18. Oktober 2017, 15:53 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
„Mir würde es Spaß machen mit Ihnen zusammen zu arbeiten und ich glaube meinen Leuten auch! Sie sind einfach so unwahrscheinlich dynamisch, so motivierend und es hat irgendwie gefunkt!“ Von dort an begann die Zusammenarbeit von der Löwin Dagmar Wöhrl und der Sportmarke MOROTAI.“
Die Sportmarke „Morotai“ versuchte sich am 17.10.17 bei „Die Höhle der Löwen“ und konnte erfolgreich einen Deal abschließen. Die Meinung der Löwen war jedoch gespalten. Vor allem die Einzigartigkeit der Produkte, heißt inwiefern differenziert sich ihre Marke, im Vergleich zu etablierten Marken, wie „Nike“, „Adidas“ und Co, fehlte den drei Investoren Maschmeyer, Williams und Thelen. Alle waren sich jedoch einig, dass die Qualität, sowie die Marke an sich mit dem Background dahinter, beeindruckend sind.
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Was ist Morotai?
MOROTAI ist eine deutsche Sportmarke, die Wert auf ein Zusammenspiel von stylishem Aussehen und Funktionalität legt. Die Kleidung ist zwar stylish, aber im Vergleich zu anderen Sportmarken wird aber auf ein klares relativ simples und modernes Aussehen gelegt. Der Gründer Rafy Ahmed wollte Kleidung für den gewöhnlichen Alltagssportler, der beispielsweise ins Fitnessstudio geht, entwerfen. Das Leben der Sportler soll durch entsprechende Funktionen vereinfacht werden. Besonderheiten sind zum Beispiel Leggins mit integrierten Taschen für das Smartphone; Reflektoren, durch die man im Dunkeln gesehen wird; luftdurchlässige Mesh-Einsätze und Kabelöffnungen für Kopfhörer, die verhindern, das diese beim Training stören. Benannt ist die Marke nach der indonesischen Insel „Morotai“. Die wurde während des Zweiten Weltkriegs von einem japanischen Soldaten im Alleingang verteidigt. „Er hatte Mut und er hatte Ausdauer. Seine Legende ist unsere Philosophie und seine Willenskraft ist unser Antrieb“, sagt der Mitbegründer von MOROTAI Waldemar Wenzel. Produziert wird in Pakistan, der Heimat von Rafy Ahmed. Da die Landessprache Urdu seine Muttersprache ist, gibt es keine Sprachbarriere zwischen ihm und der Fabrik, welche er auch schon des öfteren persönlich besuchte.
STYLEBOOK interviewte den Gründer und Designer der Marke MOROTAI
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Interview
Was sofort auffällt: Bereits während des E-Mail-Kontakts bietet der Gründer Rafy Ahmed mir das „Du“ an, was ihn meiner Meinung nach sofort sympathischer machte. Ob das jetzt professionell ist oder nicht, sei jetzt dahin gestellt.
Was war deine Motivation eine neue Sportmarke zu gründen? Bist du nicht der Meinung, dass es bereits ein breites Angebot an Marken, wie beispielsweise Nike, Adidas und Co gibt?
Rafy: „Schon als Kind habe ich von meiner eigenen Modemarke geträumt, aber erst als meine Idee für mich realistisch wurde, packte mich wirklich die Motivation. Das war ungefähr zu der Zeit meines Modestudiums, wo ich meine Bachelorarbeit, welche die Idee für „Morotai“ war, schrieb. Und ja, es gibt bereits einen breit gefächerten Markt an Sportsachen, doch ich als Modedesigner und Sportler stelle die perfekte Kombination dar, da ich das nötige Know-how besitze, um funktionale Sportkleidung zu kreieren.“
Rafy, du hast ja Modedesign in Pforzheim studiert, war deine Faszination für Mode schon von klein auf da, oder gab es einen bestimmten Grund, der dich zu diesem Studium bewegte?
