3. Juli 2024, 11:55 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Für viele Frauen sind Tampons und Binden nach wie vor die erste Wahl, wenn sie ihre Tage haben. Ich habe mich bereits vor Jahren bewusst dagegen und für die Menstruationstasse entschieden. Und auch wenn die Umstellung am Anfang nicht ganz einfach war, möchte ich heute nicht mehr auf sie verzichten – ein Erfahrungsbericht.
Als ich zum ersten Mal von einer sogenannten Menstruationstasse hörte, war ich – wie vermutlich viele andere Frauen auch – erst einmal irritiert. Die Vorstellung, mein Blut in einer Tasse aufzufangen, um es dann selbst auszukippen und das Teil reinigen zu müssen, fand ich alles andere als erstrebenswert. Die bewährten Tampons erschienen mir da hundertmal hygienischer und einfacher zu handhaben. Zu Beginn meiner Periode nutzte ich Binden, erst nach einiger Zeit stieg ich auf Tampons um und war damit auch ziemlich lange zufrieden. Das Wechseln geht schnell, man fühlt sich sicher, und ein Tampon passt wirklich in jede noch so kleine Tasche.
Irgendwann las ich aber immer mehr Nachrichten über TSS, das toxische Schocksyndrom – eine Krankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird, die wiederum bei der Verwendung von Tampons entstehen können. Es beginnt harmlos mit Fieber und Kopfschmerzen, wird die Krankheit aber nicht schnell erkannt, kann ein Multiorgan-Versagen folgen, das bis zum Tod führen kann. Diese Meldungen verunsicherten mich so sehr, dass ich unbedingt etwas anderes als Tampons benutzen wollte. Darum suchte ich nach Alternative, wo mir schnell die Menstruationstasse über den Weg – und diese lebensverändernde Erfahrung möchte ich gerne mit Ihnen teilen.
Übersicht
Aller Anfang ist schwer
Vor zwei Jahren war die Auswahl an Cups noch sehr begrenzt, heute finden wir Tassen in jeglichen Farben und von verschiedensten Herstellern in den Regalen der Drogeriemärkte und Apotheken. Die Preise variieren, beginnen bei ca. 9 Euro und können hoch bis über 25 Euro gehen. Die Cups gibt es in verschiedenen Größen, abhängig von der Stärke der Blutung und davon, ob die betroffene Frau schon einmal ein Kind auf natürliche Weise zur Welt gebracht hat. Immer gleich ist allerdings das Material: medizinisches Silikon. Das soll besonders lange halten und antibakteriell sein.
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Was kann die Menstruationstasse?
Das Silikon ist meiner Meinung auch schon das Hauptargument, warum Frau auf eine Menstruationstasse umsteigen sollte. Die lange Haltbarkeit von bis zu 15 Jahren macht das Nachkaufen von teuren Tampons und Binden überflüssig – das spart nicht nur immens viel Geld, sondern schont auch die Umwelt. Zudem versprechen viele Hersteller eine zwölfstündige Tragezeit, was bedeutet, dass man die Tasse – zumindest in der Theorie – nur zweimal am Tag wechseln muss. Da können Tampons und Binden nicht mithalten.
„Mein erstes Mal“ mit dem Menstruations-Cup
Immer öfter stolperte ich in den sozialen Netzwerken über Werbung für Menstruationstassen – und die Werbung wirkte: In einer Drogerie kaufte ich mir schließlich meinen ersten Cup. Da ich nur eine leichte Blutung und auch noch kein Kind bekommen habe, entschied ich mich für die kleinste Größe. 15 Euro erschienen mir im ersten Moment gar nicht so günstig, doch nach nunmehr zwei Jahren hat sich die Investition mehr als gelohnt!
Am ersten Tag der nächsten Periode machte ich mich ans Einsetzen. Und auch wenn auf der Packung „XS“ draufstand – dieses „Ding“ erschien mir alles andere als „extra klein“. Nach intensivem Studium der bebilderten Anleitung wagte ich den ersten Versuch – und der lief viel besser als gedacht: Dank des weichen Silikons ließ sich der Cup gut zusammenfalten und leicht einführen. Am Anfang ein sehr ungewöhnliches Gefühl, aber wenn die Menstruationstasse einmal richtig sitzt, ist sie tatsächlich laut meiner Erfahrung nicht mehr zu spüren.
