23. Dezember 2024, 15:58 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
It’s not a bag, it’s a Birkin: Für wohlhabende Französinnen gehört die Birkin Bag längst zum guten Ton. Auch hier in Deutschland fungiert die Tasche der Marke Hermès als exquisites Symbol für Status. Um die Tasche aus butterweichem Leder zu bekommen, steht man jahrelang auf einer Warteliste. STYLEBOOK hat alles über die begehrte Tasche zusammengefasst, die dieses Jahr einen runden Geburtstag feiern darf.
Die Entstehungsgeschichte der Birkin Bag ist ebenso faszinierend wie authentisch. Denn 1983 war nicht nur das Jahr, in dem „99 Luftballons“ von Nena veröffentlicht wurde, sondern auch das Jahr, in dem sich zwei besondere Menschen auf einem Flug trafen und gemeinsam eine Tasche entwarfen. 1984 erschien sie schließlich auf dem Markt – und ist seitdem hart umkämpft.
Übersicht
Die Idee zur Birkin Bag
Hinter der Idee, zu der heute begehrtesten Tasche der Welt, stecken keine wochenlangen Brainstormings mit endlosen Meinungen. Die Entstehungsgeschichte begann zufällig im Flugzeug, im Jahr 1983. In diesem Jahr erhielt die englisch-französische Sängerin und Schauspielerin Jane Birkin auf einem Flug von Paris nach London ein Upgrade. So nahm sie neben Jean-Louis Dumas, dem damaligen Hermès-Chef, Platz. Wie immer trug sie eine vollgepackte Korbtasche, dessen Inhalt prominent herausragte. Dumas und Birkin kamen ins Gespräch. Sie erzählte ihm, dass es für sie unmöglich wäre, eine Ledertasche zu finden, die ausreichend Platz für ein Wochenende biete und trotzdem ästhetisch sei. Birkin fragte Dumas: „Warum kreierst du nicht eine Tasche, die größer als die Kelly Bag ist, aber kleiner als Serges Koffer?“ Auf diesem Flug, der weniger als 1,5 Stunden dauerte, skizzierten sie gemeinsam die perfekte Tasche – und das auf einer Serviette. Die Birkin Bag war geboren.
Als Jane Birkin daraufhin das Hermès-Atelier besuchte, um das Ergebnis ihrer gemeinsamen Kreation zu bewundern, schenkte Dumas ihr eine fertige Tasche. Eine Art Gegenleistung dafür, dass die Tasche nach ihr benannt wurde. 1984 kam die Birkin Bag, damals in schwarzem Leder, auf den Markt. Eine Geschichte, die erzählt werden muss, denn mittlerweile gibt es unzählige Größen und Farben und jede Menge begeisterte Besitzerinnen.
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Die Birkin Bag steht für tragbare Exklusivität
Die Birkin Bag ist heute eine Art Visitenkarte der Marke Hermès. Wer sich eine Tasche kauft, investiert. Und dazu sind viele Frauen bereit. Dabei wird die Birkin Bag selten die erste Designertasche sein, die man sich zulegt. Jedoch sicherlich eine der letzten, die das Potenzial zu einem Familienerbstück verspricht. Je älter das Modell, desto wertvoller. Mit einem Kaufpreis ab 5.000 EUR für die kleinste Größe, inklusive mehrjähriger Wartezeit, gehört sie zu den teuersten und exklusivsten Taschen der Welt. Viele Frauen (und auch Männer) sparen jahrelang auf eine Birkin Bag hin. Oftmals sogar diejenigen, die sich genau genommen nie für Designermode in ihren Kleiderschränken interessieren. Doch wie erklärt sich die Popularität einer so teuren Tasche?
Was die Birkin ausmacht, ist insbesondere das schlichte, elegante und zeitlose Design, getragen von der Vollkommenheit im Detail. Sie ist geräumig, hergestellt aus butterweichem Leder, besitzt die typische Sattelnaht von Hermès, ebenso eine verschließbare Lasche. Der Drehverschluss ist mit einem Schloss und einem dazu passendes Schlüssel doppelt gesichert. Im Innenraum der Tasche befindet sich ein Reißverschlussfach. Verpackt in diesen Details, überzeugt die Tasche mit Zurückhaltung. Anders als Modelle der Marke Louis Vuitton oder Gucci, befinden sich auf der Birkin keine plakativen Logos, keine Muster – einzig pure Eleganz.
Wie kommt man an eine Birkin Bag?
Trotz – oder gerade wegen – des hohen Preises ist es nicht so unkompliziert, an ein Modell heranzukommen. Die Wahrscheinlichkeit, eine Birkin Bag in einem Pariser Hermès-Store zu ergattern, ist definitiv größer, als in Deutschland. Hier wird man auf Wartelisten gesetzt, die auch einige Jahre versichern. Eine Alternative, um an eine Birkin Bag zu kommen, sind Plattformen wie Vestiaire Collective. Auch dort findet man bereits getragene Birkin Bags. Diese sind nicht nur etwas niedriger im Preis, sondern auch durch ihr Alter oder ihre Geschichte oftmals begehrenswerter. Die älteren, selteneren Modelle der Tasche, die man heute nicht mehr im Store findet, können schnell im Preis steigen.