Rafy: „Meine Faszination für Mode war tatsächlich schon von klein auf vorhanden. Mit ca. 13 habe ich dann auch erkannt, was Kleidung für eine große Wirkung hat. Man sagt ja nicht umsonst, Kleider machen Leute. Ich habe damals viele Kleidungsstile ausprobiert, bis ich mich endlich gefunden habe. Der Wunsch Modedesign zu studieren, war aber schon in jungen Jahren vorhanden. Da meine Familie damals auch nicht das Geld zur Verfügung hatte, mir jeden meiner Wünsche zu erfüllen, habe ich bereits mit 14 Jahren gearbeitet, um mein Hobby finanzieren zu können.“
„Expect everything, fear nothing!“ Dieser Spruch taucht bei euch so ziemlich überall auf, sei es auf Instagram oder eurer Seite. Inwiefern hängt dieses Motto mit eurer Marke zusammen?
Rafy: „Wir sind der Meinung das jeder alles erwarten und auf alles gefasst sein sollte. Diesen Lebensstil wollen wir auch auf unsere Sportkleidung projizieren. Man soll zu jeder Zeit auf alles gefasst sein und auch mal Risiken eingehen können, denn wenn man was erreichen will, muss man eben manchmal alles auf eine Karte setzen wollen. Ich selber bin ohne Erfahrung nach Pakistan gereist, ohne die Firma die ich besuche vorher gekannt zu haben. Dort konnte ich direkt meine erste Kollektion entwickeln.“
Während eures Auftritts seit ihr auch auf Kritik seitens der Löwen gestoßen. Gab es Zeitpunkte während des Entwicklungsprozess eurer Marke in denen du auch mit Rückschlägen zu tun hattest? Und wenn ja, wie hast du es geschafft dich wieder aufzuraffen?
Rafy: „Ja, wir hatten tatsächlich massig Probleme während der Produktion. Es wurden beispielsweise gewünschte Stückzahlen nicht eingehalten, oder es gab Probleme mit der Lieferzeit. Aber in solchen Fällen muss man einfach mal die Zähne zusammen beißen und weiter machen. Ich habe dann einfach versucht die Sachen selbst direkt vor Ort zu regeln, denn manchmal ist es einfach besser, Sachen selbst in die Hand zu nehmen.“
Besonders kritisiert wurde ja auch, dass euch Alleinstellungsmerkmale fehlen. Würdest du das so hinnehmen, oder bist du der Meinung, dass eure Klamotten bestimmte Merkmale/Eigenschaften haben, die euch von anderen Marken unterscheiden?
Rafy: „Dazu muss man erst mal sagen, dass die Kleidungsbranche generell überlaufen ist. Und wer kann mir denn sagen, was die Alleinstellungsmerkmale von Chanel oder Marc Jacobs beispielsweise sind? Wo sind das die Unterschiede? Was hebt die eine Marke von der anderen ab?
Bei uns ist es einfach wichtig zu erwähnen, dass wir Quereinsteiger waren. Wir hatten keine Ahnung von dem Business, in das wir eingestiegen sind. Unsere Klamotten verzichten auf zusätzlichen Schnickschnack. Wir verwenden einfach Farben (schwarz, weiß, grau), haben eine klare Linie und figurbetonte coole Kleidung. Wir haben uns die Frage gestellt, was braucht der Sportler eigentlich? Ich bin beispielsweise auch mit Hoodie und Jogginghose gut angezogen und muss mich nicht schämen, wenn ich so in der Öffentlichkeit meine Geschäfte erledige. Da ich auch selberAlltagssportler und Designer bin und meine eigene Kleidung entwerfe, bin ich näher an den Kunden dran als Nike oder Adidas, die sich an Leistungssportlern orientieren.“
Beim Durchstöbern eurer Seite fiel mir auf, dass ihr keine Sportschuhe im Angebot habt. Plant ihr noch welche ins Sortiment aufzunehmen?
