11. Juli 2024, 17:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Giorgio Armani gehört zu den größten und erfolgreichsten Designern der Welt. Und er entwirft unermüdlich weiter – auch mit 90. Am 11. Juli feiert er diesen runden Geburtstag. Wie er sein Milliarden-Modeimperium aufbaute und warum er nicht aufhören kann, erklären wir hier.
Das Imperium von Giorgio Armani steht solide da und mit der Gründung einer Stiftung wurde dessen Zukunft abgesichert. Ein Platz unter den größten Designern der Modegeschichte ist ihm auch längst sicher. Doch der Designer will einfach nicht in Rente gehen. Warum also nicht einfach das Leben genießen? „Mein Leben ist die Arbeit. In sie habe ich immer meine gesamte Energie gesteckt“, machte er unlängst in einem Interview mit dem italienischen Nachrichtenmagazin „Panorama“ deutlich, warum Ruhestand für ihn keine Option ist.
Übersicht
Wer ihn inspirierte, wer ihn förderte
Giorgio Armani wurde am 11. Juli 1934 in Piacenza bei Mailand geboren. Er war das mittlere von drei Kindern eines Buchhalters und einer Hausfrau. Obwohl nicht reich, kleidete sich seine Mutter stets schlicht und elegant. Immer wieder betonte Armani später, wie wichtig sie für die Ausprägung seines Stilempfindens war. Doch zunächst begann er ein Medizinstudium, brach es aber bald wieder ab. Die Familie lebte inzwischen in Mailand. Eher zufällig fand er eine Anstellung im Mailänder Kaufhaus „La Rinascente“ – als Schaufensterdekorateur, später als Einkäufer.
Und dort wurde bald ein renommierter Designer auf ihn aufmerksam: Nino Cerruti. Er engagierte Giorgio Armani für seine Männerlinie. Ohne jegliche Vorbildung auf diesem Gebiet entwarf er nun Mode. 1975 gründete er sein eigenes Label, gemeinsam mit seinem Partner Sergio Galeotti, der jedoch zehn Jahre später starb. Aus der Marke wurde mit der Zeit ein Lifestyle-Imperium.
Wie er designt, wie viel er verdient
Die Umsätze lagen zuletzt im Milliarden-Bereich. Mit seinen diversen Linien kleidet der Designer ganz unterschiedliche Bevölkerungsschichten ein – von den maßgefertigten, teuren Modellen seiner Privé bis zu Armani Exchange. Dort gibt es dann Kleider schon ab 150 Euro. Hinzu kommen Accessoires, Düfte und Kosmetik, Möbel, zwei Hotels, selbst Pralinen vertreibt er unter seinem Namen. Und: Das Unternehmen gehört ihm allein. Immer wieder versuchten die großen Luxuskonzerne vergeblich, ihm wenigstens ein paar Anteile abzukaufen.
Das alles geht auf eine so simple, wie im Rückblick geniale Idee zurück. Armani nahm dem Anzug den Charakter einer Rüstung und schuf eine weiche, schuterumspielende Silhouette ohne steife Einlagen. Die Farbpalette reduzierte er auf unauffälliges Grau, Beige und Dunkelblau. Damit revolutionierte er zuerst die Männermode, dann die der Frauen. Ein Schlüsselmoment seiner Karriere war die Ausstattung von Richard Gere in dem Film „American Gigolo“ (1980). Dieser machte seinen Stil weltweit bekannt und steht exemplarisch für eine bis heute anhaltende enge Liaison mit den Hollywood-Stars. Auch die Farbe „Greige“ wurde durch Armani groß und eroberte schnell nicht nur Kleidung, sondern auch das Interieur der Design-Begeisterten.
Was Giorgio Armani bis heute bereut
Exzesse sind dem Modeschöpfer nach wie vor ein Gräuel. Wann immer es auf den Laufstegen zu laut und schrill zugeht, erhebt er mahnend die Stimme. Legendär sind seine „Duelle“ mit Gianni Versace, der mit einem neobarocken, flamboyanten Stil in den 1980er und 1990er Jahren seinen Gegenpol bildete. „Armani entwirft für die Ehefrau, Versace für die Geliebte“, so hieß es damals in Mailand.
Gleichwohl ist Armanis Mode längst nicht mehr nur schlicht. Kräftige Farben und fantasievolle Stickereien tauchen auch bei ihm auf. Er sei ein Gefangener seines Stils, hat der Designer oft beklagt. Er habe nicht die Freiheit, all seine Ideen umzusetzen. Zu ausgeprägt sei die Vorstellung, was Armani ist und was nicht. Aber kann Arbeit allein wirklich ein Leben ausfüllen? „Es gibt etwas, was ich bereue“, gestand er einmal dem Magazin „How to spend it“. „Nicht mehr Zeit mit den Menschen verbracht zu haben, die ich liebe. Und dass ich so viele schöne Orte auf der Welt nie sehen konnte.“
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Nachfolge bleibt offen
Schwer inspiriert von Armani ist derzeit ein anderer französischer Designer: Simon Porte Jacquemus. Der 1990 geborene Franzose könnte als geistiger Nachfolger des italienischen Modepioniers Giorgio Armani betrachtet werden. Auch er ist ein Selfmade-Mann mit großen Visionen: In den letzten Jahren ist es kaum jemand anderem gelungen, eine Marke so relevant zu machen wie Jacquemus. Diese Einstellung erinnert an Giorgio Armani in den 1980er Jahren – daher überrascht es nicht, dass der französische Designer derzeit weite Bundfaltenhosen à la Armani aus den Achtzigern trägt.
Fazit: Der Nachteil der Einzigartigkeit liegt darin, dass die Zukunft der Marke Armani ungewiss ist. Giorgio Armani spricht ungern über das heikle Thema der Nachfolge. Bisher hat der „Principe“ vermieden, sich auf eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger festzulegen. Es ist wahrscheinlich, dass er dies auch zukünftig nicht tun wird, obwohl ihn die Frage, was von seiner Arbeit bleiben wird, beschäftigt. Auf die Frage der Zeitung „La Repubblica“ zu seinem Geburtstag antwortete er: „Mein größter Traum ist, dass Armani ein Ausdruck des italienischen Stils bleibt, auch in 50 oder 100 Jahren noch.“