1. Januar 2024, 16:19 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Babywunsch? Angst vor einer Schwangerschaft? In beiden Fällen ist es für eine Frau sinnvoll, ihre fruchtbaren Tage zu kennen. Dafür bieten sich verschiedene Methoden an. STYLEBOOK erklärt, wie sie funktionieren.
Tatsächlich wissen viele Frauen ohne Hilfsmittel sehr genau, wo sie in ihrem Zyklus gerade stehen, verschiedene Körpersymptome weisen auf die rund sechs fruchtbaren Tage hin. Ein Zeichen ist laut Gynäkologe Dr. Jürgen Klinghammer der Mittelschmerz: „Viele Frauen spüren ihn – Beschwerden in Form eines Ziehens oder Stechens im Unterbrauch in der Mitte des Zyklus.“ Aber auch all jene, die diesen Schmerz nicht spüren, können ihre fruchtbaren Tage bestimmen und in der Konsequenz entscheiden, ob verhütet werden soll oder eben nicht. Damit das funktioniert, sollte Frau ihren Körper allerdings sehr genau kennen. Eine Grundvoraussetzung ist, dass der Zyklus nicht durch Hormonzugabe aus dem Takt ist.
Übersicht
Methoden zur Bestimmung der fruchtbaren Tage
Zervixschleim beobachten
Zervixschleim ist das Sekret, das Frauen als weißen Ausfluss kennen. Er kommt aus den Drüsen im Gebärmutterhals und schützt vor Keimen, Bakterien und Pilzen. Zum einen verhindert er ihr Eindringen, zum anderen spült er sie wieder raus, falls sie anderweitig in die Vagina gelangt sind. Das Sekret verändert seine Konsistenz je nachdem, wo sich die Frau gerade in ihrem Zyklus befindet. An den unfruchtbaren Tagen zeigt sich der Zervixschleim dickflüssig, undurchsichtig, klebrig und teilweise klumpig. Er hat jetzt einen weißlichen bis leicht gelblichen Farbton und blockiert den Zugang zum Muttermund. An den fruchtbaren Tagen ändert sich das. Dr. Klinghammer erklärt: „Viele Frauen merken, dass sich der Zervixschleim in den fruchtbaren Tagen verändert. Er vermehrt sich jetzt und wird spinnbar.“ Zum Zeitpunkt des Eisprungs lässt er sich bis zur Fingerbreite lang ziehen, der Schleim ist dünnflüssiger und durchsichtiger. Diese Konsistenz soll die Spermien auf ihrem Weg zur Gebärmutter unterstützen.
Bei der sogenannten Zervixschleim- oder Billings-Methode wird der Zervixschleim über einen längeren Zeitrahmen beobachtet und ausgewertet. Am einfachsten funktioniert das mit entsprechenden Zyklus-Apps oder -Computern. Aber Vorsicht: Faktoren wie Stress oder Krankheiten können den Zyklus beeinflussen. Wer auf keinen Fall schwanger werden möchte, sollte definitiv zusätzlich verhüten.
Basaltemperatur messen
Die Körpertemperatur steigt bei Frauen natürlicherweise um ein halbes Grad an, sobald der Eisprung vorbei ist. Mit der Menstruation sinkt sie wieder. Die Temperaturmethode basiert auf dem täglichen Messen der Basaltemperatur nach dem Aufwachen. Da die Schwankung gering ist und schnell Messfehler passieren, sollte die Temperatur immer zur gleichen Zeit, an gleicher Stelle und mit dem gleichen Thermometer gemessen werden. Die Messwerte werden bei der Temperaturmethode auf einem Kurvenblatt oder einer Tabelle festgehalten. Generell gilt: Die Temperatur kann sich auch durch Faktoren wie zu wenig Schlaf, Krankheit oder Alkoholkonsum verändern.
Gebärmutterhals und Muttermund abtasten
Wie Zervixschleim und Temperatur verändern sich auch der Gebärmutterhals und der Muttermund im Laufe des Zyklus. An den fruchtbaren Tage ist der Muttermund weich, leicht geöffnet und liegt weiter oben in der Vagina. Nach der Menstruation sind Gebärmutterhals und Muttermund leichter fühlbar, ragen weiter in die Vagina hinein. Der Muttermund ist dann geschlossen und fühlt sich insgesamt härter an. Auch bei dieser Methode ist die tägliche Untersuchung über einen längeren Zeitraum notwendig, um die Veränderungen und damit den Anfang der fruchtbaren Tage feststellen zu können.
