6. Februar 2023, 16:34 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Kennen Sie das? Da entdecken Sie einen Rock oder ein Kleid und verspüren sofort den Kaufimpuls, weil das Design schick, die Verarbeitung schön und der Preis angemessen ist. Dann stellen Sie aber fest: Das Teil hat ja überhaupt keine Taschen – so geht es mir zumindest immer. Ist Ihnen noch nicht aufgefallen? Dann schauen Sie mal genauer hin. Ich sage nur: ein kleines Mode-Skandälchen.
Selbst viele Jacken und Hosen kommen in der Frauen-Abteilung einfach taschenlos daher. Oder schlimmer noch: die Taschen sind nur angedeutet – sozusagen nur Deko-Element! Und wenn es welche gibt, dann sind sie so klein und eng, dass noch nicht mal ein Kaugummi hineinpasst. Abgesehen davon, dass es sich in einem Kleid mit den Händen in den Taschen viel lässiger herumstehen lässt, sind eingenähte Taschen einfach praktisch – für Schlüssel, Handy, Krimskrams, Snacks und was man eben sonst schnell mal einstecken will. Was dagegen unpraktisch im Alltag ist, ist ständig eine Handtasche am Ellenbogen baumeln zu haben. Nicht falsch verstehen: Handtaschen können zweifellos cool aussehen, haben aber auch die Eigenschaft, schnell lästig zu werden. Das ganze Klamotten-Taschenproblem hat also bei mir hin und wieder dafür gesorgt, dass so manches Traumteil wieder zurück in die Auslage wandern musste. Aber warum haben Männer-Klamotten immer Taschen, und Frauen-Kleidung nicht?
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Taschen in Frauen-Kleidung – ein (hitziges) Statement
„Männer haben Taschen, um Dinge darin aufzubewahren, Frauen zur Dekoration“, sagte Designer Christian Dior einmal. Ein Ausflug in die Modegeschichte zeigt: Während sich im 17. Jahrhundert bei den Herren eingenähte Taschen in Hosen und Wams für Werkzeug oder Münzen etablierten, waren Taschen für Damen von Adel nicht vorgesehen. Wozu auch? Sie gaben nie selbst Geld aus beziehungsweise mussten auch nirgendwo spontan mit anpacken. Übrigens waren es die ersten Feministinnen, also die Suffragetten, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Taschen selbst an die Kleidung nähten. Die Botschaft: Wer Taschen mit genug Platz besitzt, ist unabhängig und hat die Hände frei. Doch wie es scheint, vertreten viele der heutigen Designerinnen und Designer nach wie vor bewusst oder unbewusst die Meinung von Herrn Dior. Oft kommt dann das Argument: „Sieht besser aus“ oder „Das beult sonst so.“ Hier einige Gegenbeispiele.
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Die Bewegung #wewantpockets
Ich bin übrigens nicht die einzige, die das so sieht. Online ist unter dem Hashtag #wewantpockets ist eine Bewegung entstanden, die mehr Taschen an Frauen-Kleidung fordert. Es gibt sogar ein kleines Label, das sich „Thanks, it has pockets!“ nennt und nur Kleidung mit großen eingenähten Taschen herstellt. Das weibliche Bedürfnis nach Taschen scheint sich also herumzusprechen. Ich möchte an dieser Stelle mit einem Zitat schließen, das bereits 1899 in der New York Times zu lesen war: „Je zivilisierter wir werden, desto mehr Taschen brauchen wir. Kein taschenloser Mensch ist seit der Erfindung der Tasche mehr erfolgreich gewesen. Das weibliche Geschlecht kann es nicht mit uns aufnehmen, solange es taschenlos ist.“
In diesem Sinne: Claim your pockets!