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Autorin im Zwiespalt

„Warum ich mit Daunenjacken ein echtes Problem habe – aber trotzdem eine trage“

In metallischen Nuancen, bunten Farben und XXL-Format sind Daunenjacken besonders angesagt. Noch trendiger: sich vor dem Daunenkauf genauestens zu informieren.
In metallischen Nuancen, bunten Farben und XXL-Format sind Daunenjacken besonders angesagt. Noch trendiger: sich vor dem Daunenkauf genauestens zu informieren. Foto: Getty Images
Kristina Hellhake

14. November 2024, 19:41 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Sie halten wunderbar warm, sind atmungsaktiv, leicht, bequem und ganz nebenbei auch noch stylish: XXL-Daunenjacken. Der Haken: Um an die begehrten Federchen zu kommen, werden Gänse im schlimmsten Fall bei lebendigem Leib gerupft. Kann man Daune also überhaupt guten Gewissens tragen? Unsere Autorin hat sich diese(r) Frage gestellt.

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Auch in diesem Winter gibt es für mich keinen besseren Schutz gegen Frost als eine riesige blaue Daunenjacke. Das Herren-Modell habe ich vor zwei Jahren Secondhand gekauft, in der Größe XXL, sonst trage ich eher eine S. Manche finden diesen Look vielleicht ein wenig schräg, ich selbst liebe ihn. Auf kein anderes Kleidungsstück werde ich so viel angesprochen wie ebendiese Jacke. Oversize ist und bleibt ganz offensichtlich Trend, aber kann ich den Nachkauf guten Gewissens empfehlen? Und auch wenn ich zur Secondhand-Daune greife – entspricht das Tragen dieser Jacken überhaupt noch den ethischen Maßstäben?

Ist Daune genauso ein No-Go wie Pelz?

Dabei ging es sogar schon mal doller! Vor einigen Jahren begleitete mich der klassische Arctic Parka der Firma Woolrich, der nicht nur dick mit Daunen wattiert, sondern on top mit fettem Fellrand ausgestattet war. In diese Jacke zu schlüpfen war so, als würde man die Bettdecke niemals zurückschlagen, ein Maximum an Weichheit, Geborgenheit und Kälteschutz. Eiskalt wurde mir hingegen, als ich eine TV-Doku im ZDF sah, in der es um die Verarbeitung von Leder und Pelzprodukten ging. Der voluminöse Pelzkragen erschien mir von da an geradezu obszön, der Parka musste schnellstmöglich weg.

Meine Abneigung gegen Pelz ist geblieben, doch das Verhältnis zur isolierenden Daune hat seltsamerweise weniger gelitten. Eingeschlossen in den Kammern der Jacke sorgen die kurzen Federn für maximale Wärme, indem sie die Körpertemperatur des Trägers speichern. Warum ist das okay? Weil die Federn verborgen sind im Jacken-Inneren, ganz nach dem Motto: aus den Augen, aus dem Sinn?

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So werden Daunen gewonnen

Das Erfolgsprinzip der Daunenjacke ist simpel: Das Außenmaterial der widerstandsfähigen Jacken und Mäntel ist aus Nylon oder Polyester. Im Innern befindet sich hingegen meist ein Gemisch aus Daunen und Federn von Ente oder Gans. Je reiner die Daune, desto teurer in der Regel das Kleidungsstück. Doch so beliebt die Jacken auch sind, bei der Pflege sind sie anspruchsvoll. Hier sollte einiges beachtet: das Teil am besten gemeinsam mit Tennisbällen in den Trockner geben.

Immer noch fünf Prozent der Daunen werden den Tieren bei lebendigem Leib ausgerissen – dem absolut inakzeptablen Lebendrupf. Während die Pelzindustrie oft eigens für die Fellgewinnung züchte, greife die Daunenindustrie auf Nutztiere zurück. So erklärt es die Modebloggerin Vreni Frost, die sich vor dem Kauf einer neuen Jacke ausführlich mit dem Herstellungsprozess auseinandersetzt. Rund 95 Prozent der Daunen kämen von Gänsen und Enten, die für den Verzehr gehalten würden. Dessen Federn seien im besten Fall ein Abfallprodukt, das die Industrie weiterverwertet.

