19. November 2018, 18:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Um sich die Hände zu waschen, greift man mit dreckigen Fingern zum Seifenstück – ein Vorgang der sich mehrmals täglich wiederholt. Deswegen müsste die Seife doch eigentlich von unzähligen Bakterien besiedelt sein, oder? STYLEBOOK geht der Frage nach, wie man am saubersten aus dem Hände-Wasch-Dilemma herauskommt.
„Nach dem Klo und vor dem Essen Händewaschen nicht vergessen“, das wird Kindern schon früh eingetrichtert. Spätestens im Erwachsenenalter ist der Griff zur Seife – etwa, nachdem man öffentliche Türgriffe oder Geld angefasst, fremde Hände geschüttelt oder in „etwas Ekeliges“ gegriffen hat – zur Routine geworden. Das Ziel: die Finger von Schmutz und bakteriellen Erregern befreien. Fragt sich nur, ob die es sich nicht dann auf dem Seifenstück gemütlich machen …
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Wie funktioniert eigentlich Seife?
Stückseifen bestehen aus pflanzlichen oder tierischen Fetten, etwa aus Kokosfett oder gefestigtem Olivenöl, manchmal auch aus Palmöl. Es gibt entsprechend qualitative Unterschiede. Wer sich damit auseinandersetzt und auf Gütesiegel achtet, findet vor allem im Bereich Kernseife aber eine große Auswahl an haut- und umweltfreundlichen Produkten.
Moderner – und womöglich hygienischer, da sie aus einem Spender kommt – ist die flüssige Variante, allerdings handelt es sich dabei nicht um Seife im herkömmlichen Sinne. Die Waschlotion besteht in den meisten Fällen aus synthetischen Inhaltsstoffen (auch bekannt als Syndets) und verschiedenen Zusätzen für eine cremige Konsistenz, die sich jedoch ungünstig auf den PH-Wert und den Feuchtigkeitsgehalt der Haut auswirken können. Negativ zu bemerken ist außerdem, dass Flüssigseife in Plastikbehältern und -nachfüllpackungen verkauft wird – in Sachen Müllproduktion also eher ein fragwürdiges Vergnügen. Seifenstücke hingegen sind meist in umweltschonendes Papier gewickelt.
Was beide Arten gemeinsam haben, sind ihre Tenside. Diese Substanzen setzen die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten herab, die sich sonst nicht miteinander verbinden würden – beispielsweise Öliges, das wir von unseren Händen waschen wollen, und Wasser. Durch den Kontakt mit Seife lösen sich Wassertropfen und Fett auf, können sich entsprechend miteinander vermischen und gemeinsam abgespült werden. Die Seife beim Händewaschen weglassen? Logischerweise keine gute Idee, „das merkt man ja auch selbst, wenn man versucht, fettige Hände ohne Seife zu waschen,“ bestätigt uns Dr. Tabori vom Deutschen Beratungszentrum für Hygiene (BZH).
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Das sagt der Hygiene-Experte
Wie der Freiburger Fachmann erklärt, ist richtiges Händewaschen unbedingt mit Seife verbunden. In diesem Sinne wirksam sind Stück- und Flüssigseife theoretisch gleichermaßen. Aber: „Seife ist kein Tötungsmittel für Bakterien, sie funktioniert eher wie eine Art Lasso, das Verunreinigungen bindet“, so Dr. Tabori. Erreger können auf einem Stück Seife also potenziell überleben. Auch wenn es diesbezüglich keine hinreichenden wissenschaftlichen Studien gibt, sei daher die Übertragung von Krankheiten nicht ausgeschlossen. Für öffentliche Räume gelte deswegen: Lieber Flüssigseife als Seife am Stück verwenden. Für das heimische Bad darf‘s jedoch ruhig der Klassiker in Blockform sein.