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Bis zu 15 Prozent betroffen

Was ist Endometriose und wie kann man sie behandeln?

Frau mit Wärmflasche
Fast 15 Prozent aller Frauen leiden unter Endometriose – dennoch bleibt die Krankheit oft lange unerkannt. STYLEBOOK erklärt Ursachen, Symptome und Behandlungsmethoden der Unterleibserkrankung. Foto: Getty Images
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STYLEBOOK Redaktion

2. Oktober 2023, 13:26 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Endometriose – was sich in vielen Fällen mit starken Menstruationsschmerzen bemerkbar macht, kann im schlimmsten Fall der Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch sein. In den vergangenen Jahren tauchte die Krankheit vermehrt in den Medien auf, Prominente berichteten öffentlich von ihrem Leidensweg. 2022 gab es eine Petition, die konkrete Maßnahmen für die Bekämpfung der Krankheit forderte. Darüber stimmt der Bundestag nun an.

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Wissen Sie, was Endometriose ist? Falls nicht, geht es Ihnen wie vielen Menschen. Laut Informationen der Endometriose Vereinigung Deutschland e.V. sind bis zu 15 Prozent der Bevölkerung mit weiblichen Geschlechtsorganen betroffen. Und ein großer Teil von ihnen soll erst bei der Diagnosestellung überhaupt von der Existenz der Erkrankung erfahren haben. Gegen Unwissenheit und für bessere Aufklärung und Forschung kämpft die Petition #endendosilence seit 2022. Nun ist ein erster Vorstoß erreicht. STYLEBOOK erklärt, worum es geht, was bei der gynäkologischen Erkrankung Endometriose im Unterleib passiert und wie man sie behandeln kann.

Petition #EndEndoSilence fordert Politik zum Handeln auf

Die Petition #EndEndoSilence fordert von der Bundesregierung eine nationale Strategie, mit der Krankheit umzugehen. Konkret heißt das: eine Aufklärungskampagne, Fördergelder für die Forschung und einen Aktionsplan für geschlechtergerechte Medizin. Die Petition, die von der selbst erkrankten Studentin Theresia Crone ins Leben gerufen wurde, fand innerhalb kürzester Zeit viele Anhänger. Auch Ex-GNTM-Kandidatin Anna Adamyan gehört zu den Unterstützerinnen. Sie setzt sich bereits seit Jahren für mehr Sichtbarkeit der Unterleibserkrankung ein.

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Nun verkündete Initiatorin Theresia Crone einen ersten Vorstoß. So haben die politischen Fraktionen der CDU/CSU sowie der Fraktion der Die Linke einen Antrag zur Einführung einer nationalen Endometriose-Strategie eingereicht. „Also genau das, was wir gefordert haben,“ freut sich Crone.

Doch sie sieht auch Problematiken, die den Anträgen im Weg stehen könnten. Zum einen kommen die Anträge von der politischen Opposition, womit die Chancen, dass diese mit einer Mehrheit angenommen werden, schlechter stünden. Zum anderen hätten beide Anträge „inhaltliche Lücken, teils sogar Fehlinformationen“, wie Crone im Instagram-Video verrät. Pünktlich zum Tag der Endometriose am 29. September 2023 wurde im Bundestag über die Anträge abgestimmt werden. Allerdings wurden beide abgelehnt.

Für Initiatorin Crone keine Überraschung und vor allem kein Grund, aufzugeben: „Das hatten wir ein bisschen erwartet. Trotzdem sollten wir nicht entmutigt sein weiterzukämpfen für eine nationale Endometriosestrategie und die allgemeine öffentliche Sichtbarkeit der Krankheit. Denn die Regierungsfraktionen haben in der Debatte quasi versprochen, dass sie an dem Thema weiterarbeiten werden und auch ggf. mit der Opposition zusammenarbeiten werden, um noch weitreichendere Anträge vorzulegen und zu beschließen. Und das ist ein Erfolg, den wir uns auf jeden Fall auf die Fahne schreiben können.“

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Was ist Endometriose?

Bei einer Endometriose kommt es außerhalb der Gebärmutterhöhle, teilweise bis in den Verdauungstrakt, zu Gewebswucherungen. Besonders häufig siedeln sich die entzündlichen Endometrioseherde und Zysten an den Eierstöcken an und ähneln hinsichtlich Struktur und Verhalten der Gebärmutterschleimhaut. Das bedeutet, dass das endometriale Gewebe abhängig vom Östrogenspiegel ist, sprich, dass es mit dem Monatszyklus wächst und ebenso abgestoßen wird.

„Es kommt periodisch begleitend zur Regelblutung zu einer Mitreaktion des schleimhautähnlichen, in der Bauchhöhle verstreuten Gewebes“, erklärt uns die Wiener Frauenärztin Univ. Prof. Dr. Doris Maria Gruber. Hier liegt die Ursache für die typischen Beschwerden einer Endometriose: Gewebs- und Blutreste, die nicht vom umliegenden Gewebe aufgenommen und verstoffwechselt werden konnten, verbleiben im Körper. Man spricht von „Endometriomen“ (= meist mit Blut gefüllte Zysten oder Gewebsreste, der Farbe wegen manchmal auch Schokoladenzysten genannt), und diese können sich an z.B. Eierstöcken und Eileitern ansiedeln.

