24. September 2021, 14:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wenn aus zwei drei werden sollen – STYLEBOOK hat mit zwei Kinderwunsch-Expertinnen darüber gesprochen, was man als Paar tun kann, um perfekte Bedingungen für eine gewünschte Schwangerschaft zu schaffen.
Viele Paare lassen sich immer mehr Zeit, bis das Thema Kinderwunsch wirklich ernsthaft diskutiert wird. Job, Finanzen, fehlende Betreuungsmöglichkeiten – die Gründe für die Aufschiebung der Familienplanung sind vielfältig. Aber was ist, wenn sich das Schwangerwerden jenseits der 35 als deutlich schwieriger erweist als ursprünglich angenommen?
„Bleiben Sie erst einmal gelassen“, raten die Gynäkologinnen Dr. Anne Sophie Fleckenstein und Dr. Antje Mainka, Autorinnen des Buches „Endlich schwanger! Alles über den Kinderwunsch und die Empfängnis“ gegenüber STYLEBOOK. „In der Regel werden auch dann noch 80 Prozent der Paare mit regelmäßigem Geschlechtsverkehr zum richtigen Zeitpunkt innerhalb eines Jahres schwanger, vorausgesetzt der Zyklus ist regelmäßig und Frau und Mann sind gesund“, wissen die Expertinnen.
Übersicht
Lassen Sie sich von Ihrer Frauenärztin durchchecken
Um nicht unnötig viel Zeit verstreichen zu lassen, ist der Besuch bei dem Arzt oder der Ärztin des Vertrauens dennoch ratsam. So kann bereits im Vorfeld gecheckt werden, ob anatomische oder klinische Besonderheiten vorliegen, die eine Schwangerschaft erschweren könnten. Auch eventuelle Vorerkrankungen wie zum Beispiel Bluthochdruck oder Schilddrüsenprobleme können entdeckt und dementsprechend schnell behandelt werden, weiß Fleckenstein. Und nicht zuletzt sollte dringend der Impfschutz gescheckt werden.
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Die Sache mit dem Nikotin
Rauchen während der Schwangerschaft ist bekanntermaßen schlecht, Rauchen bei Kinderwunsch kann sogar ein wesentlicher Grund dafür sein, warum es nicht klappen will. „Die Rate, schwanger werden zu können, sinkt bei Raucherinnen um 10 bis 40 Prozent“, so die Gynäkologinnen. Warum? Nikotin, Teer und Co. tragen dazu bei, dass die Eizellen nicht richtig heranreifen und damit für eine mögliche Befruchtung unbrauchbar sind. Die gute Nachricht: „Es ist tatsächlich so, dass sich die Eizellen nach dem Rauchstopp wieder vollständig regenerieren.“ Also: Weg mit dem Glimmstengel! Dasselbe gilt übrigens auch für den Mann: Nikotin schädigt die Spermienqualität und deren Erbgut derart stark, dass sich bei vielen im Ejakulat kaum mehr etwas tut. Kein Wunder also, dass zwei Drittel aller unfruchtbaren Männer Raucher sind. Aber auch hier reichen bereits wenige Monate Abstinenz aus, um die Spermien langsam, aber stetig wieder auf Trab zu bringen.
Maximum zwei Tassen Kaffee am Tag – für beide!
Dass Alkohol dem Babyprojekt ebenfalls nicht zuträglich ist, liegt eigentlich auf der Hand. „Extrem einschränken oder am besten ganz sein lassen“, raten deswegen auch die Kinderwunsch-Expertinnen. Was viele aber vermutlich nicht wissen: Auch Kaffee, genauer das Koffein, kann sich hindernd auswirken. So zeigten bereits in den 80er-Jahren mehrere Studien, dass übermäßiges Kaffeetrinken (inkl. Energydrinks) den weiblichen Hormonhaushalt durcheinanderbringen kann. Bei Männern, so weiß die Gynäkologin, hat das mitunter noch fatalere Auswirkungen: Zu viel Koffein, vor allem in Kombination mit Zucker, verändert nicht nur die DNA im Spermium negativ, es kann auch dazu führen, dass das Spermienvolumen deutlich abnimmt. Besser also, sich gemeinsam auf zwei Tassen am Tag zu beschränken oder gleich ganz auf Tee umzusteigen.
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Nahrungsergänzungsmittel
Ob für Männer oder Frauen – die Nahrungsergänzungsmittel-Regale sind voll von sogenannten „Fruchtbarkeitsvitaminen“. „Die Wirkung ist grundsätzlich umstritten“, so Fleckenstein. Besser sei „eine ausgewogene Ernährung mit viel Ballastoffen, frischem Obst und Gemüse, ungesättigten Fetten und möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln“. Nicht zu unterschätzen ist allerdings die Zugabe von Folsäure bei der Frau, selbst in den westlichen Ländern weist fast jede zweite einen Mangel auf. Das B-Vitamin ist wichtig für die gesunde Zellteilung beim Embryo und soll laut einigen Studien zusätzlich die Fruchtbarkeit erhöhen. Deswegen rät die Gynäkologin: „Jede Frau mit Kinderwunsch sollte mindesten drei Monate vorher mit der Substitution beginnen.“ Ebenfalls wichtig: Jod, Eisen und Vitamin D. Hier kann im Vorfeld ärztlich abgeklärt werden, ob Nachholbedarf besteht. Der Mann sollte vor allem Soja-Produkte meiden, die Erklärung: „Sie enthalten zu viel Östrogen, was die Spermienqualität mindern kann.“
Sex-Frequenz und Ovulationstests
Für Frauen, die ihren Zyklus kennen, gibt es eine ganz einfache Formel: „Ab dem 10. Zyklustag alle zwei Tage Sex.“ Wer mit dem Zyklus noch nicht gut vertraut ist, lernt sich mit Ovulations-Teststäbchen oder Eisprung-Tracker wie Armbänder und Co. besser kennen. „Solche Hilfsmittel sind super“, sind sich Fleckenstein und Mainka einig. „Viele Frauen wissen gar nicht, wann ihr Eisprung ist. Die Hilfsmittel geben schon mal einen ersten Hinweis, wann er stattfindet.“ Nach dem Geschlechtsverkehr das Becken hochhalten, ist allerdings vergebliche Liebesmüh, so die Expertinnen: „ Die Spermien gelangen mit solch einem Schwung in die Gebärmutter, dass bestenfalls schon alles dort ist, wo es hin soll. Der Rest braucht ungefähr 24 Stunden nach oben, das wäre dann doch etwas zu lange für diese Position.“
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Ein Jahr lang gelassen bleiben
Gemeinsam ein Baby zu planen, ist echtes Teamwork und nicht zuletzt sind Stress und Druck die wahren Gegner. „Beenden Sie gemeinsam ein Laster, kochen Sie gesund, essen Sie gemeinsam und gehen Sie regelmäßig an die frische Luft“, geben die Gynäkologinnen weiter mit auf den Weg. Aus der Praxis wissen sie, dass es in den allermeisten Fällen doch irgendwann klappt. Erst wenn ein Jahr erfolglos vergangen ist, ist es sinnvoll, einen Termin bei einem Kinderwunschzentrum zu vereinbaren.
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