8. Mai 2017, 11:18 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Vom Kleinstadtmädchen zur erfolgreichen Unternehmerin: Milda Mitkuté (31) gründete vor neun Jahren die Secondhand-Plattform Kleiderkreisel — und das eher per Zufall. STYLEBOOK.de verriet sie ihre Geschichte und was sie anderen Gründerinnen rät.
Mit über fünf Millionen Nutzern ist Kleiderkreisel.de eine der erfolgreichsten Online-Plattformen, wenn es um Secondhandmode geht. Der Markt boomt, denn es ist längst Trend, Kleidung im Vintage-Look zu tragen und seine getragenen Schätze nicht wegzuwerfen, sondern weiterzugeben. Vinted wurde 2008 von Milda Mitkuté (31) und Justas Janauskas (33) in Litauen gegründet. In Deutschland kam es 2009 unter dem Namen Kleiderkreisel auf den Markt. Die Online-Plattform ist mittlerweile in zehn Ländern erfolgreich. Übrigens: außerhalb Deutschlands ist das Unternehmen nach wie vor als „Vinted“ bekannt — und die Idee beim Couchsurfing entstanden, wie Mitkuté uns im Interview verriet.
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STYLEBOOK: Wie bist du auf die Idee gekommen eine Website zu gründen, auf der man gebrauchte Kleidung verkaufen, kaufen und tauschen kann?
Milda Mitkuté: „Ich war jemand, der keinem Schlussverkauf widerstehen konnte. Shopping war für mich eine Sucht, in die ich mein gesamtes Gehalt gesteckt habe. Aber das Kaufen verschaffte mir nie die erhoffte Zufriedenheit. Ich hatte über 100 Sachen, die ich nicht einmal getragen hatte. 2008 wollte ich dann in eine andere Stadt umziehen und habe eine Möglichkeit gesucht meine Kleidung zu verkaufen oder wegzugeben, anstatt sie wegzuwerfen. Auf einer Party habe ich dann Justas kennengelernt, der IT-Profi ist. Ich hab ihm von meiner Idee erzählt eine Website zu gestalten, auf der ich meine Kleidung zum Tausch und Verkauf anbieten kann. Er war optimistisch, dass die Idee viele Leute ansprechen wird. Und so war Vinted nach ein paar Wochen in Litauen online.”
Wie kam es zur Gründung der deutschen Website „Kleiderkreisel”?
„Ich glaube daran, dass wenn man eine wirklich gute Idee hat, sich auch Möglichkeiten ergeben. Erst glaubte Justas an meine Idee. Dann waren es Susanne und Sophie, zwei tolle Mädels aus München, die bei Justas Zuhause Couchsurfing gemacht haben. Sie sagten, dass Deutschland dieselbe Plattform benötige und von dort an fingen wir an zusammenzuarbeiten. Jetzt ist das deutsche „Kleiderkreisel“ mit über fünf Millionen Nutzern unsere erfolgreichste Plattform. Ich denke das liegt daran, dass Deutsche sehr auf ihren Konsum achten. ”
Zu Beginn war die Website nicht gewerbsmäßig, das habt ihr dann 2014 geändert, in dem ihr den Kunden für Verkäufe bezahlen lassen habt. Letztes Jahr habt ihr diese Änderung wieder zurückgenommen. Wie kam es dazu?
„Die vergangenen Jahre waren voller Herausforderungen. Dadurch das Vinted / Kleiderkreisel seit der Gründung auf Investoren angewiesen war, entschlossen wir uns 2014 dafür auf eigenen Beinen zu stehen und finanziell unabhängig zu werden. Außerdem wollten wir unseren Nutzern durch eine Käuferversicherung und neue Bezahlmöglichkeiten mehr Sicherheit geben. Also führten wir das neue System ein, bei dem all diese Kosten durch eine Verkaufsgebühr getragen wurden. Die Community war mit diesem Schritt unzufrieden. So entschieden wir uns letztes Jahr dafür das System erneut zu ändern und die Website durch Werbung und verschiedene Zusatzleistungen, wie zum Beispiel das Bewerben von Artikeln für einen schnelleren Verkauf, zu finanzieren. Die Basis-Nutzung von Kleiderkreisel wurde also wieder kostenlos und unsere Nutzer glücklich. Wir fokussieren uns zurzeit darauf den Erfolg der verkaufenden Nutzer zu steigern und die Shopping-Erfahrung zu verbessern.”
Hast du Tipps für Frauen, die auch eine Karriere starten möchten?
„Ich habe keine Karriere im traditionellen Sinn gemacht. Aber als jemand, der eine Business-Idee entwickelt hat, habe ich sehr viel gelernt. Es ist wichtig selbstbewusst zu sein und an die eigene Idee zu glauben. Findet Menschen, die genauso von eurer Idee überzeugt sind wie du, sie werden dich auf deinem Weg unterstützen. Es wird natürlich nicht immer einfach sein und du wirst vor Herausforderungen stehen. Habt keine Angst davor Menschen um Hilfe zu bitten, die in einem ähnlichen Business erfolgreich sind. Ihr werdet überrascht sein, wie hilfreich das manchmal sein kann!”
Was sind deine Tipps für Secondhand Shopping?
„Ich selbst kaufe häufig auf Kleiderkreisel ein und gehe eher selten in Läden shoppen. So ist die Chance viel geringer jemanden zu treffen, der dasselbe Kleidungsstück trägt. Secondhand Shopping wird auf Kleiderkreisel durch die Auswahl von Filtern deutlich erleichtert, so kann ich alle Stücke nach meinen Lieblingsmarken und nach Preisen sortieren. Außerdem folge ich einigen Verkäufern, die Dinge in meiner Größe verkaufen und einen ähnlichen Style haben, so werde ich über neue, tolle Stücke sofort informiert. Genau dasselbe bietet auch meine neue Lieblingsfunktion, bei der ich über alle neuen Stücke informiert werde, die zu meiner Suchanfrage passen. Der wohl wichtigste Tipp ist bei einem tollen Artikel direkt zuzuschlagen, bevor es jemand anderes tut.”
Wie hat sich der Erfolg auf deinen Style ausgewirkt?
„Meine Wertschätzung für Käufe und Konsum hat sich geändert. Ich liebe Fashion immer noch, bin aber nicht mehr so süchtig nach Shopping, wie ich es vor neun Jahren war. Heute shoppe ich seltener und suche nach einzigartigen und hochwertigen Stücken, die einem lange bleiben und nicht so schnell ersetzt werden müssen.”