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Nachgefragt beim Experten

Eizellen einfrieren – Ablauf und Kosten von Social Freezing

Frau liegt im Bett
Immer mehr Frauen lassen sich die Eizellen einfrieren – doch was sollte man über den Eingriff wissen? STYLEBOOK fragte den Experten. Foto: Getty Images
Laura Pomer freie Autorin bei STYLEBOOK

21. Februar 2022, 17:33 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Frauen haben heute die Möglichkeit, ihren Kinderwunsch durch Social Freezing – das Einfrieren von Eizellen – aufzuschieben. STYLEBOOK sprach mit einem Experten für Reproduktionsmedizin darüber, was man über das Prozedere, die anfallenden Kosten und mögliche Risiken wissen sollte.

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Ob aus privaten oder beruflichen Gründen – es gibt mehr und mehr Frauen, die das Schwangerwerden auf einen späteren Zeitpunkt verschieben wollen. Andere sind sich noch nicht sicher, ob sie überhaupt einen Kinderwunsch haben, möchten sich aber die Option für später offenhalten und dafür quasi ihre Fruchtbarkeit „konservieren“. Diese Möglichkeit bietet ihnen das sogenannte Social Freezing. Der Begriff steht für das Einfrieren von Eizellen aus soziologischen Gründen, also ohne medizinischen Anlass. Die richtigen Ansprechpartner hierfür sind Reproduktionsmediziner, also Ärzte, die sich auf Fortpflanzung (u.a. unter erschwerten Bedingungen) spezialisiert haben.

Eizellen einfrieren – der beste Zeitpunkt

Die Entscheidung für das Social Freezing sollte wenn möglich nicht allzu lange rausgeschoben werden. Der Grund dafür sind Qualität und Menge der verfügbaren Eizellen im weiblichen Körper. Zum Verständnis: Mädchen kommen mit einer festgelegten Anzahl an Eizellen zur Welt (Gesamtmenge zu diesem Zeitpunkt: ca. 400.000), die sich ab dem Zeitpunkt der Pubertät mit jeder Regelblutung um mehrere Dutzende reduziert. Außerdem sind mit zunehmendem Alter immer weniger der noch vorhandenen Eizellen entwicklungsfähig. Frauen zwischen Mitte/Ende 20 und 34 Jahren sind Experten zufolge im idealen Alter. Ab 35 wird von der Prozedur eher abgeraten.

Ablauf und Dauer der Behandlung

Die Eizellen werden durch den Scheideneingang aus den Eierstöcken entnommen. Damit dies gelingt, müssen sie mittels einer Hormonbehandlung (Stimulation) herangereift sein und eine bestimmte Größe erreicht haben. Die Patientin führt ein Aufklärungs- und Einweisungsgespräch mit dem behandelnden Arzt und die Hormonbehandlung im Anschluss selbst durch: per Bauchspritze unter die Haut mit speziellen Hormonpräparaten aus der Apotheke.

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Über einen Zeitraum von durchschnittlich zwei Wochen sind täglich zwei Injektionen nötig, eine morgens, eine abends. Ärzte empfehlen, etwa ab Mitte der Stimulationsphase auf starke körperliche Anstrengungen (Sport, Sauna-Gänge) und Sex zu verzichten; zudem ist Rauchen unter Hormoneinfluss besonders schädlich. Die Spritzen tun im Übrigen nicht weh, führen aber dazu, dass die Eizellen wachsen – das kann ab einem gewissen Punkt unangenehm sein. Zudem kann die Hormonbehandlung Stimmungsschwankungen hervorrufen.

Zwischendurch wird der Status der Eizellenreife in der Arztpraxis oder Klinik immer wieder kontrolliert. Sind die Eier noch nicht groß genug, wird die Hormontherapie entsprechend verlängert. Sobald der gewünschte Reifungsgrad abzusehen ist, wird ein Termin für den Eingriff festgelegt und somit auch der Zeitpunkt für die letzte Spritze. 36 Stunden vor der Eierstockpunktion muss nämlich ein anderes Hormon gespritzt werden, um den Eisprung auszulösen.

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Eingriff ist schmerzfrei

Der etwa 15-minütige Eingriff – die sogenannte „Punktion“ – wird ambulant vorgenommen und die Patientin dafür in einen Dämmerschlaf versetzt. Der behandelnde Arzt entnimmt den gereiften Eibläschen die Eizellen mit einer dünnen Nadel. Nach ca. einer  Dreiviertelstunde lässt die Sedierung nach und die Patientin kann von einer Begleitperson abgeholt werden.

