1. Dezember 2020, 3:28 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Noch vor etwa zehn Jahren war die Antibabypille das gängigste Verhütungsmittel für Frauen. Über die dauerhaft hohe Hormonzufuhr oder ein erhöhtes Thrombose-Risiko war sich lange keiner wirklich bewusst – oder es wurde zumindest nicht in der Öffentlichkeit thematisiert. Heute ist das anders, immer mehr Mädchen und Frauen weichen auf alternative, hormonfreie Verhütungsmethoden aus. Nicht so unsere Redakteurin Laura Graichen, die seit ihrer Jugend die Pille nimmt und daran auch erst einmal nichts ändern möchte.
Mit 15 Jahren hatte ich meinen ersten Termin beim Frauenarzt. Nach der ersten Untersuchung folgte das obligatorische Gespräch über Verhütung. Damals war es Gang und Gäbe, Mädchen die Antibabypille zu verschreiben – die konnte nicht nur eine ungewollte Schwangerschaft verhindern, sondern wurde auch als Wunderwaffe gegen unreine Haut, fettige Haare oder Menstruationsbeschwerden regelrecht angepriesen.
Ich war mit meiner Pille immer zufrieden, hatte keine Beschwerden oder Bedenken bei der Einnahme. Im Laufe der Jahre wurden allerdings die kritischen Stimmen immer lauter, die negativen Effekte der permanenten Hormonzugabe rückten in den Fokus. Studien ergaben, dass Frauen ein 1,6-fach erhöhtes Risiko für venöse Thrombose-Embolien haben, wenn sie die Antibabypille nehmen – abhängig von bestimmten, enthaltenen Wirkstoffen. Erkenntnisse und Zahlen wie diese führen bis heute dazu, dass immer weniger Frauen die Pille nehmen, wie Analysen der AOK bestätigten. Für mich blieb das konsequenzenlos: Auch knapp 15 Jahre später nehme ich noch genau die gleiche Pille, und mir geht es gut dabei.
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Kaum Veränderungen wegen niedrig dosierter Pille
Mein Frauenarzt hatte mir damals aufgrund meiner körperlichen und gesundheitlichen Verfassung eine Pille mit niedriger Dosierung verschrieben. Ich hatte nie schlechte Haut oder mit Übergewicht zu kämpfen, deswegen konnte ich mich auch nicht über die typischen, vermeintlichen „Vorteile“ der Antibabypille freuen. In meinem Fall blieb einfach alles gleich: keine Pickel, keine Gewichtsschwankungen, kein Verlust der Libido, keine schlimmen Unterleibsschmerzen.
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Inwieweit beeinflusst die Pille Menstruationsbeschwerden?
Regelschmerzen entstehen häufig durch eine übermäßige oder fehlerhafte Regulation der Geschlechtshormone, die durch die Pille korrigiert werden kann. Die Pille beinhaltet Progesteron – jenes Hormon, das die Gebärmutter auf die Schwangerschaft vorbereitet und sie bei Befruchtung aufrechterhält. Gleichzeitig verhindert das Hormon, dass Gebärmutterschleimhaut während des Zyklus aufgebaut wird, wodurch wiederum weniger Schleimhaut während des Zyklus abgestoßen wird. Deshalb können die Schmerzen und die Blutung als solche bei der Einnahme der Pille schwächer ausfallen und in manchen Fällen sogar komplett ausbleiben.
Verhütung fühlt sich mit der Pille sicher an
Auch beim Thema Sex fühle ich mich mit der Pille als Verhütungsmittel sicher. Wenn ich meine Pille richtig nehme, ist die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, verschwindend gering. Sie wird mit einem sogenannten Pearl-Index gemessen: Je nach Antibabypillen-Sorte liegt der Wert zwischen 0,1 und 0,9. Das bedeutet, von 100 Frauen werden nur 0,1 bis 0,9 pro Jahr schwanger, obwohl sie die Pille einnehmen. Das gibt mir ein gutes Gefühl.
In Anbetracht der Diskussionen um die Pille und der Frage, was die Zufuhr von Hormonen über einen langen Zeitraum mit meinem Körper macht, bat ich meinen Frauenarzt dennoch um ein Gespräch. Er nahm mir etwaige Bedenken, indem er mich über das Thrombose-Risiko in Zusammenhang mit meiner Pillensorte aufklärte. Dennoch informierte er mich über hormonfreie Verhütungsmethoden.
Möglich wären die Kalendermethode, der Verhütungscomputer oder die Temperaturmessung. Alle drei sind aber deutlich unsicherer (Pearl-Index um 9) und verlangen ein zusätzliches Verhütungsmittel. Das Einsetzen einer Kupferspirale ist nach den Erfahrungen einiger Freundinnen sehr schmerzhaft und führte bei vielen zu stärkeren Blutungen. Bleibt noch das Kondom, das mir als Verhütungsmittel allein aber auch zu unsicher ist, da es platzen, reißen oder abrutschen kann.
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Mein Fazit
Bislang gibt es keine Verhütungsmethode, mit der ich mich ähnlich sicher fühlen würde wie mit der Antibabypille. Da ich keine Beschwerden habe, gibt es aktuell keinen Grund für mich, auf eine andere Form der Verhütung umzusteigen. Pille hin oder her – in jedem Fall erscheint es mir wichtig, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und sich gegebenenfalls mit alternativen Verhütungsmethoden auseinanderzusetzen. Jeder Körper reagiert anders, jede Frau hat ihre eigenen Erfahrungen und Bedürfnisse – genauso individuell sollten wir deswegen auch das Thema Verhütung angehen.