Symptothermale Methode
Zur sichereren Bestimmung der fruchtbaren Tage können die Zervixschleim- und die Basaltemperatur-Methode kombiniert werden. Man spricht bei der Kombination der natürlichen Verhütungsmethoden auch vom Konzept der NFP, der natürlichen Familienplanung. Die symptothermale Methode hat – je nach Quelle – einen Pearl-Index von 0,4 bis 2,3. Das bedeutet, dass vier von 1000 bis 2,3 von 100 Frauen trotz der Methode schwanger werden. Entscheidend ist wie bei allen anderen Verhütungsmitteln auch hier die richtige Anwendung: Wer eine Schwangerschaft definitiv vermeiden möchte, sollte während der fruchtbaren Tage unbedingt mit Kondom, Diaphragma oder ähnlichem verhüten.
Fruchtbare Tage bestimmen – Urin auswerten
Neben dem Zervixschleim und der Temperatur kann auch der Urin Aufschluss darüber geben, an welcher Stelle sich eine Frau gerade in ihrem Zyklus befindet. Dabei kann ein Ovulationstest aus der Drogerie ebenso helfen wie ein Verhütungscomputer.
Gemessen wird bei beiden Verfahren der Wert des luteinisierenden Hormons (LH-Wert), mit dem Computer zusätzlich das Östrogen. Letzteres steigt in der ersten Zyklushälfte an, der Wert liegt zu Beginn zwischen 25 und 95 Nanogramm pro Liter. Zur Zeit des Eisprungs steigt es auf 75 bis 570 und fällt anschließend auf 60 bis 250. Der enorme Anstieg des Östrogens beeinflusst wiederum den LH-Wert. Auch der steigt in der Ovulationsphase merklich an, das LH löst schließlich den Eisprung aus. Liegt der Wert nach Menstruation und Eisprung zwischen 2 und 8 U/ Liter, steigt er zum Eisprung auf bis zu 20 an. Die fruchtbare Zeit ist etwa zwischen drei Tagen vor bis zwei Tage nach dem Anstieg des LH-Wertes.
Die Kalendermethode
Eine der beliebtesten Methoden, die fruchtbaren Tage zu bestimmen, ist die Kalendermethode, auch Knaus-Ogino-Methode genannt. Alles, was Sie dafür benötigen, ist ein herkömmlicher Taschenkalender. Allerdings dauert es auch eine ganze Weile, bis man die fruchtbaren Tage zuverlässig berechnen kann – genauer gesagt 6 Monate. Über diesen Zeitraum tragen Sie jeweils Ihre Zykluslängen in den Kalender ein. Daraus lässt sich mit folgender Formel der erste und letzte fruchtbare Tag berechnen:
Erster fruchtbarer Tag: kürzester bisheriger Zyklus (z.B. 27 Tage) minus 18 Tage
Letzter fruchtbarer Tag: Längster bisheriger Zyklus (z.B. 31 Tage) minus 11 Tage
Bei diesem Beispiel lägen die voraussichtlichen fruchtbaren Tage des nächsten Zyklus zwischen dem 9. und 20. Zyklustag. Achtung: Mit einem Pearl-Index von 9 ist die Kalender-Methode eine vergleichsweise unzuverlässige Verhütungsmethode. Wer also eine ungewollte Schwangerschaft vermeiden möchte, sollte zusätzlich auf andere Verhütungsmethoden zurückgreifen.
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Hilfsmittel zur Berechnung der fruchtbaren Tage
Um die fruchtbaren Tage sicher über einen längeren Zeitpunkt zu bestimmen, gibt es diverse Hilfsmittel. Praktisch sind diverse Apps, die kostenlos zu haben sind. Hier werden regelmäßig die Daten aus Zervixschleim- und Basaltemperatur-Methode eingetragen, daneben können Papierversionen wie Kurvenblätter und Temperaturtabellen helfen. Genauer sind die diversen Zykluscomputer, mit denen je nach Gerät alle oder ein Teil der Methoden dokumentiert und ausgewertet werden kann. Die Zykluscomputer sind jedoch nicht ganz so günstig in der Anschaffung. Diverse Anbieter bieten außerdem sogenannte Eisprungrechner an. Grundvoraussetzung für alle natürlichen Methoden ist dabei, dass der Zyklus regelmäßig ist – und das Wissen, dass die Natur sich mal irren kann.