Ein paar Stunden und Tage nach dem Eingriff kann es zu Schmerzen kommen, die über das Maß stärkerer Menstruationsbeschwerden aber nicht hinausgehen sollten. Die Patientin kann am nächsten oder übernächsten Tag nach dem Eingriff wieder arbeiten, sofern sie sich danach fühlt und die Tätigkeit nicht körperlich fordernd ist. Eine Woche lang sollte sie sich schonen.

Eizellen können Lagerung bei minus 196 Grad jahrelang überleben

Per sogenannter Vitrifikation werden die Eizellen unmittelbar nach der Punktion tiefgefroren und bei minus 196 Grad Celsius gelagert. Dort können sie viele, viele Jahre lang (zumindest in Deutschland, in Großbritannien liegt die Obergrenze bei zehn Jahren) gelagert werden.

Eizellen werden eingefroren
Die entnommenen Eizellen können bei minus 196 Grad über Jahre hinweg gelagert werden. Foto: Getty Images

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Schwangerschaftschancen nach Social Freezing

Die Patientin entscheidet, ob und auch wann sie den Versuch unternehmen will, schwanger zu werden, theoretisch ist das auch jenseits der Menopause noch möglich. Hiervon wird ärztlicherseits allerdings in der Regel abgeraten. Die Schwangerschaftsrate pro Versuch einer künstlichen Befruchtung mit zuvor gefrorenen Eizellen beträgt etwa 25 bis 30 Prozent. Man muss jedoch bedenken, dass derartige Zahlenangaben sehr ergebnisabhängig sind und auch der männliche Faktor von Bedeutung ist.

Eizellen einfrieren – Kosten können sehr unterschiedlich ausfallen

Die Kosten für das Social Freezing setzen sich aus der ärztlichen Behandlung und Betreuung, der Anzahl der nötigen Ultraschalluntersuchungen, der Eizellenlagerung (beläuft sich pro Jahr auf ca. 300 Euro), dem Eingriff und dem Preis für die Hormone zusammen. Letzteres macht einen größeren Anteil aus. Für einen Durchgang muss die Patientin mit einer Summe zwischen 3.000 bis 3.500 Euro (inkl. Medikamente) rechnen, die sich bei weiteren Versuchen entsprechend erhöht. Der Grund: Pro Versuch einer künstlichen Befruchtung wird in der Regel mit 15 Eizellen gearbeitet. Falls durch eine erste Stimulation nicht die gewünschte Eizellenzahl gewonnen wurde, könnte man durch eine Wiederholung in einem späteren Zyklus die Voraussetzungen für eine Schwangerschaft verbessern.

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Hinweis: Die Kosten für das Einfrieren von Eizellen werden von der Krankenkasse in der Regel nicht übernommen. Nur wenn eine bestimmte Krankheit wie Krebs oder rheumatische Erkrankungen vorliegen, haben Betroffene seit Inkrafttreten des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG)1 2019 Anspruch auf Kostenübernahme durch die Krankenkasse.

Bei einer Frau im idealen Alter und mit guter körperlicher Verfassung (diese kann natürlich auch von anderen Faktoren beeinflusst werden) werden pro Punktion bis zu 15 Eizellen entnommen, bei Patientinnen über 37 sind es oftmals nur noch sieben bis acht. Wenn der Eingriff für das Einfrieren von Eizellen wiederholt werden muss, können sich die insgesamt fälligen Kosten schnell verdoppeln.

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Welche Risiken gibt es?

Gesundheitlich drohen – neben Unterbauchschmerzen und möglichen Nebenwirkungen der Hormonbehandlung (leichte Kopfschmerzen, Brustspannen, ein gering erhöhtes Thromboserisiko) – keine wirklich schwerwiegenden Probleme. Bei sehr jungen Patientinnen kann es in seltenen Fällen zu einer „Überstimulation“ mit Schmerzen und Wassereinlagerung kommen, die aber in den Händen eines mit der Methode vertrauten Arztes selten auftritt. Laut unseres Experten liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei zwei bis drei Prozent.

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Quellen

– mit fachlicher Beratung von Dr. med. David S. Sauer, Facharzt für Gynäkologie, Geburtshilfe, gyn. Endokrinologie und Reproduktionsmedizin vom Kinderwunsch- & Hormonzentrum in Frankfurt am Main
1 Richtlinie zur Kryokonservierung von Ei- oder Samenzellen oder Keimzellgewebe sowie entsprechende medizinische Maßnahmen wegen keimzellschädigender Therapie (Kryo-RL), Gemeinsamer Bundesbeschluss

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