Symptome und mögliche Folgen

Die Krankheit macht sich von Fall zu Fall und je nach Schwere unterschiedlich bemerkbar – und manchmal gar nicht. Je nachdem, wo genau die Endometrioseherde oder Zysten liegen, sind auch Blutungen aus Blase oder Darm möglich. Sie können hormonbedingt vor allem vor und während der Periode sehr schmerzhaft sein, aber auch hormonunabhängig beispielsweise im Zuge frauenärztlicher Untersuchungen, beim Toilettengang und besonders beim und nach dem Sex auftreten. So ist es beispielsweise bei Ex-GNTM-Kandidatin Anna Adamyan, die im STYLEBOOK-Interview bereits sehr offen über ihre Endometrioseerkrankung gesprochen hat. Das Problem: Endometriose kann in der Regel nur durch eine Laparoskopie (oft Bauchspiegelung oder Schlüssellochtechnologie genannt) überhaupt festgestellt werden. Die Herde sind via Ultraschall, CT oder MRT nicht zu erkennen.

Auch interessant: Neuer Speicheltest soll Endometriose einfacher feststellen

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(Unerfüllter) Kinderwunsch bei Endometriose

In vielen Fällen erschwert Endometriose das Schwangerwerden oder macht sogar gänzlich unfruchtbar. Betroffene, die Mütter werden wollen, sind deshalb nicht selten auch Patientinnen der Reproduktionsmedizin. Laut Angaben der Endometriose Vereinigung Deutschland liegt ein unerfüllter Kinderwunsch bei 40 bis 60 Prozent der Frauen an den Folgen der Erkrankung. Es sei nicht bekannt, ob nur schwere oder auch leichtere Fälle von Endometriose die Fruchtbarkeit beeinflussen.

Auch interessant: Alexa Chung: »Ich habe keine Lust mehr, über meine Endometriose zu schweigen! 

Behandlungsmethoden

Eine Endometriose muss nur dann behandelt werden, wenn Beschwerden bestehen bzw. wenn ein Kinderwunsch besteht.

Medikamentös

Für die extremen Beschwerden in Form ausgeprägter Unterbauch- und Rückenschmerzen verordnen viele Ärzte ihren Patientinnen besonders starke Schmerzmittel. Ferner versucht man oft, mithilfe von Hormonpräparaten (z.B. bestimmte Antibabypillen) den Östrogenspiegel niedrig zu halten und somit die (Neu-)Entstehung bzw. Vergrößerung vorhandener Endometrioseherde zu verhindern. Gruber: „Manche Frauen werden per Spritze künstlich in die Wechseljahre versetzt, um die heftigen Hormonreaktionen zu unterdrücken.“

Ganzheitlich

Einige (heilpraktische) Behandler versuchen, die Symptome zu lindern, indem sie das allgemeine Wohlbefinden verbessern, und verfolgen dabei einen ganzheitlichen Ansatz.

Operativ

Die üblichste operative Methode, Endometriose zu behandeln, ist die Laparoskopie. Mittels einer Art Bauchspiegelung kann man die Zysten und Entzündungsherde lokalisieren und entfernen – idealerweise dauerhaft. Jedoch kommen sie bei rund der Hälfte der Patientinnen zurück und machen eine dauerhafte Behandlung nötig.

Wer ist gefährdet, zu erkranken?

Es wird diskutiert, dass Endometriose oft genetisch veranlagt ist und im Zusammenhang mit Hormonschwankungen oder einem generell schwachen Immunsystem steht. Ansonsten sind Risikofaktoren nicht hinreichend wissenschaftlich geklärt. „Für gewöhnlich tritt die Krankheit erst im geschlechtsreifen Alter auf und besteht nur selten über die Wechseljahre hinaus“, fügt die Frauenärztin hinzu.

Wodurch kann Endometriose begünstigt werden?

Bestimmte Inhaltsstoffe von Kosmetika können die Entstehung von Endometriose begünstigen – das legt zumindest eine spanische Studie aus dem Jahr 2020 nahe. Wissenschaftler der Universität Granada und dem San Cecilio de Granada Universitätsklinikum untersuchten dabei verschiedene Kosmetikprodukte, das Ergebnis: Einige der Produkte enthielten sogenannte „endokrine Disruptoren“, also chemische Substanzen, die die natürliche Wirkung von Hormonen stören. Dazu zählen etwa Parabene oder Benzophenone. Die Forscher fanden heraus, dass das Risiko einer Endometrioseerkrankung dann höher war, wenn bei den Studienteilnehmerinnen ein erhöhter Gehalt dieser Stoffe nachgewiesen werden konnte. Demnach ist es generell ratsam, auf Kosmetika umzusteigen, die frei von endokrinen Disruptoren sind – ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe kann Aufschluss darüber geben, ob das Produkt mit Parabenenen oder Benzophenen versetzt ist.

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Quellen:

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