6. Dezember 2023, 6:36 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Schwarz-Weiß ist 2023/2024 der ultimative Herbst-Winter-Farbtrend – da scheint sich die Modebranche einig zu sein. Aber mal ehrlich: Ist dieses klassische Farbduo wirklich so unverzichtbar im Kleiderschrank? Janina Ottma hat zum aktuellen Schwarz-Weiß-Modetrend eine klare Meinung.
Röcke mit großen, horizontalen Blockstreifen. Oversize-Parkas mit Hahnentrittmuster. Maxi-Kleider mit Tupfen. Auf den Laufstegen präsentieren Mode-Labels wie Valentino, Armani oder Dolce & Gabbana ihre aktuellen Herbst-Winter-Kollektionen. Und so unterschiedlich die Kreationen der Designerinnen und Designer auch sein mögen, eint sie eines: Sie sind schwarz-weiß.
Einschlägige Mode-Portale feiern die Rückkehr zu schwarz-weißen Basics als „gleichzeitig zurückhaltend und aufregend“ oder bezeichnen sie als „zeitlosen Modetrend, der immer wieder aufs Neue begehrt wird“. Unrecht haben Vogue & Co. mit Aussagen wie diesen nicht. Das sind meiner Ansicht nach die größten Stärken von Schwarz-Weiß-Kombinationen:
- Klar: Schwarz und Weiß sind sogenannte unbunte Grundfarben. Sie können verwendet werden, um bunte Farben zu schattieren oder zu tönen. Treffen die beiden klaren Farben aufeinander, entsteht ein harmonisches Gleichgewicht, das durch seinen starken Kontrast auch Spannung erzeugt.
- Flexibel: Schwarz-Weiß-Kombinationen sind alltagstauglich, trendy, verspielt, edgy, gediegen oder edel – ganz nach Styling.
- Zeitlos: Ein schwarzes Minikleid kombiniert mit schwarz-weißen Ballerinas ist zeitlos schön – das wusste auch schon Stilikone Audrey Hepburn, die oft auf schlichte Schwarz-Weiß-Kombinationen setzte.
Keine Frage, schwarz-weiße Mode hat ihren Platz in der Modegeschichte. Aber ist sie wirklich das ultimative Must-have für Herbst/Winter 2023?
Schwarz-Weiß: Das neue Mode-Must-have – wirklich?
Während die Modewelt die Black-White-Kombination immer wieder als Inbegriff von Eleganz und Zeitlosigkeit feiert, wage ich eine kontroverse These: Schwarz-Weiß ist vor allem eines: sicher.
Was ist daran so schlecht, auf ein „sicheres“, ein „verlässliches“ Outfit zu setzen, fragen Sie sich? Eines, mit dem man keine Risiken eingeht und von dem man weiß, was man bekommt? Bevor ich diese Frage beantworte, müssen Sie eines über mich wissen.
Ich bin Goth – auch wenn ich mich nicht immer dementsprechend kleide (es geht beim Goth-Sein meiner Ansicht nach mehr um eine innere Einstellung als um Äußerlichkeiten, aber das führt an dieser Stelle zu weit). So oder so: Mein innerer Goth sagt sicherlich nicht „nein“ zu einem schwarzen Minikleid mit Bubikragen à la Wednesday Addams. Auch mit schwarz-weißen Checkerboard-Slip-ons verbinde ich Jugenderinnerungen, die ich nicht missen will. Und die typische Berliner-Techno-Hipster-Kutte (Schwarz kombiniert mit Schwarz und nochmal Schwarz) ist mir am Ende des Tages lieber als jedes lachsfarbene Polohemd mit aufgestelltem Kragen.
Trotzdem und obwohl ich, wie gesagt, selbst großer Fan von Schwarz mit geschickt eingestreuten weißen Akzenten – zum Beispiel in Form von Haarclips oder Nagellack – bin, kann man mit einem schwarz-weißen Outfit gleichzeitig kaum etwas falsch machen. Sie sind in der Komfortzone. Und genau das, das „sich etwas trauen“, etwas wagen, ein Risiko eingehen, ist aber manchmal nötig.
Schwarz-weiße Outfits: Klassisch – und „sicher“
Sie werden sich auf keinen Fall blamieren, wenn Sie zur Firmenparty in schwarzer Anzughose mit einem gut sitzenden, hochwertigen weißen T-Shirt, kombiniert mit weißen Sneakern erscheinen. Niemand wird Sie komisch anschauen, wenn Sie einen schwarz-weiß gestreiften Pullover tragen oder ein weißes Kleid mit schwarzen Tupfen.
Gleichzeitig werden Sie aber auch keine absoluten „Wow“-Momente schaffen. Niemand wird fragen: „Wow, woher hast du diesen schwarzen Cardigan?“ Ich gebe zu, wenn es ein extrem hochwertiger, gut sitzender Cardigan ist, besteht trotzdem die Möglichkeit. Aber Sie ahnen möglicherweise, worauf ich hinauswill: Schwarz-Weiß ist nicht unbedingt ein Hingucker.
Gerade in einer Zeit, in der die Mode mehr denn je ein Mittel für individuellen Ausdruck und Kreativität ist, fällt die schwarz-weiße Palette zurück. Sie bietet wenig Raum für Experimente und „spielt sicher“, während andere Trends mutig und innovativ sind.
Spannendere Trends in diesem Herbst und Winter sind zum Beispiel Stiefel im auffälligen Metallic-Look, goldglitzernde Maxiröcke oder Micropants. Diese Trends fordern die Trägerin oder den Träger heraus, über die normativen Grenzen der Mode hinauszugehen und einzigartige, individuelle Looks zu kreieren.
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Über den Tellerrand des Schwarz-Weißen hinausblicken
Natürlich lassen sich die auch erschaffen, indem man Accessoires in lebendigen Farben mit Schwarz-Weiß kombiniert oder auf unerwarteten Materialkombinationen und gewagten Silhouetten setzt. Trotzdem ist es meiner Ansicht nach bei allem Respekt etwas zu einfach, Schwarz-Weiß-Kombinationen zum aktuellen „Must-have“ zu erklären. Schwarz-Weiß ist ein Klassiker, der seit Jahrzehnten angesagt ist – sicherlich kein „Trend“.
Sicher ist „sicher“ nicht verkehrt. Aber in einer Welt, die sich nach Vielfalt und Individualität sehnt, bietet diese Farbkombination wenig Spielraum für persönlichen Ausdruck. Wie die Welt ist auch die Mode im ständigen Wandel. Und manchmal ist die Zeit gekommen, um sich weiterzuentwickeln – weg von der Sicherheit des Schwarz-Weißen hin zu mutigeren, persönlicheren Statements.