5. März 2021, 17:30 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mädchen oder Junge? Eine neue Studie enthüllt, welcher Faktor sich in der Schwangerschaft auf das Geschlecht des Ungeborenen auswirken kann. Allerdings sollte diese Erkenntnis nicht dazu genutzt werden, um selbst Einfluss darauf zu nehmen.
Übersicht
Männliche Föten sind weniger widerstandsfähig
In der Gebärmutter entwickelt sich in den ersten sieben Wochen nach der Empfängnis das Geschlecht des Ungeborenen, genetisch festgelegt ist es aber bereits ab der Empfängnis. Dabei hat die Natur es so eingerichtet, dass durchschnittlich etwas mehr Jungen als Mädchen geboren werden. So kommen auf 105 männliche 100 weibliche Babys. Der Grund: Männer sind genetisch bedingt etwas weniger widerstandsfähig und haben zudem eine kürzere Lebenserwartung. Das daraus resultierende Defizit wird durch den geringfügigen Jungs-Überschuss ausgeglichen. Doch was bedeutet die größere Anfälligkeit der XY-Chromosomen für jede einzelne schwangere Frau? Eine 2019 veröffentlichte Studie der Columbia University in New York, die 187 Schwangere untersuchte, legt nahe, dass sich Stress in der Schwangerschaft auf des Geschlecht des Kindes auswirken kann.
Stress in der Schwangerschaft wirkt sich auf das Geschlecht des Babys aus
In der Studie zeigte sich, dass ein durch körperlicher Stress erzeugter erhöhter Blutdruck bei 16 Prozent der untersuchten Testpersonen dafür sorgte, dass sich das Geschlechterverhältnis änderte. Auf neun Mädchen, die diese Frauen gebaren, kamen nur vier Jungen (Verhältnis 9 zu 4). Wer unter psychischem Stress litt (17 Prozent der untersuchten Schwangeren), brachte sogar mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei zu drei ein Mädchen zur Welt. Die Forscher schlossen daraus: Stress, ganz gleich welcher Art, erhöhe die Wahrscheinlichkeit für ein Mädchen – da die anfälligeren Jungen abgehen, noch bevor die Schwangerschaft überhaupt erkannt wird. Dies deckt sich mit früheren Studien, die nahelegen, dass bei kollektiv traumatischen Ereignissen die männliche Geburtenrate leicht zurückging.
„Culled cohort“-Theorie: Besagt, dass es in Zeiten widriger Umstände – etwa während Kriegen, Hungersnöten oder Wirtschaftskrisen – bei den anfälligeren männlichen Föten häufiger zu Fehlgeburten komme.
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Stress erhöht das Risiko für Frühgeburten
Sich künstlichem Stress auszusetzen, nur weil man sich so sehr ein Mädchen wünscht, ist alles andere als eine gute Idee. Zum einen, weil – wie gesagt – das Geschlecht längst feststeht, zum anderen erhöhen seelische wie körperliche Belastungen laut den Forschern ebenso das Risiko für eine Frühgeburt. Zudem hat sich gezeigt, dass anhaltender Stress auch die Wahrscheinlichkeit für eine postnatale Depression begünstigt.
Da Stress allerdings Teil des Lebens ist und sich nie ganz vermeiden lässt, empfehlen die Forscher, sich noch vor der geplanten Schwangerschaft zusätzliche soziale Unterstützung zu suchen. Dabei sei es unerheblich, ob es sich dabei um ein Familienmitglied oder eine Freundin handele – allein zu wissen, dass man nicht allein ist, sorge bereits für eine erhebliche innere Entlastung und damit Entspannung.
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Hat die Ernährung einen Einfluss auf das Kindesgeschlecht?
In einer etwas älteren Studie aus dem Jahr 2008, welche unter anderem vom Fachmagazin „Scientific American“ zitiert wird, untersuchten britische Wissenschaftler ob und wie die mütterliche Ernährung das Babygeschlecht beeinflusst. Das überraschende Ergebnis: Teilnehmende Schwangere, die morgens regelmäßig Müsli verputzten, erwarteten mit einer 56-prozentigen Wahrscheinlichkeit einen Jungen. Die Studie ist jedoch höchst umstritten, darauf bauen sollte man also nicht.
Weniger umstritten ist hingegen die Annahme, dass ein Zusammenhang zwischen der Kalorienzufuhr und dem Kindesgeschlecht besteht, wie mehrere Studien nahelegen. So kamen etwa US-Forscher in einer 2013 veröffentlichten Studie zu dem Ergebnis, dass in Hungerphasen – und damit bei geringerer Kalorienzufuhr – mehr Mädchen als Jungen zur Welt kommen. Die Wissenschaftler stützten sich dabei auf die Daten von Neugeborenen, die während und nach der großen Hungersnot in China zwischen 1959 und 1961 zur Welt kamen. Die Gründe für die Ergebnisse konnten die Forscher nicht zweifelsfrei bestimmen, es gibt jedoch die Vermutung, dass weibliche Föten „anspruchsloser“ seien.
Es zeigt sich also, dass der Zusammenhang des Kindesgeschlechts mit äußeren Faktoren nach wie vor umstritten ist und es weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen bedarf. Letzten Endes zählt unserer Meinung nach jedoch nur eines: Egal ob Junge oder Mädchen, Hauptsache gesund!