1. Dezember 2023, 20:21 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das Kind ist entbunden, aber irgendwie will sich die Freude darüber bei der Mutter nicht einstellen. Kein seltenes Phänomen. 10 bis 15 Prozent aller jungen Mütter sind von postnataler Depression betroffen. Sie können keine Bindung zu ihrem Neugeborenen aufbauen, verzweifeln darüber, werden unglücklich. STYLEBOOK gibt Tipps für Betroffene und deren Angehörige – und klärt, was die Wochenbettdepression von einem Baby Blues unterscheidet.
Was ist eine postnatale Depression?
Eine postnatale Depression oder Wochenbettdepression ist nicht mit dem verbreiteteren Baby Blues (= Stimmungsschwankungen, Erschöpfung und phasenweise gedämmte Freude über das Kind) zu verwechseln. Laut Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe kommt ein Baby Blues in den ersten drei bis fünf Tagen nach der Geburt bei 50 bis 80 Prozent der Mütter vor und klingt in der Regel ohne Behandlung von selbst wieder ab.
Doch halten sich die Verstimmungen hartnäckiger, hat man es womöglich mit einer postnatalen Depression zu tun. Neben dem seelischen Leidensdruck auf Seiten der Mutter kann eine sogenannte Wochenbettdepression auch Entwicklungsstörungen beim Kind mit sich bringen, die sowohl kognitiver als auch emotionaler Natur sein können.
Ursachen für die Wochenbettdepression
Die möglichen Ursachen postnataler Depressionen sind vielfältig. Die Deutsche Depressionshilfe führt körperliche, biochemische Veränderungen oder Komplikationen während der Schwangerschaft an. Daneben seien Frauen, die traumatische (Geburts-)Erfahrungen gemacht haben bzw. solche, die generell zu seelischen Problemen und depressiven Verstimmungen neigen, auch anfälliger für eine Wochenbettdepression.
Nicht zu unterschätzen sind aber auch persönliche Faktoren (das Fehlen eines Partners, die finanzielle Situation) und der Einfluss der Gesellschaft, die etwa mit einem verklärten Image vom Mutter-Dasein Druck ausübt.
In der Fachliteratur dominieren als Erklärungsmodelle weiterhin hormonbedingte, unspezifische Veränderungen der emotionalen Aktivitäten im Verlauf einer Schwangerschaft. Dazu finden sich umfassende Informationen in einer Abhandlung der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (TUM MRI).
Hilfe bei postnataler Depression
Wenden Sie sich zunächst an Ihren Hausarzt, um an eine geeignete Adresse weitervermittelt zu werden. Ausnahme: Sie leiden an einer akuten Notsituation mit bspw. Suizidgedanken. In dem Fall bitte umgehend bei einer psychiatrischen Notdienststelle melden. Des Weiteren finden sich auf der Website der Stiftung die Nummer einer Hotline sowie verschiedene Anlaufstellen und Hilfsadressen für Depressionen.
Schämen Sie sich auch nicht, innerhalb Ihres privaten Umfelds über Ihre Probleme zu sprechen. Für Angehörige kann es ansonsten schwer sein, Ihre Situation zu verstehen. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe weist explizit daraufhin: „Die Wochenbettdepression ist kein persönliches Versagen und kein Zeichen dafür, dass eine Frau eine schlechte Mutter ist oder ihr Kind nicht genügend liebt.“ Es handele sich um eine Krankheit, die man behandeln kann.
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Therapie einer postnataler Depression
STYLEBOOK wurde zu dem Thema fachlich von Herrn Prof. Dr. med. Hans Moises, Facharzt für Psychiatrie, beraten. Er berichtete auch von den gängigsten und am meisten erfolgsversprechenden Therapiemöglichkeiten. Hierzu zählten die zwischenmenschliche Therapie (IPT) und die kognitive Verhaltenstherapie (CBT). Bei leichter bis mittelschwerer postpartaler Depression sei eine Einzel- ähnlich wirksam wie eine Gruppenpsychotherapie. Schwerere Fälle könnten von der Vergabe von Antidepressiva profitieren.