Die richtige Anwendung laut Ärztin
Die weiche und biegsame Menstruationstasse wird nach Anleitung in die Vagina eingeführt, in ihr sammelt sich das Blut. Je nach Stärke der Periode wird sie nach vier bis acht Stunden entleert – „lieber häufiger, denn auch bei einer Menstruationstasse kann ansonsten eine Sepsis drohen“, warnt Dr. med. Mandy Mangler. Beim Herausnehmen ist laut Expertin zu beachten: „Das Vakuum muss vorher gelöst werden, also die Tasse leicht zusammenquetschen und dann herausziehen. Wird das Vakuum nicht gelöst, wird der Beckenboden nach unten gezogen, und das ist auf die Dauer nicht gut für ihn.“
So ist das Tragen der Menstruationstasse – die erste Erfahrung
Am Anfang war ich sehr unsicher, ob der Cup wirklich dicht hält und das Blut zuverlässig auffängt, weshalb ich am ersten Tag sehr oft auf die Toilette ging, um den Check zu machen. Meine Bedenken waren unbegründet, die Tasse hielt. Nach einigen Stunden dann das erste Ausleeren und ich gebe zu: Es gibt Schöneres. Mittlerweile habe ich mich aber längst an das Prozedere „gewöhnt“ und wasche meine Tasse einfach mit heißem Wasser aus, danach kann sie sofort wieder eingesetzt werden. Auch das Versprechen der langen Tragezeit erfüllt meine Menstruationstasse: Ich leere sie einmal am Morgen nach dem Aufstehen und abends vor dem Schlafengehen. Das reicht bei der Stärke meiner Blutung vollkommen aus, variiert aber natürlich von Frau zu Frau extrem.
Die Nachteile der Menstruationstasse – meine Erfahrung
Natürlich hat auch eine Menstruationstasse ihre Nachteile. Muss der Perioden Cup eben doch zwischendurch geleert werden – beispielsweise auf der Arbeit oder während langer Autofahrten – kann sich die Prozedur schwierig gestalten. Prinzipiell ist es zwar möglich, die Tasse nur über der Toilette auszuleeren und direkt wieder einzusetzen, ohne sie am Waschbecken außerhalb der Toilettenkabine auszuwaschen, für mich wäre das aber nichts. In solchen Fällen setze ich dann kurzfristig doch auf Tampons. Und wenn die Tasse einmal nicht richtig sitzt, kann sich das durchaus unangenehm anfühlen und sogar schmerzhaft sein. In der Regel lässt sich das aber mit einer kleinen Neu-Justierung schnell beheben.
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Traut euch!
Trotz aller genannten Negativ-Punkte möchte ich heute nicht mehr auf meine Menstruationstasse verzichten. Für mich überwiegen definitiv die Vorteile – mal ganz abgesehen von den gesparten Kosten und dem vermiedenen Müll habe ich dank ihr den ganzen Tag Ruhe und muss mich neben Unterleibsschmerzen nicht auch noch darum kümmern, ob alles dicht hält. Deshalb lautet mein Rat an alle Frauen: Traut euch und gebt der Menstruationstasse eine Chance. Es lohnt sich! Auch bei einer Spirale.
„Das ist eine Frage, die ich immer wieder höre“, sagt Dr. med. Mandy Mangler. Viele Frauen, die mit der Spirale verhüten, haben Angst davor, dass sie mit der Menstruationstasse aus Versehen auch ihre Spirale herausziehen könnten. „Frauen mit einer Spirale können durchaus eine Menstruationstasse benutzen“, gibt die Gynäkologin Entwarnung. „Am besten bittet man seine Ärztin/ seinen Arzt darum, dass der Faden der Spirale nicht so lang ist, damit er nicht in die Menstruationstasse hineinragt.“