10. Juni 2024, 20:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Aloe vera wird so manche positive Wirkung nachgesagt. Angeblich soll die Pflanze nicht nur die Haut pflegen, sondern auch positive Einflüsse auf die Gesundheit haben. Doch was kann das vermeintliche Wundermittel wirklich? STYLEBOOK hakte bei Experten nach.
Übersicht
Anwendungsbereiche von Aloe vera
Eine Pflanze, viele Anwendungsbereiche: Die Sukkulente Aloe vera gilt als Wundermittel für die Gesundheit. Als Wüstenpflanze ist sie darauf ausgelegt, viel Wasser zu speichern. Erkennbar ist das an den dickfleischigen Blättern. Aus ihrem Inneren wird eine durchsichtige Masse gewonnen, das Aloe-Gel. Aus den äußeren Blattteilen stammt der bitter schmeckende, gelbe Aloe-Saft.
Pflege-Tipps für die Aloe-Pflanze finden Sie bei unseren Kollegen von myHOMEBOOK
Aloe als Abführmittel
Gel und Saft werden zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt, Aloe-Saft zum Beispiel als Abführmittel bei Verstopfung. Allerdings sollte dieser laut einem Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nur kurzfristig eingenommen werden, da es zu Nebenwirkungen wie krampfartigen Bauchschmerzen kommen könne. Weiterhin sollten Schwangere auf die Einnahme von Aloe verzichten, wie die Pressestelle des Deutschen Apothekerverbands (DAV) auf Nachfrage von STYLEBOOK bestätigt. „Die Aloe hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren, da es inzwischen viele verschiedene, besser verträgliche Abführmittel gibt“, so das Resümee des DAV.
Als Gel in der Hautpflege
Etwas harmloser ist die Verwendung von Aloe vera als Gel. Es soll äußerlich bei allen Arten von Wunden, Verbrennungen und Hautreizungen nützlich sein.
Aloe vera bei Sonnenbrand
Umstritten ist die Wirkung von Aloe vera bei Sonnenbrand. Dazu erklärt die Pressestelle des Deutschen Apothekerverbandes (DAV): „Das Gel bindet Feuchtigkeit und kann Hautentzündungen lindern. Verbraucher berichten von einem angenehmen, kühlenden Effekt des Aloe-Gels bei Sonnenbrand“. Klinische Studien, die die Wirksamkeit wissenschaftlich belegen würden, seien aber nicht bekannt.
Auch interessant: Aloe-Vera-Gel – einfaches Rezept für das DIY-Pflegeprodukt
Krankheiten, bei denen Aloe hilft
Eine Krankheit, bei der der Einsatz von Aloe hilft, ist das sogenannte seborrhoische Ekzem. Dabei handelt es sich um eine Hautkrankheit, bei der sich Schuppen auf der Kopfhaut bilden. Bei einer Studie traten bei durchschnittlich 60 Prozent der mit dem Gel behandelten Patienten eine Besserung auf, in der Kontrollgruppe waren es nur etwa 20 Prozent. Auch bei der Geschlechtskrankheit Genitalherpes heilte die Haut mit einer Aloe-Vera-Creme schneller als bei einem Placebo.
Aloe als Nahrungsergänzungsmittel
Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat Aloe als Nahrungsergänzungsmittel unter die Lupe genommen. Es soll als solches den Körper entgiften, das Immunsystem stärken und für Wohlbefinden sorgen. Aloe vera wird dabei getrocknet in Kapseln, als Saft oder Gel angeboten. Enthalten sind Kohlenhydrate, Enzyme, Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Der größte Teil, etwa 99 Prozent des Gels, besteht aber aus Wasser. Das nüchterne Urteil der Verbraucherzentrale: „Viele dieser Stoffe sind auch in heimischem Obst und Gemüse enthalten.“ Diesen Tipp würde auch Prof. Bernhard Uehleke Verbrauchern geben. Er arbeitet als Experte für Naturheilkunde und Phytotherapie im Immanuel Krankenhaus in Berlin. Wer Obst und Gemüse der Saison isst, müsse nicht auf Nahrungsergänzungsmittel mit Aloe vera setzen.
Skincare Aloe Vera für eine reinere Haut – was ist dran am Hype?
Dermatologe im Gespräch Mückenstiche mit Concealer abdecken? Was der Hautarzt rät
Expertin ordnet ein Schön durch Kapseln, Beauty-Gums und Co.? Das bringen Nahrungsergänzungsmittel wirklich
Kann Aloe präventiv gegen Krebs wirken?
Im Internet finden sich unzählige Aussagen zur Wirksamkeit von Aloe vera bei Diabetes, Krebs oder HIV-Infektionen. „Das sind übertriebene Heilsversprechen“, urteilt Prof. Bernhard Uehleke. Die positive Wirkung von Aloe vera bei den genannten Krankheiten sei wissenschaftlich nicht erwiesen und die präventive Einnahme nach Einschätzung des Facharztes daher Unsinn.