
11. März 2025, 11:29 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In den vergangenen Jahren sind viele bekannte Modeketten in die Insolvenz gerutscht und im Zuge dessen auch komplett aus den Einkaufsstraßen verschwunden. Ähnlich erging es auch der bekannten Kette Gerry Weber. 2019 konnte sich das Unternehmen erstmals aus einer Insolvenz retten. Im Sommer 2023 beantragte die Modemarke erneut ein Sanierungsverfahren, in dem Zuge wurden Filialen geschlossen und Mitarbeitende entlassen. Jetzt gibt es wieder schlechte Neuigkeiten …
Der Einzelhandel hat schwer zu kämpfen. In den vergangenen Monaten jagte eine Hiobsbotschaft die nächste und nach Peek & Cloppenburg, Galeria Kaufhof, Görtz, Reno und Scotch & Soda, hat es auch Gerry Weber getroffen – und das nicht zum ersten Mal!
Übersicht
Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, hat der Modekonzern Gerry Weber erneut Insolvenz angemeldet. Beim Amtsgericht Bielefeld wurde für die deutsche Handelstochter, die Gerry Weber Retail GmbH, ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt.
Der Restrukturierungsexperte Christian Gerloff übernimmt die Leitung der operativen Sanierung. Das Gericht hat den Juristen Lucas Flöther als vorläufigen Sachwalter eingesetzt, der sicherstellen soll, dass die Interessen der Gläubiger im Verfahren gewahrt bleiben.
In den nächsten Monaten erhalten die Mitarbeitenden der Gerry Weber International GmbH weiterhin Insolvenzgeld, während der Geschäftsbetrieb vorerst fortgeführt wird. Das Unternehmen erklärte, dass das Verfahren darauf abzielt, den Damenmodehersteller mit einer an die aktuellen Marktbedingungen angepassten Struktur langfristig weiterzuführen. Ob das gelingt, werden die nächsten Monate zeigen.
Letztes Sanierungsverfahren im Sommer 2023
Die Gerry Weber International AG beantragte bereits im Sommer 2023 beim Essener Amtsgericht die Einleitung eines Verfahrens nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG). „Das Sanierungsvorhaben ist eine notwendige Reaktion auf die äußeren Umstände“, hieß es in einer Mitteilung von Angelika Schindler-Obenhaus, Chefin von Gerry Weber International.
Als Grund nannte man die Corona-Krise und ihre Auswirkungen, aber auch die steigende Inflation. Das Textilunternehmen verließ außerdem die Börse. „Teil des Vorhabens soll ein vollständiger Kapitalschnitt sein, wodurch auch die Börsennotierung der Aktie der Gerry Weber International AG erlöschen würde“, hieß es weiter.
Geschäfte sind nicht mehr profitabel
Das deutsche Modeunternehmen betrieb zuvor weltweit über 700 Läden in Eigenregie, aber auch als Franchise. Zudem wird eine Auswahl der Kollektion bei Großhändlern angeboten. Hierbei konzentriert sich das 1973 gegründete Unternehmen auf Damenoberbekleidung. Rund 2100 Mitarbeiter beschäftigte der Textilhändler noch vor rund einem Jahr. Doch wie das Unternehmen ankündigte, wird es weitreichende Veränderungen geben. Demnach plante man nicht rentable Filialen zu schließen und Stellen abzubauen.
Im Juni 2023 wurde bekannt, dass nach eingehender Prüfung 122 Filialen geschlossen und 425 Mitarbeitende entlassen werden sollten. In einer Mitteilung, die t-online.de zitiert, hieß es, dass sich das Unternehmen zukünftig vermehrt auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren will.
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Gerry Weber entlässt weitere Mitarbeitende
Doch dabei sollte es nicht bleiben: Nachdem Anfang 2024 die Firmenzentrale an einen Investor verkauft wurde und Gerry Weber selbst nur noch als Mieter agiert, mussten weitere Mitarbeitende das Unternehmen verlassen. Der Grund: die Investoren forderten weitere Spaßmaßnahmen, um das strauchelnde Unternehmen weiterhin am Laufen zu halten.

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Die Krisengeschichte von Gerry Weber
Anfang 2019 geriet der Modekonzern erstmals ins Straucheln und die Muttergesellschaft stellte einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Kurze Zeit später folgte die Gerry Weber Retail GmbH. Im Rahmen der Insolvenz wurde eine Restrukturierung vorgenommen, die zur Schließung von 120 Filialen in Deutschland führte. Das Insolvenzverfahren wurde rund ein Jahr nach Eröffnung beim Amtsgericht Bielefeld aufgehoben.