29. September 2024, 17:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viele Menschen verzichten dem Tierschutz zuliebe auf echten Pelz. Doch wie lässt sich erkennen, ob zum Beispiel die Kapuze einer Jacke mit Kunstfell bestückt ist? STYLEBOOK hat die wichtigsten Fakten rund um Fake- und Echtpelz aufgelistet.
Kunstfell, Kunstpelz, Webpelz, Fake Fur – alle Begriffe beschreiben im Grunde das gleiche, nämlich ein fellähnliches Produkt aus Kunstfasern. Ob „Afghan-Coat“, kuschelige Plüschjacken in Knallfarben oder im Leo-Look – Fellmäntel sehen nicht nur stylisch aus, sondern halten im Winter gleichzeitig schön warm. Auch am klassischen Parka darf der Pelzkragen an der Kapuze in der Regel nicht fehlen – natürlich tierfreundlich aus nicht-tierischem Material. Kunstfell und Echtpelz erkennen – wir haben bei Experten nachgefragt.
Übersicht
Das Geschäft mit dem echten Pelz
Textilien mit Fell und Leder müssen gekennzeichnet werden
Dennoch gibt noch immer viele Produkte mit Echtpelz zu kaufen, wobei Kleidungsstücke, die Fell, Leder oder andere tierische Bestandteile enthalten, eigentlich mit dem Hinweis „Enthält nichttextile Bestandteile tierischen Ursprungs“ gekennzeichnet sein müssen. Doch nicht immer sind die Textilien korrekt deklariert, wie eine Untersuchung der Tierschutzstiftung „Vier Pfoten“ ergab: Eine Stichprobe zeigte, dass 51 Prozent der getesteten Jacken, Mäntel und Mützen mit Echtpelzbesatz nicht vorschriftsmäßig ausgewiesen waren. Und das vor allem bei vielen günstigen Marken. Denn teilweise ist die Verarbeitung von echten Fellen billiger, als hochwertiges Kunstfell zu verwenden. Besonders in China, wo es keine Tierschutzgesetze gibt, werden Felle von Marderhunden oder Waschbären zu Dumpingpreisen verkauft.
Pelzfarmen mitten in Europa: Pelzfarmen gibt es nicht nur in Asien, sondern auch in Europa. Dänemark als größter Pelzproduzent Europas musste in der Corona-Krise unzählige Nerze töten – die Tiere waren Träger einer mutierten Virus-Variante, die auch auf den Menschen überging. Nun plant Dänemark die Gesetzesvorlage für einen Ausstieg aus der Nerzhaltung bis Ende 2021.
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Irreführende Bezeichnungen für Tierarten
In der Europäischen Union gilt seit 2008 ein Importverbot für Hunde- und Katzenfelle. Dennoch gelangen immer noch unzählige dieser Pelze nach Europa – zumeist unter Decknamen, die die wahre Herkunft der Felle verschleiern sollen. Der Tierschutzbund hat die Tarnnamen nun aufgelistet – wir zeigen eine kleine Auswahl.
- Hund: Asian Wolf, Asian Jackal, Goupee, Gaewolf, Gubi, Corsac Fox, Kou Pi
- Katze: China-Katze, Genotte, Goyangi, Lipi, Moupy, Maopee, Feuer-Katze
- Marderhund: Murmasky, Seefuchs, Russischer Waschbär, Tanuki
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Echtpelz erkennen am Preis?
Lange galt der Preis von einem Teil als Indikator dafür, ob am Kleidungsstück Echtpelz verarbeitet wurde oder nicht. Doch Echtpelz – besonders in Form von Bommeln an Mützen oder Handschuhen – wird teilweise für weniger als zehn Euro angeboten. Zugleich hat gut gemachter Kunstpelz auch seinen Preis. Die Unterscheidung von Echt- oder Kunstfell allein am Preis festzumachen, ist also schwierig.
Dennoch gibt es Anhaltspunkte, um Kunstpelz zu erkennen – man muss nur etwas genauer hinschauen. Die Tierschutzorganisation PETA beschäftigen sich schon lange mit dem Problem der Pelz-Erkennung und gibt wichtige Hinweise, um den Unterschied besser feststellen zu können.
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Echtpelz erkennen – Tipps vom Experten
1. Unterwolle erkennen
Zieht man Kunstpelz auseinander, sieht man eine Unterlage aus Stoff, auf der die Haare befestigt wurden. Beim Echtpelz entdeckt man beim Außeinanderziehen des Oberhaars dagegen erst die sogenannte Unterwolle der Tiere aus feinen, dichten und flauschigen Haaren. Darunter befindet sich Leder.
2. Pusten, um Kunstpelz zu erkennen
Echtes Haar ist beweglicher als Kunsthaar: Pustet man die Haare ganz leicht an, bewegen sie sich bereits.
3. Natürliches Haar läuft spitz zu
Ein genauer Blick lohnt sich: Wie sehen die Spitzen der Haare aus? Sind sie gerade geschnitten, handelt es sich wohl um Kunstpelz. Spitzes Haar kann hingegen ein Echtpelz-Indikator sein. Denn in der Natur dünnen die Enden des Haare für gewöhnlich aus.
4. Echtpelze erkennen durch Brennprobe
So würden es die Textilprofis machen! Klar, dieser Test lässt sich natürlich nicht so einfach im Laden umsetzen, aber er kann eine Hilfe sein, um zum Beispiel den Besatz eines Erbstücks zu analysieren: Man verbrennt ein paar Haare. Zerfallen diese und geben sie den typischen Geruch von verkohlten Haaren wieder, ist es Echtpelz. Künstlicher Pelz riecht hingegen synthetisch, und die Haare schmelzen zu kleinen, harten Klumpen zusammen.
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Echtpelz auf dem Rückzug
Im Jahr 2020 lehnten 84 Prozent der Deutschen Echtpelz ab, so das Ergebnis einer Marktanalyse der Tierschutzstiftung „Vier Pfoten“. Es scheint also, dass Echtpelz immer mehr auf dem Rückzug ist – eine Entwicklung, die sich auch bei den Unternehmen bemerkbar macht. 71 der 88 untersuchten umsatzstärksten deutschen Unternehmen im Textilbereich sind laut Untersuchung von „Vier Pfoten“ pelzfrei, darunter bekannte Unternehmen wie Zalando, H&M oder C&A.