Rafy: „Ja Schuhe sind auf jeden Fall noch geplant. Da es sich dabei jedoch um ein sehr komplexes Produkt handelt und auch sehr kapitalintensiv ist, haben wir entschieden, uns damit noch etwas Zeit zu lassen. Denn wenn wir Schuhe verkaufen wollen, dann müssen sie auch wirklich gut sein.“
Ein paar eurer Kleidungsstücke bestehen zu 100 % aus Polyester. Doch Polyester ist dafür bekannt, dass es den Schweiß nicht besonders gut aufsaugen kann und wenn Bakterien sich an den Schweißstellen absetzen, kann ein unangenehmer Geruch entstehen. Ist das nicht eher unpraktisch bei Sportkleidung?
Rafy: „Polyester ist ja nur ein Überbegriff. Innerhalb dieser Welt gibt es qualitative Unterschiede. Unser Material ist zum Beispiel ultraleicht. (Das kann STYLEBOOK auch bestätigen. Beim Anfassen im Laden in Berlin überzeugten wir uns selbst von der Qualität der Ware). Um der Schweißbildung etwas entgegenzuwirken und dafür zu sorgen, dass der Schweiß abfließen kann, haben wir mesh-artiges Material in unsere Kleidung, an Stellen wie Achseln und Brust, integriert.“
Als ich mir eure Sportsachen im „Wormland“ in Berlin angeguckt habe, ist mir aufgefallen, dass die Auswahl noch relativ gering war. Ist geplant, dass das Sortiment vor allem im „Wormland“ noch vergrößert wird?
Rafy: „Ja, „Wormland“ umfasst gerade tatsächlich erst 8 Styles in verschiedenen Farben von uns. Das Problem ist natürlich auch, dass dort nur Männermode angeboten wird. In der nächsten Kollektion (ab Dezember) haben wir vor uns auf 60 Styles zu steigern. Momentan gibt es auch nur die Basic-Teile im Angebot, doch wir haben bemerkt, dass auch durchaus die Nachfrage an mehr trendigen Teilen besteht.“
Während der Sendung habt ihr auch erwähnt, dass ihr eine Kinderkollektion rausbringen wollt. Steht schon fest, wann eure Kinderkollektion auf den Markt kommt und warum liegt euch diese Sache so sehr am Herzen?
Rafy: „Ja, die Kinderkollektion soll dann nächstes Jahr erhältlich sein. Vor allem Frank Thelen riet uns, davon lieber die Finger zu lassen, aber das Kreieren von Kleidung war hauptsächlich ein persönliches Anliegen für uns. Viele von unserem Team haben selbst Kinder und ich beispielsweise habe eine Nichte, die ich in unseren eigenen Sportsachen sehen wollte. Eine kleine „Mini-Morotai“ sozusagen. Dazu muss man auch sagen, dass es nicht besonders viele und coole Sportklamotten für Kinder gibt, obwohl es gerade für sie wichtig ist, bequeme Sachen zu haben, da sie ja meist sehr aktiv sind.“
Zum Schluss: Hast du noch irgendwelche Tipps, die du Gründern mit auf den Weg geben würdest?
Rafy: „Ein wichtiger Tipp ist Risiken einzugehen und an sich zu glauben. Was sagt mir mein Bauchgefühl? Man muss auf seine eigene Stimme hören und nicht immer ständig Angst haben. Wichtig ist auch die Motivation für seine Sache aufbringen zu können, sonst ist man nicht konzentriert bei der Sache. Hat sich eine Idee in deinem Kopf verfestigt, musst du sofort mit der Umsetzung anfangen, ansonsten geht die Leidenschaft im Laufe der Zeit vielleicht verloren. Man sollte sich auch nicht von anderen Menschen in seinem Umfeld von seiner Idee abringen lassen. Mir zum Beispiel, wurde ständig davon abgeraten, meine eigene Marke zu gründen.Der einzige der von meiner Idee überzeugt war, war Waldemar Wenzel, der jetzt mit mir das Geschäft leitet. Erfahrung ist beim Aufbau seines eigenen Geschäfts auch nicht unbedingt nötig und entscheidet nicht über Sieg oder Niederlage, wie man an mir sieht. Außerdem ist es egal wo man herkommt, man muss nur wissen, wo man hin will.“
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