie die Unternehmensethik-Beraterin Dr. Bettina Palazzo in ihrem Bericht über Zickenkrieg im Strive Magazine schreibt, liegt diese absurde Annahme, Frauen untereinander würden sich immer bekriegen, vor allem an der gesellschaftlichen Bewertung: „Männer, die miteinander konkurrieren, sind die Platzhirsche, die um die Vorherrschaft kämpfen. Frauen werden als stutenbissig abgestempelt. Ein Recht auf gesunden und normalen Konflikt wird ihnen abgesprochen“, schreibt sie.
Zusammenhalt statt Zickenkrieg
Zwar berichten viele Frauen von Neid und Missgunst, wenn es um die Arbeit mit anderen Frauen geht, allerdings erfahren auch immer mehr Frauen das genaue Gegenteil: nämlich vollsten Zusammenhalt unter Frauen. Und das wirkt sich nicht nur positiv auf die Arbeit, sondern vor allem auf das Wohlbefinden aus. Nicht jede Kollegin muss zur besten Freundin werden, aber wenn Frauen sich sicher sein können, vom eigenen Geschlecht geschätzt und unterstützt zu werden, ist das ein antreibendes und motivierendes Gefühl. Niemand möchte gerne mit Bauchschmerzen, bösen Gedanken und ständiger Angst vor Intrigantinnen zur Arbeit gehen. Besonders, wenn in puncto Frauenquote noch so viel Verbesserung vonnöten ist, hilft es nicht, sich auch noch gegenseitig zu bekriegen.
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Frauen werden oft als „zu emotional“ abgestempelt
Beim Thema Frauenquote sind wir so viel weiter, doch immer noch nicht am Ziel. Denn die Unterschiede zwischen Frauen und Männern – besonders im Beruf – sind immer noch zu groß. Ebenfalls in der Kommunikation: Ein Mann haut auf den Tisch, möchte sagen, was er denkt oder widerspricht einer anderen Meinung. Dann sprechen die anderen Menschen im Raum von Souveränität und Selbstbewusstsein. Derjenige gilt schnell als Mensch, mit Führungspotenzial. Wenn aber die Frau – im gleichen Kontext, mit den gleichen Worten – auf den Tisch haut, gilt sie immer noch schnell als „zickig“ oder „viel zu emotional“.
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Woran kann das liegen?
Teilweise erklären lässt sich die vermeintliche Stutenbissigkeit (immer noch ein hässliches Wort) durch die geringe Repräsentation von Frauen in den Führungsetagen. Ja, es ist viel, viel besser geworden, aber in manchen Unternehmen stehen immer noch weniger Frauen an den Spitzenpostionen, als Männer. Daher kann ein Konkurrenzkampf entstehen, wenn es um die Karriere nach oben geht. Einige Frauen suggerieren die fehlenden Frauen in den Führungsetagen einen begrenzten Platz. Das führt zu einem inneren und einem äußeren Konflikt, der dann im Büro ausgetragen wird. Auch Männer führen diesen Kampf, ganz egal, wie viele Männer an der Spitze sitzen. Sobald wir Frauen jedoch verstehen, wie viel Energie es uns gibt, einander zu stärken, unterstützen und respektvoll behandeln, würden diese Konflikte sicherlich immer weniger entstehen.
Quellen
- „Zickenkrieg“: Was ist dran am weiblichen Konkurrenzverhalten?, Strive Magazine