Wie entsteht eine solch lange Wartezeit?
Die Anfertigung einer Birkin Bag dauert in etwa 20 Stunden. Pro Woche können maximal zwei Birkin Bags hergestellt werden. Für die Produktion wird ausschließlich das allerfeinste Leder verwendet. Die einzelnen Teile benötigen die identische Lederstruktur und Färbung. Jedes Stück wird von einem Handarbeiter angefertigt. Selbst die Nähte, die maschinell hergestellt werden, bekommen die letzten drei Stiche mit der Hand genäht – besonders an den Stellen, die zu hohem Verschleiß neigen. Daher braucht die Birkin Bag keine Werbung, sie braucht nur Trägerinnen, die die Tasche zu schätzen wissen.
Taschen-Schwestern: Was unterscheidet die Birkin Bag von der Kelly?
Die Kelly Bag, benannt nach Grace Kelly, sieht der Birkin auf den ersten Blick vielleicht ähnlich, jedoch unterscheiden sich die Modelle bei genauerem Hinsehen durch offensichtliche Merkmale: Die Birkin Bag besitzt zwei Henkel, die Kelly dagegen nur einen. Die Kelly Bag hat zudem einen abnehmbaren Gurt für die Schulter und eine eher trapezförmige Form.
Doch wer ist eigentlich Jane Birkin?
Um die Birkin Bag zu beschreiben, muss auch über die Namensgeberin, Jane Birkin, gesprochen werden. Die britisch-französische Sängerin und Schauspielerin Jane Birkin ist im Alter von 76 Jahren im Juli 2023 in Paris gestorben. Das berichteten mehrere französische Medien übereinstimmend. Ihre Karriere war von Höhen und Tiefen geprägt.
Ihren internationalen Durchbruch feierte sie im Jahr 1966, in der Rolle als Nacktfotomodell in Michelangelo Antonionis Film „Blow Up“. Später wurde sie Muse von Serge Gainsbourg, mit dem sie die, zu der Zeit eher biedere, französische Gesellschaft aufmischte. Lange galt sie als absolutes Sexsymbol und wurde durch ihre verführerische Ausstrahlung gelegentlich mit Brigitte Bardot verglichen. Von 1965 bis 2016 drehte sie über 50 Filme. Während der 70er veröffentlicht sie mehrere Alben. Sie galt als absolute Ikone des Pop.
Birkins bewegtes, aber scheinbar glückliches Leben wurde 2013 von einem schlimmen Schicksalsschlag überschattet: Ihre Tochter Kate Berry starb mit nur 46 Jahren – durch einen Fenstersturz. Damals sagte Birkin dem „Stern“, dass sie über den Tod ihrer Tochter „nicht hinwegkommen möchte“. Heute erzählt sie in Interviews, dass die über den Verlust ihres Kindes mit Komponist John Berry nicht sprechen kann, ohne in Tränen auszubrechen. Wenn sie jedoch über sie singt, wie in dem an ihre Tochter gewidmeten Song „Cigarettes“, ist es einfacher für sie, weil sie dabei keine Schmerzen spüre.
Sie sprach auch häufig auch über die Vorteile des Älterwerdens, wie in einem Interview mit der „Harper‘s Bazaar“. Sie fand, dass „eine Frau in den Vierzigern die beste Zeit ihres Lebens“ hat. Doch auch nach den Vierzigern wird es laut Birkin besser: „Mit 50 ist sie dann vielleicht ein bisschen klüger“.
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Jane Birkin schreibt öffentlichen Brief an Hermès
2015 schrieb Birkin einen öffentlichen Brief an das Modehaus Hermès. Ihre Forderung: die Entfernung ihres Namens von der Tasche. Sie forderte, dass das Unternehmen die Birkin Croco (aus Krokodilsleder) aus dem Verkehr zieht, bis bessere Bedienungen bei der Herstellung herrschen. Dabei bezog sie sich auf schrecklichen Methoden, mit denen die Häute für die Taschen gewonnen werden.
Auch Hermès selbst zeigte sich fassungs- und ahnungslos, als die Gegebenheiten der Herstellung durch ein Video der Tierschutzorganisation Peta ans Tageslicht kamen. Kurz daraufhin gab das Luxushaus bekannt, dass die Maßnahmen verändert wurden und Birkin ebenfalls mit den Veränderungen zufrieden sei. Somit kam es nie zum Namenswechsel der Tasche, die 2024 ihr 40. Jubiläum feiern darf.