20. September 2017, 14:16 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Am Thema Crocs scheiden sich die Geister. Entweder „geht gar nicht“ oder „megabequem“. Für Designer wie Christopher Kane eine willkommene Herausforderung: Auf der London Fashion Week präsentierte er jetzt mit ordentlich Bling-Bling aufgepeppte Edel-Modelle, die sogar zum Abendkleid passen sollen. Schwierig, finden wir.
Zugegeben, sie mögen gemütlich sein und zu manchen, ganz seltenen Gelegenheiten auch praktisch. Aber mal ehrlich: Niemand würde auf die Idee kommen, Crocs als ein Lifestyle-Produkt anzusehen. Fast niemand. Denn Designer Christopher Kane hat das unsexy Schuhwerk kurzerhand zum „next big thing“ erklärt. Seine Begründung: „Ich liebe es, Risiken einzugehen und Dinge anzupacken, die andere Designer niemals anrühren würden.“ Und da hat er mit den Crocs tatsächlich das perfekte Objekt gefunden, denn die lassen die Beine optisch kürzer und die Füße quadratisch und platt wirken. Und sind damit irgendwie ein bisschen wie ein Verhütungsmittel, das jegliche erotische Anziehungskraft binnen Sekunden zerstört. Braucht die Welt so etwas, ausgerechnet 2017?
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Die Crocs der „rebellischen Weiblichkeit“
Ja, findet Christopher Kane (35). Aber bitte mit Swarovski-Kristallen und edlem Strass besetzt und im Preis ums Vielfache erhöht. Und erfand folgenden Diamanten-Plastik-Mix in Zusammenarbeit mit Crocs, in dem er seine Models auf der aktuell laufenden London Fashion Week über den Laufsteg schickte.
Kane bezeichnet sich selbst als Designer, dessen Philosophie eine „rebellische Weiblichkeit“ widerspiegeln und gleichzeitig eine Hommage an die „Individualität jedes einzelnen“ sein soll. Die meisten anderen würden sich wohl beim Anblick der schrulligen Glitzer-Latschen in erster Linie eine Frage stellen, nämlich „What!?“
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Der rasante Fall und die mysteriöse Wiederauferstehung der Crocs
Noch einmal kurz zurück zur Geschichte der Crocs: Im Jahr 2000 tauchten die löchrigen, 180 Gramm leichten Plastik-Pantoffeln erstmals auf. Es entstand ein regelrechter Hype, der 2008 plötzlich abflaute. Crocs wurden kurzerhand zu No-Go-Schuhen erklärt und das Milliarden-Unternehmen büßte laut Washington Post innerhalb weniger Monate über 180 Millionen Dollar ein. Mit den Crocs ist die Mode-Welt durch. Dachte man. Doch weit gefehlt: Knapp zehn Jahre später verzeichnet die US-Firma überraschend einen leichten Aufschwung. „Der Croc ist als Held wieder auferstanden“, jubelt Unternehmenssprecher Terence Reill gegenüber der Zeitung. Und wie es aussieht, hat Christopher Kane mit seinen „rebellischen“ 500 Euro-Glitzer-Crocs einen Teil dazu beigetragen.
Ob Normcore vor wenigen Jahren, oder jetzt „Uglycore“, wie man Comebacks dieser Art bezeichnen könnte: Trends hängen von vielen Faktoren ab. Da gibt es diejenigen, die sie zum Trend erklären und diejenigen, die ihnen das abnehmen. Aber selbst, wenn alle Welt jetzt losrennt, um sich mit neuen Glitzer-Crocs einzudecken – ästhetischer werden sie dadurch trotzdem nicht. Einzig Prinz George (4) darf sie tragen, seiner royalen Niedlichkeit können selbst Crocs nichts anhaben. Er ist aber auch wirklich die einzige Ausnahme.
2017 scheint übrigens das Jahr der schlimmsten Trend-Comebacks zu sein. Allen voran der Vokuhila oder noch grausamer: Ed Hardy.
Mehr zum Thema Crocs findet Ihr in unserem Facebook-Live-Video: