23. Februar 2021, 13:18 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Herzogin Kate heiratete 2011 in einem fast schon ikonischen Brautkleid: Spitzenärmel, XXL-Schleppe, A-Linie. Kostenpunkt: ein Vermögen. Unsere Autorin hat sich das Ziel gesetzt, Kates Brautkleid für nur 150 Euro und in weniger als 5 Tagen nachnähen. Ein gewagter Plan. Tatsächlich gestaltet sich der Endspurt schwierig, das größte Problem: der fehlende Reißverschluss. Kann sie die Näh-Challenge trotzdem schaffen?
Kates Brautkleid nähen – Teil 3 im Video
Kates Brautkleid nähen – Teil 3 zum Nachlesen
Zur Person
Bis vor einigen Jahren saß Anna-Lena Osterburg noch Tag für Tag an der Nähmaschine, hat von morgens bis abends zugeschnitten, genäht und gebügelt, was das Zeug hält – hauptberuflich. Nach zwei Jahren und mit dem Abschluss als Modenäherin in der Tasche hing sie die Nähkarriere dann aber an den Nagel, tauschte Nähmaschine gegen Laptop und Schneiderhandwerk gegen Journalismus ein. Als Redakteurin bei STYLEBOOK gehören Nadel und Faden längst nicht mehr zu ihrem Alltag. Die Skills aus der Ausbildung sind genauso eingestaubt wie die Nähmaschine im Keller. Mehr als Hosen kürzen und Knöpfe annähen ist (fast) nicht mehr drin. Ob sie sich mit der Projekt „Kates Brautkleid nähen“ also zu viel zugemutet hat?
Tschüss, Anleitung!
Tag 4. Ich habe absolut keine Lust mehr. Der Reißverschluss ist immer noch nicht angekommen, die Zeichen stehen schlecht für das Projekt „Kates Brautkleid nähen“. Ich habe lange überlegt, wie ich die Aktion noch halbwegs vernünftig zu Ende bringen kann und bin zu einer Entscheidung gekommen: Die Anleitung wandert in den Müll und ich setze von jetzt an voll und ganz auf mein verbliebenes Nähwissen.
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Gute Generalprobe, schlechter Finaltag?
Bei meinen ersten Näh-To-Dos bereue ich den Schritt nicht, im Gegenteil. Alles funktioniert so bedenklich gut, dass ich mir sicher bin, dass bald was schief gehen muss. Das Oberteil sieht tatsächlich passabel aus, die Nähte sitzen alle. Fast erschreckend gut! Nächster Step: Der Rock, nach dem Reißverschluss mein zweiter Angstgegner. Darin sind fast 10 Meter Stoff verarbeitet, die es jetzt zu bändigen und zu verstürzen gilt. Aber auch hier gibt es seltsamerweise keine Probleme. In nur einem Abwasch gelingt es mir, Rock und Schleppe zu verstürzen. Erleichterung. Jetzt noch schnell Rock und Oberteil verbinden, schon ist aus meinen Stoffhaufen von Tag 1 ein Kleid geworden. Zwar fehlt noch der Reißverschluss und zugegeben, wirklich schön sieht meine eingefasste Naht von innen nicht aus, aber sie erfüllt ihren Zweck. In mir kommen Zweifel auf: Ist die gute Generalprobe heute vielleicht ein schlechtes Omen für den letzten Tag?
Finale!
Endlich ist Freitag, der letzte Tag meiner Challenge, und ich bin unheimlich müde. Gestern lag der fehlende Reißverschluss endlich im Briefkasten. Die von der Anleitung gewünschte saubere Reißverschluss-Verarbeitung ignoriere ich und nähe den Zipper einfach irgendwie ein, Hauptsache, er erfüllt seinen Zweck. Das Ergebnis sieht eher mittelmäßig aus und an Challenge Tag 1 hätte ich den Reißverschluss wohl vollmotiviert wieder rausgetrennt, heute belasse ich es dabei. Ein bisschen Spitzenborte an den Seiten wird’s wohl richten.
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Der Plan geht auf, und da das so gut geklappt hat, entscheide ich mich dafür, auch die Ärmel und die gepfuschten Falten mit handgenähter Spitzen-Deko zu kaschieren. Ich tue den letzten Nadelstich und kann es kaum glauben. Ich bin wirklich fertig!
Kates Brautkleid nähen – ein ernüchterndes Fazit
Am Ende ist der letzte Nadelstich gar nicht so erleichternd, wie ich es erwartet hätte. Da hängt dieses Kleid vor mir auf der Schneiderpuppe, passt perfekt, sieht passabel aus und ist mit Abstand das Krasseste, was ich je genäht habe, aber Freude will irgendwie nicht aufkommen. Weil ich einfach zu fertig bin? Oder nicht zu 100 Prozent zufrieden? Ich weiß es nicht.
Was mich aber in jedem Fall am Ergebnis stört, ist der Pfusch. Von Weitem sieht alles okay aus, von innen und von Nahem sollte man lieber nicht zu genau hingucken. Aber was habe ich erwartet bei diesen Voraussetzungen? Ich weiß es nicht so genau. Fest steht aber: Die Challenge, ein Brautkleid für unter 150 Euro und in weniger als 5 Tagen zu nähen, habe ich geschafft. Ich bin sogar weit unterm Budget geblieben.
Projekt „Kates Brautkleid nähen“ – aktualisierte Materialliste:
– 11 Meter Brautsatin – ca. 42 Euro
– ca. 2 Meter Spitze – ca. 30 Euro
– ca. 1,5 Meter Tüll – ca. 10 Euro
– Reißverschluss – ca. 8 Euro
– 1 Rolle weißes Garn – ca 2,50 Euro
– Schnittmuster – ca. 15 Euro
– Schnittpapier – ca. 10 Euro
➔ ca. 117,50 Euro insgesamt
Als „Kates Brautkleid“ würde ich das Ganze allerdings nicht betiteln, das wäre irgendwie vermessen. Was aber nicht heißt, dass es nicht möglich ist, die hochpreisige Robe günstig zu kopieren – mit mehr Zeit und hochwertigeren Stoffen. Etwas Näh-Know-How ist nötig und jede Menge Geduld, logisch. Aber machbar ist es. Nur sollte man nicht erwarten, dass das Dress im Endeffekt wirklich mit einem 300.000 Euro Kleid konkurrieren kann.
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Brautkleid selbst nähen? Eine ganz schlechte Idee!
Aber auch wenn es prinzipiell machbar ist – nach meinen Erfahrungen der letzten Woche kann ich keiner Braut empfehlen, sich das Hochzeitskleid selbst zu nähen, nur um etwas Geld zu sparen. Den Stress ist das nicht wert. Außerdem habe ich mir sagen lassen, dass es Unglück bringen soll, das eigene Brautkleid zu nähen. Wie dem auch sei, für mich steht auf jeden Fall fest: Ich werde nie wieder ein Brautkleid nähen, auch nicht für mich selbst.
Näh-Challenge Teil 1 Herzogin Kates Brautkleid für 150 Euro nachnähen? Challenge accepted!
Näh-Challenge Teil 2 Kates Brautkleid für 150 Euro nachnähen – ist die Challenge schon verloren?
Die ganze Näh-Challenge im Video Kates Brautkleid für 150 Euro in 5 Tagen nachnähen – kann das klappen?
Was passiert jetzt mit dem Kleid?
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