16. März 2023, 6:54 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Krawatten haben eine sehr lange Geschichte, überwiegend in der Männermode. Doch seit den 1930ern zählen Krawatten bei Damen als rebellischer Akt. Und diese Rebellion beginnt nun wieder! Stars wie Jenna Ortega oder Chiara Ferragni machen es vor. Wie Sie die Krawatte im Frühjahr 2023 stylen, was dahinter steckt und was Daniel Küblböck für unsere Redakteurin damit zu tun hat, lesen Sie bei STYLEBOOK.
„Anzug an!“ – das flüsterten schon Barney Stinsons weggesperrte Anzüge bei der TV-Show „How I met your mother“. Barney kann nicht widerstehen. Wie auch? Kaum ein anderes Outfit steht mehr für Erfolg und Durchsetzungsvermögen als Stoffhose, Jackett und Krawatte. Das gilt nicht nur für Männer! Die einst spießigen Hosenanzüge für Damen haben ihr biederes Image dank leuchtender Farben und neuer Schnitte längst abgelegt und sind beliebte Outfits, besonders im Job. Nun gehen wir den nächsten Schritt und bedienen uns auch an den Accessoires der Herren: den Krawatten.
Schauspielerin Jenna Ortega, Unternehmerin Chiara Ferragni und viele andere machen es vor. Sie kombinieren Krawatten klassisch zum Business-Outfit oder lässig zu T-Shirt und Jeans. So oder so, sicher ist: Der Stoffstreifen ist ein Hingucker! Und nicht nur modisch setzt er ein Statement. Denn dahinter steckt mehr.
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Die Krawatte für Damen hat eine lange Geschichte
Schon im antiken Rom trugen Frauen eine Vorgänger-Variation der Krawatte, bis sie im 16. Jahrhundert ein männlich konnotiertes Accessoire wurde. Während sich Sportlerinnen den Schlips auch dann im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ausliehen, bekam die Krawatte für Damen erst im 19. Jahrhundert ihre heutige Bedeutung. Sie nämlich war Teil der ersten Welle der Feminismusbewegung.
Denken Sie an Vorreiterinnen wie Marlene Dietrich, die in den 1930er Jahren nicht nur Hosen, sondern eben auch Fliege und Krawatte trug. Welch Affront! Jahrzehnte später trugen auch Lady Di oder Julia Roberts Krawatten und brachten damit einen kleinen rebellischen Akt mit großer Wirkung in ihr Auftreten. Denn hier erobern Frauen gedacht männliches Terrain. Sie nutzen das modische Accessoire, das ausschließlich der Dekoration dient, als Female Empowerment-Werkzeug und zeigen damit subtil und doch deutlich, dass Frauen ein Stück vom Kuchen abhaben wollen.
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So stylen Sie die Krawatte
Um den Look nachzumachen, braucht es tatsächlich nur eine Krawatte. Farbe, Muster, Breite, Material, Kombination bleibt alles Ihnen überlassen! Regeln gibt es keine. Tragen Sie sie zum Hosenanzug, um Ihrem Powersuit den letzten Schliff zu verleihen oder kombinieren Sie den Schlips zu angesagten Allover-Jeans-Looks, zu High Heels oder Sneakern, ganz wie es Ihnen beliebt. Für den College-Look zu Faltenrock, Wollpulli und Blazer ist sie unverzichtbar. Um ein sehr auffälliges Zeichen zu setzen, tragen Sie eine Krawatte in knalligen Tönen zu einem schlichen Outfit in Naturfarben. Dezenter wird es Ton-in-Ton. Binden Sie sich dafür beispielsweise eine beige Krawatte über einen beigen Wollpullover zur beigen Stoffhose. Egal, wofür Sie sich entscheiden, bei diesem Look geht es darum, Spaß zu haben und mit Konventionen zu kokettieren und diese zu brechen – nicht nur modisch, auch im Kopf.
„Rückblende Anfang der 2000er: Daniel Küblböck ist Kandidat bei „Deutschland sucht den Superstar“ und spaltet nicht nur mit seiner Stimme, sondern auch mit seinem extravaganten Auftreten die Nation. Schrille Outfits, wagemutige Kombinationen und spannende Frisuren waren sein Markenzeichen. An einen, für seine Verhältnisse eher schlichten Look erinnere ich mich nur zu gut: nach außen geföhntes Haar, weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Richtig cool, dachte ich mir mit meinen etwa 12 Jahren und probierte den Look beim nächsten Familienessen aus – so viel Gelächter meiner Familie habe ich nie zuvor gehört. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, meine Familie ist (meistens) nicht gehässig und ich liebe sie sehr, für die Zeit und den Ort – ein Dorf in Bayern – war es nur einfach zu wenig normkonform. Trotz des Spotts erinnere ich mich jedoch daran, wie stark ich mich ursprünglich in meinem Outfit gefühlt habe. Und auch wenn ich es mir damals habe ausreden lassen, kann ich die Symbolträchtigkeit der Krawatte auch heute noch fühlen. Nicht als Zeichen von Männlichkeit, sondern als Empowerment-Tool. Ganz nach dem Motto „Was der kann, kann ich auch“ finde ich es großartig, dass Frauen diesen „Trend“ nun wieder für sich entdecken. Dabei höre ich allerdings auch die Stimmen, die sagen, Frauen müssten Männer nicht nachahmen, um ernst genommen zu werden. Und auch denen stimme ich voll zu. Doch selbst wenn wir ein männlich konnotiertes Accessoire tragen, ist das nicht der Versuch, Männer nachzuahmen. Ganz im Gegenteil. Ich sehe den Einsatz der Krawatte bei Frauen als ein Augenzwinkern, ein verschmitztes kleines Lächeln an diejenigen, die panisch versuchen, sich an alten Stereotypen festzuklammern, weil sie Angst vor Neuem haben. Viele kennen das Gefühl, besonders im beruflichen Kontext, von Männern in Machtpositionen umgeben zu sein. Die eigene Stimme zu finden, sich hinzustellen und seine Meinung zu vertreten, ist nicht immer leicht. Und auch wenn es lächerlich klingen mag, hier kann eine Krawatte helfen. Wenn ich dieses schmale Stück Stoff als Reminder dafür sehe, dass meine Stimme zählt. Dass ich dasselbe Recht habe, gehört und ernst genommen zu werden, wie jeder andere auch. Deswegen gehe ich jetzt los und hole mir eine Krawatte – passend zu meinem Powersuit – in Lila und fühle mich damit genauso stark wie vor 20 Jahren.“– Carmen Dörfler, STYLEBOOK