8. April 2023, 7:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Alle wollen grüner sein, umweltbewusster, den ökologischen Fußabdruck minimieren. Um tatsächlich grüner zu werden, reicht es allerdings nicht, einen geringen Teil der Materialzusammensetzung in Bio-Baumwolle umzuwandeln. Da gehört schon mehr zu. Doch exakt mit dieser Methode bedienen sich immer mehr Modeunternehmen an Greenwashing. Was ist eigentlich Greenwashing und wann ist von dieser Verbrauchertäuschung die Rede?
Ist es wirklich Fair Fashion, wenn die Textil-Zusammensetzung meines T-Shirts 10 Prozent Bio-Baumwolle enthält? Nein. Daher ist es ratsam, genau zu prüfen, wie ökologisch Kleidungsstücke wirklich sind, die so deklariert werden. Wer Nachhaltigkeit etikettiert, setzt sie noch lange nicht um.
Was ist Greenwashing?
Greenwashing bedeutet übersetzt „Grünwaschen“ oder – im übertragenen Sinne – „Reinwaschen“. Darunter versteht man den bemühten Versuch von Unternehmen, ein nachhaltiges Image zu präsentieren, ohne wirklich nachhaltig zu sein. All die Maßnahmen, die getroffen werden, sollen eine ressourcenschonende, grüne, positive Wirkung nach Außen erzeugen. Durch Marketingmaßnahmen oder irreführenden Etikettierungen von Kleidungsstücken, sollen Verbraucher annehmen, dass es sich um nachhaltige und umweltfreundliche Produktionen handelt und so mit einem besseren Gewissen einkaufen, während sie das Unternehmen für ihren „umweltbewussten Einsatz“ schätzen. Dabei ist das eher selten der Fall und wird dann als Greenwashing bezeichnet. Beispielsweise wird ein Pullover mit einem Sticker mit der Aufschrift „Bio-Baumwolle“ versehen. Dabei handelt es sich in Wahrheit nur um 5 Prozent nachhaltigere Materialien.
Jedoch wird nicht nur dieser Aspekt als Greenwashing bezeichnet. Auch die „Werbung mit Selbstverständlichkeiten“ (so nennt es die Verbraucherzentrale NRW), fällt unter Greenwashing. Hierbei werden nachhaltige Attribute der Produktionen beworben, die eigentlich gesetzlich vorgeschrieben sind und somit anfallen müssen.
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Wozu überhaupt Greenwashing?
Die Frage ist, wozu Modeunternehmen überhaupt Greenwashing betreiben. Heute ist es unerlässlich, Aktivitäten vorzunehmen, die der ganzen Umweltschädigung entgegenwirken. Besonders die Fast-Fashion-Industrie gehört, mit ihren dutzenden Kollektionen im Jahr, zu den schlimmsten Umweltbelastungen. Währenddessen hat sich das Bewusstsein der Zielgruppen über die letzten Jahre deutlich verändert.
So kamen die Unternehmen in den vergangenen Jahren in einen Handlungszwang, Greenwashing wurde immer populärer. Denn zu dem heutigen Zeitpunkt ist es noch nicht möglich grüner zu werden und gleichzeitig ebenso viel Profit zu erwirtschaften, wie es die Modeunternehmen tun. Mit Methoden, wie Greenwashing, werden Verbraucher somit getäuscht und im Interesse des Unternehmens erst einmal beruhigt. Die täuschende Kommunikation kann Verbraucher maßlos verwirren, und sie im Glauben lassen, dass Sie etwas in puncto Nachhaltigkeit tun.
Wieso ist Greenwashing erlaubt?
Wieso ist es überhaupt erlaubt, dass Unternehmen täuschende Kommunikation betreiben, um auf vermeintlich grüne Aktivitäten aufmerksam zu machen? Das liegt vorrangig daran, dass die Begriffe, die in diesem Rahmen verwendet werden, nicht geschützt sind. Es gibt keine rechtliche Definition der Worte „klimafreundlich“ und „umweltschonend“. Kleidungsstücke, die nur einen minimalen Bio-Anteil enthalten, dürfen ebenfalls so deklariert werden. Somit dürfen sich Modeunternehmen an diesen Worten bedienen, ohne tatsächlich die Definition davon umzusetzen.
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Wie erkennt man Greenwashing?
Es gibt Unternehmen, die offen und ehrlich zugeben, dass es zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht möglich ist, auf ausschließlich umweltschonenden Materialien zurückzugreifen. Dabei versprechen sie zeitgleich, darauf hinzuarbeiten und das Ziel einer nachhaltigeren Zukunft anzuvisieren. Meist mit genauen Angaben, wann, welches grüne Vorhaben realisiert werden soll. Das ist eine sehr transparente Herangehensweise der Unternehmen.
Wenn Unternehmen aber mit dem Begriff Nachhaltigkeit hausieren und ihn zelebrieren, als wäre es ihr eigener – während das nicht der Fall ist – dann handelt es sich um Greenwashing. Um das zu durchschauen, können Sie folgendes tun: Wenn Sie ein Kleidungsstück sehen, welches mit „Bio“, „Organic“, „Nachhaltigkeit“ oder anderen umweltfreundlichen Begriffen ausgestattet ist, schauen Sie in das Waschetikett, dort steht immer die genaue Materialzusammensetzung der Kleidung.
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Manchmal lässt sich auch schon am Preis erahnen, dass manch ein Produkt nicht aus nachhaltiger Herstellung stammen kann. Doch nicht immer ist das der Fall, beispielsweise unterscheidet sich Bio-Baumwolle preislich nicht besonders stark von anderer Baumwollen. Neben dem Blick in das Etikett, gibt es daher auch richtige Zertifizierungen, die Bio-Bekleidung ausweisen:
Zu diesen zählen beispielsweise: