15. Mai 2018, 14:01 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wie lässt sich die Schönheit von Frauen zeigen, die unter (teilweise extremen) Hautproblemen leiden? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Londoner Fotografin Sophie Harris-Taylor und ermutigte betroffene Frauen, sich für ihr Fotoprojekt ablichten zu lassen. Für einige von ihnen war es das erste Mal seit Jahren ohne Make-up in der Öffentlichkeit.
Sie wirken verletzlich, verträumt, entrückt und selbstvergessen. Und diese Selbstvergessenheit ist es auch, die für einen kurzen Moment ausblenden lässt, was uns die „überretuschierte Fotofilter-Gesellschaft“ seit Jahrzehnten über Schönheitsnormen und Vorstellungen von Perfektion eintrichtert. Auch so entsteht Schönheit, nur eben etwas anders, wie wir es gewohnt sind. Das aufzuzeigen, darum ging es der Londoner Fotografin Sophie Harris-Taylor mit ihrer Bilderserie „Epidermis“. In einem persönlichen „Manifest“, das die Künstlerin für die US-Ausgabe des „Vice Magazine“ verfasste, beschreibt sie ihre Gedanken zu dem einzigartigen Skin Positive Projekt.
Die Haut – eine der letzten Tabus der Body Positive Bewegung
Als Frau, die früher selbst unter heftiger Akne litt, erinnert sie sich noch genau, wie wertlos und unvollkommen sie sich als Teenager fühlte. „Wenn ich als Mädchen all die Bilder mit den perfekten Menschen gesehen habe, hatte ich ständig das Gefühl, nicht dazuzugehören, ja nicht hineinzupassen“, erinnert sie sich. Heute habe sie als Anhängerin der Body-Positivity-Bewegung die Mechanismen durchschaut, dennoch sei ihr aufgefallen, dass bei all dem Plus-Size-Stolz ein anderer Aspekt noch immer ausgeblendet wird: die Haut. „Bei ,Skin Positivity‘ geht es darum, aufzuzeigen, dass alle Hauttypen schön sein können“, schreibt Sophie Harry-Taylor. Deshalb habe sie Frauen gebeten, ihr Make-up abzuwischen und sich von ihr fotografieren zu lassen.
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Einige haben das Haus noch nie ohne Make-up verlassen
Natürliches Licht und eine ungezwungene Atmosphäre waren der Fotografin bei dieser Arbeit wichtig. „Einige der Frauen hatten das Haus noch nie zuvor ohne Make-up verlassen, geschweige denn jemals professionell vor der Kamera gestanden. Das war für uns alle ungewohnt. Aber was nervös beginnt, endet meist mit einem Gefühl der Befreiung“, schreibt sie weiter. Wir würden Schönheit meist als etwas rein Äußerliches erleben, dabei sei das nur ein Aspekt. Selbstliebe und Anmut gehören ebenso dazu. Die Künstlerin: „Je eher wir das lernen, desto besser! Sei ein guter Freund, sei freundlich, sei bedacht. Die, die dich lieben, lieben dich für deine Individualität und nicht für Weise, mit der du dich irgendwelchen Vorstellungen anpasst.“
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Akne hat viele Gründe
Der Künstlerin ging es nicht darum, Akne und Unreinheiten als etwas Erstrebenswertes darzustellen, tatsächlich sind solche Reaktionen der Haut klar ein Zeichen dafür, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Warum das so ist, kann viele Gründe haben, meist lassen sich Hautkrankheiten nicht über Nacht heilen, sondern bedürfen einer langwierigen Anamnese und Behandlung. Dass Scham und das Sich-Klein-Machen nicht gerade die Selbstheilungskräfte unterstützten, kommt noch hinzu. Und das Wissen, dass es eine ebenenmäßige, scheinbar porenfreie Haut, wie sie die Models auf der Werbeplakaten haben, im echten Leben eigentlich gar nicht gibt.