
10. August 2023, 12:19 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Einen großen C&A-Store gibt es in nahezu jeder größeren Stadt und fast jeder hat dort schon einmal geshoppt. Das Unternehmen steht nicht nur für bezahlbare Mode, sondern auch für über 180 Jahre Mode-Geschichte. STYLEBOOK schaut hinter den Vorhang des Textilkonzerns.
C&A ist neben H&M und Zara ein Synonym für günstige Mode – hat aber eine viel längere und spannendere Geschichte als die Konkurrenzlabels. Grund genug, sich das Unternehmen einmal genau anzuschauen.
Übersicht
C&A hat eine lange Geschichte
Wofür steht eigentlich C&A? Die beiden Initialen sind die Anfangsbuchstaben der beiden Unternehmensgründer, die Brüder Clemens (†84) und August (†73) Brenninkmeijer. Zum Textilhandel kamen die beiden Brüder aus der Not. Eigentlich sind die Brenninkmeijers eine Bauernfamilie aus dem westfälischen Mettingen. Um die leeren Kassen aufzubessern und nicht zu verhungern, verdingten sich die beiden Brüder als Tuchhändler in den Niederlanden. Schließlich ließen sie sich im niederländischen Sneek nieder. Noch heute besitzen alle Familienmitglieder einen niederländischen Pass.
1841 wurde das Textilunternehmen C&A gegründet, 1860 eröffnete in Sneek der erste Laden. Erst 1911 gab es die erste Filiale in Deutschland, auf der Königsstraße in Berlin (die heutige Rathausstraße am Alexanderplatz). Mittlerweile gibt es über 399 C&A-Filialen in Deutschland. Firmensitz ist Düsseldorf, der Familienstammsitz ist immer noch Mettingen. Die Brenninkmeijers gehören mit einem geschätzten Vermögen von 25 Milliarden Euro zu den reichsten Familien Europas.
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C&A revolutionierte die Modewelt
C&A gilt als Begründer der Kleidung von der Stange. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es modische Kleidung in den Kaufhäusern und Geschäften nur auf Maßanfertigung für Gutbetuchte. C&A änderte das mit Konfektionsware, der Einführung eines vereinheitlichten Größensystems (den heutigen Konfektionsgrößen) und dem Selbstbedienungsprinzip. Für die damalige Zeit eine Revolution.
„Wir bedienen die, die mit der Straßenbahn fahren“, lautete das Credo von C&A damals. Zur Erklärung: Die Straßenbahn nutzten einfache Leute, wer etwas auf sich hielt, ließ sich in der Kutsche herumfahren – später mit dem Auto. In den 1920er-Jahren führte C&A das Umtauschrecht ein. Zudem war C&A einer der ersten Textilkonzerne, der in Billiglohnländern produzieren ließ.
Der strenge Kodex der Familie
Innerhalb des Familienclans gibt es einen strengen Kodex, den alle, die im Unternehmen arbeiten, befolgen müssen. Bereits die beiden Gründer legten Regeln fest, z. B., dass alle männlichen Nachfahren im Unternehmen zu arbeiten haben und Frauen sich aus allem heraushalten sollen. Außerdem lebt die Familie bis heute streng katholisch, was eine gewisse Bescheidenheit voraussetzt.
Bis heute gilt das Familien-Motto „Eendracht maakt Macht – Eintracht bedeutet Macht“. Die Familie lebte bis in jüngster Vergangenheit extrem öffentlichkeitsscheu und abgeschottet. Bis in die 1990er-Jahre wurde nicht einmal die Zahl der C&A-Filialen kommuniziert. Selbst für Mitarbeiter gab es viele Jahre gewisse Regeln im Unternehmen. Es durfte etwa keine Liebesbeziehungen zwischen Mitarbeitern geben.
Regeln haben sich verändert
Mittlerweile arbeiten nicht alle der über 500 Familienmitglieder im Unternehmen. Philippe Brenninkmeijer ist ein erfolgreicher Schauspieler („Tatort“, „Sex and the City“), Alexander Brenninkmeijer hat sein eigenes Modelabel Clemens en August gegründet, viele sind wegen des katholischen Glaubens im Dienst der Kirche. Wer sich allerdings für eine Karriere im Familienunternehmen entscheidet, muss ein jahrelanges Traineeprogramm durchlaufen.
Bis Mitte der 1980er-Jahre lebten die männlichen Nachkommen (Frauen durften zu diesem Zeitpunkt nicht im Unternehmen arbeiten) dafür in WG-ähnlichen Apartments in den oberen Etagen der C&A-Warenhäuser mit einer Haushälterin unter strengen Regeln: kein Alkohol, keine Freundin, kein Auto oder sonstige Extravaganzen. Das gibt es nicht mehr, genauso wie viele andere alte Regeln. Heute hat jeder im Unternehmen eine Chance, ob Frau oder Mann, gläubig oder nicht.

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C&A kann nicht vererbt werden
Das Besondere im Clan: Anteile am Unternehmen sind nicht vererbbar. Das Prinzip erklärte C&A-Eigentümer Maurice Brenninkmeijer in der „Zeit“: „Wenn ich zurücktrete, werde ich nach einer gewissen Zeit meine Anteile verkaufen. Wenn meine Kinder ins Geschäft eintreten wollen, müssen auch sie sich fürs Trainingsprogramm bewerben, angenommen werden und darin wachsen. Ihre Erfolge und ihre Entwicklung basieren auf ihrem Vor- und nicht auf dem Nachnamen. Und nur wenn sie dann aufgrund ihrer individuellen Verdienste und Wertvorstellungen in eine Führungsposition befördert werden, werden sie eingeladen in die Gruppe der Eigner und können ihrerseits Anteile kaufen.“ Außerdem bekommt jeder Brennikmeijer, der als Eigner im Unternehmen arbeitet, einen externen Betreuer zur Seite gestellt.