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STYLEBOOK-Interview

Modedesigner Kilian Kerner: „Die ganze Welt soll glitzern!“

freie Autorin bei STYLEBOOK

19. Februar 2024, 15:37 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Auf der Berlin Fashion Week hat Star-Designer Kilian Kerner auch in diesem Jahr seine neue Kollektion präsentiert. „Get out of my bed“ heißt sie – und steht ganz unter dem Motto: Glitzer regiert! Mit STYLEBOOK spricht Kilian Kerner über seine neue Kollektion, was ihn dazu inspiriert hat und warum er aktuell so glücklich ist, wie noch nie.

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Viel Glitzer, Puff-Ärmel, knallige Farben – die neue Kollektion von Designer Kilian Kerner hat es in sich. Zu softer Musik präsentierten die Models auf der Berlin Fashion Week Kerners Kreationen in einer Show, die die harten Themen unserer Zeit aufgreift. Bekannt für einen Mix aus Extravaganz und Lässigkeit, gilt Kerner seit Jahren als Modeikone der Hauptstadt. Dabei war sein eigentlicher Berufswunsch ein ganz anderer.

Durch Zufall zum Modedesigner

Geboren 1979 in Köln, wollte Kerner eigentlich Schauspieler werden. Er besuchte eine Schauspielschule und zog in eine Kölner WG, wo er beim Putzen zufällig etwas Bleichmittel auf seine Kleidung kippte – der Beginn einer Karriere, von der er zu diesem Zeitpunkt noch nichts ahnte. Er entwarf Bühnenoutfits für Nena, zog nach Berlin und gründete eine nach ihm benannte Modelinie. Seine Entwürfe trafen den Puls der Zeit und wurden auf der Berlin Fashion Week, in London, Paris, Las Vegas, L.A., Barcelona und New York präsentiert.

Von den Laufstegen der Welt ins deutsche Fernsehen

Heute ist Kilian Kerner ein international gefeierter High Fashion Designer, der mit Marken wie Nike, Swarowski oder BMW Mini arbeitete. Seine Entwürfe wurden von Stars wie Kylie Minogue und Karolína Kurková öffentlich getragen und sind auch bei deutschen Schauspielerinnen wie Veronica Ferres und Jella Haase beliebt. Als Gastjuror der Modelcastingshow „Germany’s next Topmodel“ hat sich Kerner aber auch im deutschen Fernsehen einen Namen gemacht. An der Seite von Heidi Klum arbeitet er seit mehreren Jahren mit der nächsten Modelgeneration zusammen und mauserte sich zunehmend zum Publikumsliebling.

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Bekanntes Gesicht auf der Berlin Fashion Week

Seine Premiere auf der Berlin Fashion Week feierte Kerner im Jahr 2008. Auch in diesem Jahr war er auf der Berliner Modewoche vertreten und hat STYLEBOOK direkt nach seiner Show zum Interview getroffen.

STYLEBOOK: Wie fühlst du dich jetzt, wo die Show vorbei ist?

Kilian Kerner: Ich fühle mich gut! Es ist aber auch okay, dass es vorbei ist. Man selbst kriegt hinten nie so wahnsinnig viel mit. Man sieht den Monitor, hört aber nicht den richtigen Sound. Aber mir hat gerade jemand gesagt, dass das Intro sehr hart war. Und genau das wollte ich: Der Gesellschaft den Spiegel hinhalten, wie ich das Leben gerade empfinde.

Du hast im Intro-Film deiner Show gesagt, dass du in einer Welt leben möchtest, die von Glitzer regiert wird. Was meinst du damit?

Das ist gar nicht so oberflächlich gemeint, wie man das verstehen könnte. Ich finde, die ganze Welt sollte glitzern! Ich möchte einfach, so kitschig das auch klingen mag, Frieden und Liebe für die Welt und für uns alle, damit wir alle mal wieder herunterkommen können.

Viel Glitzer und außergewöhnliche Silhouetten konnte man auf dem Laufsteg bestaunen
Viel Glitzer und außergewöhnliche Silhouetten konnte man auf dem Laufsteg bestaunen Foto: Getty Images

Herunterkommen?

