Nahezu alle Uhrenhersteller setzen bei der Präsentation ihrer Ware auf das gleiche Prinzip: Der kleine Zeiger steht auf der Zehn, der große auf der Zwei. Unter Uhren-Insidern ist diese Zeigerstellung auch als Missionarsstellung bekannt – allerdings hat das mit Sex herzlich wenig zu tun. Die Zeiger bilden ein breites V, und genau diese V-Stellung ist es, die dem potenziellen Kunden den Eindruck eines Lächelns vermitteln soll – ein Lächeln, das wiederum den Kaufreiz des Kunden anregen soll. Ob die Werbestrategie aber tatsächlich den gewünschten Effekt hat, ist zweifelhaft.
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Cleverer Verkaufstrick?
Laut Zeit Online konnte eine Studie der Uni Jena aus dem Jahr 2007 keine Präferenzen hinsichtlich der „lächelnden“ Uhren feststellen. Psychologie-Studenten hatten 115 Testpersonen unterschiedliche Uhren, sowohl mit beschriebener Zeigerstellung als auch der umgekehrten, auswählen lassen. Das Ergebnis: Es wurde weder mehrheitlich zum „lächelnden” noch zum „traurigen“ Zifferblatt gegriffen.
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Was steckt dahinter?
Der vermeintliche Verkaufstrick wurde von der japanischen Uhrenfirma Seiko ausgedacht. In den 1960er-Jahren hatte das Unternehmen anordnen lassen, die eigenen Uhren in Werbeanzeigen ausnahmslos genau auf zehn Uhr, acht Minuten und 42 Sekunden zu stellen. Nachzulesen ist das in dem Buch „Japanische Zeiten“ von Florian Coulmas, Wissenschaftler am deutschen Institut für Japanologie in Tokio. Welche Gründe genau hinter der Zeigerstellung stecken, konnte bislang nicht final geklärt werden. Kulturelle? Ästhetische? Oder eben rein werbetaktische? Dennoch orientierten sich schnell Hersteller weltweit an der Zeigerstellung der geschäftstüchtigen Japaner.
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Weiterer Erklärungsansatz
Eine weitere und viel pragmatischere Begründung für die Zehn-nach-Zehn-Stellung führt Andrew Block, ehemaliger Vizepräsident des Uhrenhandels Tourneau, gegenüber der New York Times an: In dieser Position verdecken die Zeiger weder das Logo der Herstellermarke noch andere Details wie etwa die Datumsanzeige. Klingt tatsächlich sehr plausibel.
Übrigens: iPhone-Geräte zeigen in der Werbung ebenfalls die gleiche Uhrzeit an, allerdings 09:41 Uhr. Und unsere Kollegen von TECHBOOK kennen den Grund:
2007, als das erste iPhone auf den Markt kam, wollte Apple mit dieser Taktik den Anschein erwecken, die Bilder und Videos wären live – und deswegen zeigten alle Geräte immer diese Uhrzeit an. Die Pressekonferenzen von Apple begannen damals um neun Uhr. Nach etwa 40 Minuten wurde dann das neue iPhone vorgestellt, um 9:40 Uhr. So hatte man Eindruck, man wäre bei der Vorstellung des neuen iPhones live dabei gewesen.