26. August 2022, 10:54 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Heutzutage kann man beinahe alles mieten, teilen oder leihen. Aber auch Kleidung? In Deutschland ist das noch eine Nische. In Zeiten der Nachhaltigkeitsdebatte trifft das aber den Nerv der Zeit! STYLEBOOK sagt wieso.
Laut Bundesumweltministerium (BMUV) kaufen die Deutschen im Schnitt sechzig Kleidungsstücke pro Jahr. Durch „Fast Fashion“ kämen neue Trends und Kollektionen in immer kürzeren Abständen auf den Markt und stillt eine kurzfristige Befriedigung von Konsumwünschen. Dabei werde jedes fünfte Kleidungsstück so gut wie nie getragen. Die weltweite Kleidungsproduktion habe sich seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt. Slow Fashion nennt sich das Gegenstück zu dieser Entwicklung. Hier steht Nachhaltigkeit im Vordergrund – Kleidung einfach zu leihen ist dabei eine relativ neue, unbekannte Option.
Kleidung leihen ist noch eine Nische
Laut einer veröffentlichten repräsentativen Umfrage der Umweltorganisation Greenpeace ist das Leihen von Kleidung bei kommerziellen Anbietern noch eine Nische. Insgesamt haben nur sieben Prozent der Befragten schon mal Kleidung ausgeliehen. Bei den jungen Menschen scheint das Modell jedoch beliebter zu sein. Bei den 18- bis 29-Jährigen waren es bereits 15 Prozent, die Interesse zeigten.
Ein solcher Anbieter ist unter anderem die „Kleiderei“: Dort können Kunden ein Abo abschließen und für 29 Euro im Monat vier Kleidungsstücke gleichzeitig ausleihen und sie bei Bedarf gegen neue Stücke tauschen. Läden gibt es in Köln, Freiburg, Berlin und bald in Stuttgart.
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Es besteht noch Aufklärungsbedarf
Chefin der „Kleiderei“ ist Lena Schröder. Seit 2016 betreibt sie ihren Laden in Köln. Ursprünglich wurde die „Kleiderei“ als Online-Verleih gegründet, 2018 sei dieser eingestellt worden. Schröder habe die Marke übernommen und sich auf stationäre Läden konzentriert.
Das Umweltbundesamt rät im Sinne der Umweltverträglichkeit unter anderem dazu, Kleidungsstücke zu mieten. Das könne im Bekanntenkreis funktionieren, mittlerweile gibt es aber auch viele Online-Portale, die dieses Konzept anbieten. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten und Anbieter. So gibt es Anbieter, die ähnlich wie die „Kleiderei“ Kleidungsstücke im Abo-Modell verleihen. Man kann aber auch einzelne Textilien für bestimmte Anlässe mieten. Ein Hochzeitskleid gibt es so für einen Bruchteil des Neupreises. Über die App eines Anbieters kann man selbst Kleidung vermieten oder von anderen Privatpersonen leihen. Ein anderer Anbieter bietet Pakete mit mehreren Kleidungsstücken an, die sich gut miteinander kombinieren lassen. Auch Luxushandtaschen lassen sich per Abonnement mieten und regelmäßig austauschen.
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Textilien sollen langlebig und reparierbar sein
„Modemarken müssen von Produzenten zu Dienstleistern werden“, fordert die Konsumexpertin von Greenpeace, Viola Wohlgemuth. Neue Textilien müssten grundsätzlich langlebig und reparierbar sein, doch vor allem müssten Reparatur-, Miet- und Tauschdienstleistungen sowie Secondhand-Mode ebenfalls angeboten werden und zum neuen Standard werden.
Die mittelständischen Mode- und Bekleidungsmarken stünden für Qualität, Werthaltigkeit und gute Passform, teilt eine Sprecherin des Gesamtverbands der deutschen Textil- und Modeindustrie mit. Damit lägen sie im Trend, wenn es um Kleidung geht, die lange hält, repariert werden kann oder in Kreisläufe geht. Der klassische Einzelhandel habe das Modell, Waren zu verkaufen, sagt ein Sprecher des Handelsverbands Textil Schuhe Lederwaren (BTE). „Der Handel macht das, was der Kunde will.“ Das Leihen sei ein interessantes Modell und wenn das zu einem Trend wird, dann werde der Handel dem folgen.
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Quelle
– mit Material von dpa