Ein Hingucker: eine Daunenjacke in Burgund
Ein Hingucker: eine Daunenjacke in Burgund Foto: Getty Images

Diese Siegel helfen beim Kauf

Dennoch besteht besonders bei Füllstoffen aus Nicht-EU-Ländern die Gefahr, dass dafür Gänsen bei vollem Bewusstsein und unter Schmerzen die unterste Federschicht aus der Haut gerissen wird. Wie man sich noch verantwortungsvoll in Daunen kleiden kann, ist für Hersteller daher ein großes Thema. Wer nach Orientierung beim Kauf neuer Produkte aus Daunen sucht, für den können die neuen Siegel hilfreich sein:

RDS (Responsible Down Standard)

Das RDS (Responsible Down Standard)-Siegel wurde von „The North Face“ zusammen mit der Non-Profit-Organisation Textile Exchange entwickelt. Es bescheinigt, dass den Tieren dank ausreichend Auslauf, Teichen zum Schwimmen oder der Möglichkeit zum Nestbau ein artgerechtes Leben ermöglicht und die Daune dann im Zuge des Schlachtrupfs gewonnen wird. Daunen aus anderen Quellen dürfen nicht untergemischt werden.

Bluesign Approved 

Wem es beim Kauf insgesamt um Nachhaltigkeit geht, für den ist das Siegel „Bluesign Approved“ besonders interessant. Dies gewährleistet eine insgesamt ressourcenschonende Fertigung des Kleidungsstücks.

Global Traceable Down Standard

Auch Recycling ist ein großes Thema: Das Outdoor-Label Patagonia sowie einige große Modeketten etablieren das Wiederverwenden alter Daunen: Die zarten Federn werden gesammelt und gereinigt und in den textilen Kreislauf zurückgeführt. Nebenbei hat Patagonia mit anderen Firmen, Tierschutzorganisationen und NGOs den aktuell strengsten Standard ins Leben gerufen: Beim Global Traceable Down Standard werden Lebendrupf und Stopfmast garantiert ausgeschlossen und sogar die Elterntierfarmen unterliegen strengsten Prüfungen.

Wie gut sind vegane Daunenjacken?

Für alle, die beim Shopping den gesamten Wertschöpfungsprozess, alle verwendeten Materialien und die Konsequenzen für die Umwelt im Blick haben wollen also keine echte Alternative.

Daunenjacke müssen nicht unbedingt nach Bettdecke aussehen
Daunenjacke müssen nicht unbedingt nach Bettdecke aussehen Foto: Getty Images

Einige kleinere Brands haben das Problem bereits erkannt: Embassy of Bricks and Logs, die sich komplett der veganen Winteroberbekleidung verschrieben haben, wollen „eine hundertprozentig nachhaltige Kollektion“ fertigen. Die Nachfrage steigt, Verbraucher wollen besser informiert werden und damit erhöht sich auch der Druck auf die Big Player: Internationale Brands wie Nike bieten bereits synthetische Daunen an und prüfen neue Herstellungsmöglichkeiten.

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Daunenfrei im Winter

Wen auch die neuen Siegel nicht überzeugen und wer schlicht die Finger von Daunen lassen will, für den gibt es glücklicherweise viele Alternativen. Auch in diesem Winter liegen Sie mit einem Mantel aus klassischer Schurwolle oder Kaschmir voll im Trend, für kuschelige Momente im tristen Wintergrau sorgen Varianten aus Fleece oder Teddyplüsch.

Mein persönliches Fazit zur Daunenjacke: Mitdenken hilft! Niemand sollte sich gezwungen fühlen, die geliebte Daune zu entsorgen. Allerdings sollte es selbstverständlich werden, sich vor einer Neuanschaffung gründlich darüber zu informieren, unter welchen Umständen die Kleidung produziert wurde und welche Materialien verwendet wurden. Nur so wird die Modeindustrie gezwungen sein, transparenter zu arbeiten – und davon profitieren wir am Ende alle.

Themen Jacken Mode-Trends Nachhaltigkeit Wintermode
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