Es ist doch alles ganz schön hektisch und stressig und laut. Voller Streit und Hass in der Welt, und auch auf Social Media. Es gibt zurzeit so viele wichtige Themen: den Klimawandel, Sexualität, die aktuelle politische Lage. Wenn wir alle mal wieder herunterkommen und uns als Menschen begegnen, könnte das wieder aufhören. Ich glaube, dann kommen wir auch schneller ans Ziel.

Was ist das für ein Ziel?

Dass wir uns alle als Menschen begegnen und keine Unterschiede machen, welche Sexualität man hat, wo man herkommt oder welche Sprache man spricht. Dass es auch nicht wichtig ist, „was“ du bist, sondern wer du bist.

Du hast mal gesagt, man darf als Designer nicht wegschauen, sondern muss auch über Kriege reden.

Wir müssen darüber reden, und wir müssen jetzt darüber reden. Natürlich ist das wahnsinnig anstrengend und es ist auch manchmal überfordernd, sich Nachrichten anzugucken. Aber es geht nicht mehr anders. Wir müssen aufhören, uns gegenseitig als Menschen zu zerstören. Das tun wir meiner Meinung nach gerade.

Wie zeigt sich das in deiner neuen Kollektion?

Ich wollte eine Kollektion machen, die sehr selbstbewusst ist. Ich habe das Glück, dass ich in meinem Leben genau an dem Punkt bin, an dem ich gerade sein will. Ich war noch nie so glücklich, wie jetzt – trotz des ganzen Chaos, das auf der Welt herrscht.

Warum ist das so?

Kilian Kerner: Weil alles funktioniert, was ich mir in den Kopf gesetzt habe. Ich bin mit meiner Karriere genau da, wo ich sein will. Ich bin in meinem Privatleben genau da, wo ich sein will. Ich habe die Menschen um mich herum, mit denen ich sein will. Das ist einfach krass. Ich habe manchmal auch selbst Angst davor und denke: Kann das jetzt alles wahr sein?

Du hast knallige Farben in deiner neuen Kollektion eingesetzt: Pink, Orange, Blau, viel Glitzer. Was hast du dir bei der Farbauswahl gedacht?

Gar nicht so viel. Ich lasse einfach immer passieren, was passiert! Ich habe mich eher zurückgenommen, muss ich sagen. Normalerweise habe ich immer noch 100 Stoffe mehr, und dieses Mal habe ich gesagt: Jetzt reicht’s mal, dieser Stoff kommt nächste Saison dran. Das war die eigentliche Herausforderung, die ich hatte.

Verrätst du uns, welche Stoffe uns in der nächsten Saison bei Kilian Kerner erwarten?

Darüber rede ich nicht (schmunzelt). Wie die Kollektion aussieht, weiß ich auch noch nicht. Wartet’s ab!

Was hat dich zu deiner aktuellen Kollektion inspiriert?

Tatsächlich ist durch den Eröffnungssong ganz schön viel passiert. Ich saß bei meinem Friseur und habe dieses Lied gehört und dachte mir: Wow, ist das schön. Dann saß ich im Flugzeug und habe das Lied wieder gehört. Dadurch hat sich alles gelöst, und dann war alles da. Ich habe den Produzenten der Show angerufen und gesagt: Nimm dir einen Stift, ich sage dir, wie mein Intro sein soll. Und dann habe ich ihm das alles erzählt, was bei der Show zu sehen war.

Das Datum der Berlin Fashion Week wurde zum ersten Mal an die anderen internationalen Shows angepasst und in den Februar gelegt. Hast du das in der Vorbereitung gemerkt?

Man hatte nach Weihnachten ein bisschen mehr Zeit, zu atmen. Ich konnte Weihnachten ein bisschen mehr genießen, das hat man gemerkt. Aber meine Lieblingstermine wären immer noch März und September. Das fände ich am schönsten. Jetzt ist es Februar und Juli. Da müssen wir mal sehen, wie das funktioniert. Die Fashion Week ist ja keine Spaßveranstaltung.

Das hört sich nach einer anstrengenden Zeit an, die jetzt hinter dir liegt.

Ja, das war stressig, weil ich zu der Zeit fünf Projekte gleichzeitig gemacht habe. Aber es war auch schön, ich mag Stress. Ich habe letztens ein Zitat gelesen: „Such dir einen Job, von dem du keinen Urlaub brauchst.“ Und das trifft es irgendwie!

Themen Germany's next Topmodel Interview Mode-Trends Model
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