22. April 2022, 6:44 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Für viele Frauen ist der Orgasmus das Sahnehäubchen beim Sex. Bei manchen aber mündet die Erregung nicht in Ekstase, sondern in Schmerzen. Woran das liegen kann – STYLEBOOK fragte bei einer Gynäkologin nach.
Die Erregung steigt und alles fühlt sich gut an – doch gerade dann, wenn es am schönsten sein soll, wird es plötzlich unangenehm. Manche Frauen erleben beim Orgasmus ein Ziehen und Stechen, andere regelrechte Schmerzen, die bis ins Bein strahlen können. Die Ursachen können dabei körperlicher oder psychischer Natur sein.
Übersicht
Schmerzen beim Orgasmus durch zu viel Reizung
Die Klitoris ist mit rund 8000 Nervenenden ein hochsensibles Lustorgan. Ein Orgasmus ist ein starker Reiz für das Nervengeflecht. „Da kann es schon mal passieren, dass das Gefühl so intensiv ist, dass es schmerzt“, erklärt Dr. med. Mandy Mangler, Chefärztin für Gynäkologie und Geburtsmedizin am Berliner Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum.
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Auch feine Risse in der Haut können Schmerzen auslösen, wobei sie meist von selbst verheilen. Manchmal hat man seine Klitoris auch einfach durch zu häufige, lange und intensive Stimulation ein wenig überstrapaziert, dann reagiert sie auf die kleinste Berührung gereizt. In diesem Fall hilft nur eins: Finger weg und Verschnaufpause einlegen!
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Phantomschmerzen
Manchmal haben Frauen beim Orgasmus auch dann noch Schmerzen, wenn körperlich wieder alles in Ordnung ist. In dem Fall spricht man von Phantomschmerzen. „Der Körper hat den Orgasmus als etwas Schmerzhaftes abgespeichert und reproduziert deswegen diese Schmerzen“, erklärt Dr. med. Mandy Mangler. „Biofeedback kann bei einem Schmerzgedächtnis helfen. Bei dieser Therapieform lernen und trainieren die Frauen, wie man es schafft, dass der Körper keine Schmerzen mehr produziert.“
Ängste verursachen Schmerzen beim Orgasmus
Häufig stecken psychische Ursachen hinter Schmerzen beim Orgasmus. „Das liegt dann oft am Sex und der inneren Einstellung dazu“, sagt Dr. med. Mandy Mangler. „Frauen verbinden mit Sex etwas Verletzendes und erleben den Orgasmus dadurch auch als etwas Schmerzhaftes.“ Hier empfiehlt es sich, den Ursachen für diese negativen Assoziationen auf den Grund zu gehen. Helfen können Psychotherapeuten oder Gynäkologen mit sexualtherapeutischem Schwerpunkt. „Am besten wendet man sich in einem ersten Schritt an seine Gynäkologin oder seinen Gynäkologen“, rät Mangler. „Gemeinsam bespricht man dann die Behandlungsmöglichkeiten und erhält gegebenenfalls eine Überweisung.“
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Beziehungsprobleme
Schmerzen beim Orgasmus können auch ein Hinweis darauf sein, dass mit der Beziehung doch nicht alles so schön ist, wie es vielleicht scheint. Das Unterbewusstsein will uns also auf einen Missstand aufmerksam machen. Die Gynäkologin rät, ehrlich zu sich zu sein und sich zu fragen: Bin ich glücklich mit meinem Partner? Oder wünsche ich mir eigentlich einen anderen? „Ein schmerzhafter Orgasmus kann Ausdruck eines inneren Konflikts sein“, erklärt Mangler.
Generell gilt: Wer ständig beim Orgasmus Schmerzen hat, sollte auf jeden Fall ärztlichen Rat einholen.